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Helle Räume, bunte Möbel. 30 Mitarbeiter hat Büroleiter Gabriel Hacker derzeit in Berlin. Wenn aus deren Ideen marktfähige Produkte werden, wird aufgestockt.

© Mike Wolff

Spiele-Entwickler King in Berlin: Auf der Suche nach dem nächsten "Candy Crush"

Das Spiel hat Suchtpotenzial: Weit mehr als 500 Millionen haben „Candy Crush Saga“ schon auf ihrem Smartphone oder Tablet installiert. Erfinder King arbeitet in Berlin an neuen Spielen.

Es sind beeindruckende Zahlen. Täglich schieben 84 Millionen Menschen knallbunte Süßigkeiten über ihre Bildschirme, formen Reihen und sammeln Punkte. Weit mehr als 500 Millionen haben „Candy Crush Saga“ schon auf ihrem Smartphone oder Tablet installiert. 2013 war das digitale Drops-Geschiebe das erfolgreichste Mobile Game der Welt.

Hinter „Candy Crush Saga“ steht die Firma King. Das Unternehmen hat Niederlassungen von London bis Barcelona, von Bukarest bis Tokio. Seit Anfang 2014 ist King auch in Berlin vertreten – mit einem Studio, das neue Spiele entwickeln soll. Das Team arbeitete zunächst in Übergangsbüros, bevor es Anfang August in die Jägerstraße 32 nach Mitte zog. Dort hat King ein zweistöckiges Studio einrichten lassen: 1400 Quadratmeter mit hohen hellen Räumen, bunten Sitzgruppen und Glaskästen für Meetings. Eine Rutsche verbindet die Stockwerke, es gibt eine Tischtennisplatte und auch einen „Game Room“ mit Konsolen, wo Mitarbeiter spielend Feldforschung betreiben. King setzt auf flache Hierarchien – und auf eine kreative Grundstimmung.

"Direkter Zugriff auf Talente"

Nach Berlin kam King, um von der wachsenden Entwicklerszene zu profitieren. „Berlin ist eine Weltmetropole mit sehr vielen Start-ups, die direkten Zugriff auf Talente ermöglicht“, sagt Studioleiter Gabriel Hacker. „In den ersten sechs Monaten haben wir mehr als 3000 Bewerbungen erhalten.“ Für Fachkräfte aus aller Welt ist Berlin attraktiv, bietet es doch kulturelle Vielfalt und vergleichsweise niedrige Lebenshaltungskosten. Internationale Spielefirmen wie King, Kabam und Shanda haben die Attraktivität des Standorts erkannt und sind jetzt in Berlin vertreten. Berliner Start-ups wie Wooga und Gameduell sind mittlerweile mittelständische Unternehmen mit mehreren hundert Angestellten.

King Berlin hat momentan 30 Mitarbeiter. Die Zahl soll sich verdreifachen, sobald hier das erste Spiel produziert wird. Noch aber befindet sich das Studio in der sogenannten Prototypen-Phase: Sechs- bis neunköpfige Teams entwickeln Spielmechaniken und Designs, die ähnlichen Erfolg bringen sollen wie „Candy Crush Saga“. Als börsennotiertes Unternehmen ist King darauf angewiesen, ständig neue Hits zu produzieren, will es die Aktionäre zufriedenstellen. Seit seiner Gründung vor elf Jahren hat King mehr als 200 Spiele veröffentlicht: Anfangs lag der Schwerpunkt auf Browsergames, mittlerweile konzentriert man sich auf den Mobile-Markt. Die aktuellen Spiele heißen „Pet Rescue Saga“, „Papa Pear Saga“ oder auch „Farm Heroes Saga“. Die meisten sind Rätselspiele mit einem gewissen Zufallsfaktor. Und alle sind sie „free-to-play“.

King verdient prächtig an In-App-Käufen

„Jede Firma interpretiert free-to-play anders“, sagt Gabriel Hacker. „Für uns bedeutet es, dass unsere Spiele komplett gratis spielbar sind – von vorne bis hinten.“ Die Mehrheit der Spieler, die das höchste Level in „Candy Crush Saga“ erreichen, haben nie etwas dafür bezahlt, betont Hacker. Andererseits verdient King prächtig an In-App-Käufen, im zweiten Quartal 2014 lag der bereinigte Unternehmensgewinn bei 188 Millionen US-Dollar. „Wir finanzieren uns, indem wir den Spielern anbieten, schneller durch ein Level zu kommen“, erklärt Hacker den Mechanismus in „Candy Crush Saga“. „Die Spieler können zum Beispiel fünf Extrazüge kaufen oder einen Lollipop-Booster, mit dem man Süßigkeiten aus dem Weg räumt.“ Wer seine fünf Spielleben verbraucht hat, kann entweder eine Runde aussetzen, neue Spieler anwerben oder gleich zahlen, um weiterzuspielen.

Besonders für ungeduldige Naturen sind In-App-Käufe verlockend. Verbraucherschützer raten deshalb Eltern, die Kauffunktion im App-Store zu deaktivieren, damit der Nachwuchs nicht unbekümmert Geld ausgibt. „Unsere Spiele werden für eine erwachsene Zielgruppe entworfen“, betont indes Gabriel Hacker. „Unsere wichtigste Zielgruppe ist älter als 30 Jahre und vorwiegend weiblich.“ Wobei unter 345 Millionen King-Kunden natürlich jeder Spielertyp vertreten sei.

Im Berliner Studio feilen die King-Mitarbeiter eifrig an neuen Ideen. Für die Entwicklung eines Spiel-Prototyps sind ungefähr drei Monate vorgesehen. Erweist sich der als markttauglich, beginnt die eigentliche Produktionsphase mit deutlich mehr Personal. Schon jetzt suche man nach weiteren Fachkräften, sagt Hacker: Vor allem Grafiker, Entwickler, Producer und Game-Designer werden benötigt.

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