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Wirtschaft: Sparkassen wehren sich gegen private Banken

Kooperation in der EU soll verstärkt werden VON ROLF OBERTREIS Frankfurt (Main).Den "Hammer" habe er nicht ausgepackt, sondern nur eine ohnehin klare Position verdeutlicht, sagt Horst Köhler, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).

Kooperation in der EU soll verstärkt werden VON ROLF OBERTREIS

Frankfurt (Main).Den "Hammer" habe er nicht ausgepackt, sondern nur eine ohnehin klare Position verdeutlicht, sagt Horst Köhler, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).Tatsächlich aber dürfte er mit seinen Worten neues Öl ins Feuer um den Streit zwischen den privaten Banken und den Sparkassen und Landesbanken gegossen haben.Die Beschwerde der privaten Banken gegen die Beschaffung von angeblich billigem Eigenkapital der Landesbanken, so Köhler am Dienstag in Frankfurt, könnte auch der Versuch sein, einen leistungsfähigen Konkurrenten im Vorfeld der Neuaufteilung der Märkte in der Europäischen Währungsunion zu schwächen.Köhler betrachtet die Beschwerde als Angriff gegen die Sparkassenorganisation insgesamt. Bei dem Streit geht es um die Eingliederung des Kapitals von Wohnungsbauförderungs-Anstalten in die Landesbanken.Die privaten Banken betrachten dies als unzulässige, zu billige und damit wettbewerbswidrige Geldbeschaffung und haben deshalb die EU-Kommission angerufen.Köhler sieht das anders, die Landesbanken müßten auch dieses Kapital mit acht Prozent verzinsen.Eine Entscheidung aus Brüssel steht auch nach zwei Jahren noch aus. Der Streit hat freilich längst größere Dimensionen angenommen.Auch die Rechtsform und die öffentliche Gewährträgerhaftung für die Sparkassen und Landesbanken ist den privaten Banken ein Dorn im Auge.Der DSGV-Präsident freilich sieht sich durch die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder gestärkt.Sie hätten deutlich gemacht, daß Sparkassen und Landesbanken einen öffentlichen Auftrag erfüllten und eine wesentliche Ursache für die Leistungsfähigkeit und Krisenfestigkeit des deutschen Banksystems darstellten.Es müsse endlich klargestellt werden, daß diese Rechtsform mit EU-Recht vereinbar sei.Köhler vergißt auch nicht den Hinweis, daß die Sparkassen ihre Überweisungen an den Fiskus für die Zeit von 1992 bis 1996 gegenüber 1987 bis 1991 von 19 auf 34 Mrd.DM gesteigert hätten, während sie bei den Großbanken von gut 10 auf knapp 8 Mrd.DM gefallen seien.Und während die Sparkassen die Zahl der Mitarbeiter leicht auf 287.000 aufgestockt hätten, hätten die drei größten Banken Ende 1996 nur noch 114.000 Beschäftigte und damit über 11.000 weniger gehabt als vier Jahre zuvor. Auch wenn Köhler so deutliche Worte findet hält er den Streit zwischen Sparkassen und privaten Banken vor dem Hintergrund der Rekord-Arbeitslosigkeit und der Erosion der Staatsfinanzen für "makaber".Im übrigen sei er auch für die erforderliche Stärkung des Finanzplatzes Deutschland kontraproduktiv. Die derzeit 607 Sparkassen und die Landesbanken sind unabhängig von diesem Gerangel derzeit in einen komfortablen Situation.1996 sei zufriedenstellend verlaufen, die zusammengefaßte Bilanzsumme habe erstmals die Marke von 3 Mrd.DM übertroffen.Bei der Plazierung der Telekom-Aktien hätten die Sparkassen mit 29 Prozent den größten Anteil im Inland gehabt.Die Ertragslage, so Köhler, sei zufriedenstellend gewesen.Zur Sicherung der Marktführerschaft wollen die Sparkassen 1997 ihren Vertrieb ausbauen, neue Technologien einsetzen und sich an etwa 4000 Standorten intensiver vermögenderen Kunden widmen.Um die Position der Sparkassen auch in der Europäischen Währungsunion zu sichern, will Köhler die Kosten nicht durch Fusionen und Personalabbau reduzieren, sondern die Geschäfte durch Kooperationen mit Sparkassen in anderen EU-Staaten wiederbeleben und ausbauen.

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