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Rund 10 000 Arbeitskräfte hat General Electric derzeit noch in Deutschland. Wenn der Siemens-Konkurrent die Abbaupläne umsetzt, fallen davon 1600 weg. Angeblich macht der Preisdruck asiatischer Wettbewerber dem Konzern schwer zu schaffen.

© dpa

Siemens-Wettbewerber GE: 500 Arbeitsplätze in Marienfelde bedroht

General Electric will die Fertigung von Stromwandlern einstellen. In Berlin sind 500 Jobs betroffen, bundesweit streicht der Konzern 1600 Stellen.

Schon wieder ist die Energiewende schuld. Die Empörung über die Kürzungspläne von Siemens in Berlin und Sachsen hat sich gerade ein wenig gelegt, da stellt mit General Electric (GE) ein weiterer Weltkonzern Pläne für den Arbeitsplatzabbau vor. 1600 Stellen sollen hierzulande verschwinden, davon rund 500 in Berlin-Marienfelde. Am Donnerstag informierte das Management die Belegschaften der betroffenen Standorte über die „Restrukturierungspläne zur Bewältigung der großen Herausforderungen auf dem Energiemarkt“. Das Marktumfeld sei „sehr schwierig“ und gekennzeichnet durch den Rückgang der Energieproduktion in Kohle- und Gaskraftwerken, den wachsenden Anteil erneuerbarer Energie, dem Trend zum Energiesparen sowie schließlich durch den „enormen Preisdruck, unter anderem durch Wettbewerber aus Asien“, wie es in einer GE-Mitteilung heißt.

Doch nach Berechnungen der IG Metall macht der Markt noch immer eine ordentliche Rendite möglich. Der von den Abbauplänen am stärksten betroffene Geschäftsbereich GE Power habe in den ersten neun Monaten mit 2,1 Milliarden Euro und einer operativen Marge in Höhe von 9,5 Prozent „deutlich zum Konzernergebnis beigetragen“. GE setze nun „seine industrielle Existenz in Deutschland aufs Spiel“, meinte Marco Spengler, der für die IG Metall im Aufsichtsrat der GE Deutschland Holding GmbH sitzt. „Bei so einem kräftigen Gewinn 500 Mitarbeiter allein in Berlin entlassen zu wollen, ist höchst unsozial“, schimpfte der Berliner IG-Metall-Chef Klaus Abel.

Der US-Konzern hat 10.000 Mitarbeiter in Deutschland

Wenn die Pläne umgesetzt werden, könnten in Marienfelde bis zu 500 der 650 Beschäftigten ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Betriebsräte befürchten mittelfristig den Verlust des gesamten Industriegeschäfts mit derzeit noch 800 Stellen in Berlin, Essen, Frankfurt (Main) und Hamburg. Der US-Konzern beschäftigt in Deutschland an rund 50 Standorten insgesamt noch 10 000 Mitarbeiter. Davon sollen nun 1600 in Mannheim, Stuttgart, Mönchengladbach, Kassel und Berlin ihren Arbeitsplatz verlieren.

Der Berliner Standort in Marienfelde gehört erst seit 2011 zum Konzern. Damals übernahm GE das französische Unternehmen Converteam, das heute GE Power Conversion heißt. Das Unternehmen ist Spezialist für diverse Formen und Anwendungen von Energieumwandlungstechniken. Der Standort in Marienfelde wurde in den 1980er Jahren von der AEG gegründet und hat seitdem neben den verschiedenen Eigentümern auch manche strukturelle Veränderung erlebt.

Preisdruck aus Asien

Im Frühjahr 2015 stellte Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) bei GE den Innovationsbericht vor. Damals war in Marienfelde gerade ein Trainingscenter in Bau, in dem Kunden mit den komplexen GE-Produkten rund um den Strom vertraut gemacht werden. Schon 2015 gab es die „Öl- und Gaskrise“, wie Betriebsratschef Martin Rüss sagt, und GE konzentrierte sich deshalb zunehmend auf Produkte für die Solar- und Windindustrie. Inzwischen läuft das Geschäft aber auch nicht mehr rund, der von asiatischen Wettbewerbern ausgeübte Preisdruck hat im dritten Quartal den Gewinn angeblich um die Hälfte schrumpfen lassen. Nach den bisherigen Plänen sollten die entsprechenden Produktionslinien nach Indien (Solar) und China (Windkraft) verlagert werden. Mit den am Donnerstag präsentieren Vorstellungen des Managements würden jedoch auch alle anderen Produkte in Marienfelde eingestellt und der Standort – trotz des erst mal verbleibenden Engineerings – mittelfristig kaum zu halten sein.

Knorr-Bremse-Tochter Hasse & Wrede bleibt in Marzahn

„Wir sind jetzt im Kampfmodus“, sagte Betriebsratschef Rüss am Donnerstag auf Anfrage. Mit Hilfe der IG Metall und externer Sachverständiger wolle man versuchen, in den kommenden Monaten so viele Arbeitsplätze wie möglich in der Fertigung zu retten. Bei Hasse & Wrede in Marzahn ist das gelungen. Eigentlich wollte die Münchener Konzernmutter Knorr-Bremse die Produktion von Drehschwingungsdämpfern für Motoren im kommenden Jahr nach Tschechien verlagern. Nun rettete die Initiative des Betriebsrats die Fertigung mit 109 Arbeitsplätzen, wie Knorr-Bremse am Donnerstag mitteilte.

„Die zusätzlichen Beiträge der Belegschaft gleichen die betriebswirtschaftliche Lücke zu einer Verlagerungslösung zwar nicht vollständig aus“, teilte der Konzern mit. Die Konzernleitung habe sich aber dennoch und auch deshalb für einen Verbleib von Hasse & Wrede in Marzahn entschieden, weil dies ein „Beitrag für unseren Gründungsstandort Berlin ist, der sich momentan in einem schwierigen beschäftigungspolitischen Umfeld bewegt“.

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