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Wirtschaft: Richtig verhandeln

Statt Gehaltserhöhung: Ein Nein zu mehr Geld muss nicht das letzte Wort sein

Einmal im Jahr sollten Arbeitnehmer mit dem Chef über das Gehalt sprechen. Dabei sollte man mit drei Zielen in die Verhandlung gehen, rät Martin Wehrle, Gehaltscoach und Ratgeberautor. Eines der Ziele ist das Maximal-Ziel. „Das ist immer eine Gehaltsforderung.“ Außerdem sollten sich Arbeitnehmer ein Minimalziel setzen: Sie sollten sich eine Summe überlegen, die sie mindestens mehr haben wollen. Zusätzlich sollten sie ein Alternativziel haben. Wenn der Chef nicht mit sich reden lässt und selbst das Minimalziel nicht erreichbar ist, sollten Arbeitnehmer ihrem Vorgesetzten psychologisch entgegenkommen, sagt der Gehaltscoach. Dabei sollte man immer die Vorteile für die Firma in den Mittelpunkt stellen, und nicht die eigenen.

PRÄMIE UND BONUS

„Die Prämie ist eine einmal jährlich zu zahlende Summe“, sagt Wehrle. Sie ist verknüpft mit bestimmen Leistungszielen. Der Experte rät, bestimmte Stufenziele festzulegen und das Ziel konkret zu benennen. Man sollte nicht nur abmachen, dass sich die Zahl der Kundenbeschwerden verringern soll. „Das ist nicht greifbar.“ Vielmehr sollte man vereinbaren, dass man sich darum kümmert, die Anzahl der Beschwerden um drei Prozent zu senken. Dann bekommt der Arbeitnehmer die volle zuvor ausgehandelte Prämie. Verringern sich die Beschwerden aber nur um zwei Prozent, bekommt man nur einen Teil der Prämie. Eine weitere alternative Gehaltserhöhung ist die Bonuszahlung. Der Unterschied: „Die Prämie hängt ab von der Individualleistung. Der Bonus hängt ab von der Leistung der Firma“, erklärt Wehrle. Ein Nachteil ist allerdings, dass der einzelne Arbeitnehmer zum Erreichen dieses Ziels nur bedingt beitragen kann.

Mehr Geld aufs Konto bekommen Arbeitnehmer auch durch eine vereinbarte Gratifikation. Das ist eine einmalige Zahlung, die an einen besonderen Anlass geknüpft ist. „Das muss nicht immer das Weihnachtsgeld sein“, sagt Wehrle. Eine Extrazahlung kann ein Arbeitnehmer etwa für den erfolgreichen Abschluss einer Fortbildung oder eines wichtigen Projekts aushandeln. Alternativ gibt es noch die Möglichkeit der Provision. Wenn ein Arbeitnehmer einen bestimmten Umsatz erzielt, kann er entsprechend daran beteiligt werden. Clever ist es, auch dies mit Stufenzielen zu verbinden.

ZUSCHÜSSE

Hilfreich sind bestimmte Zuschüsse für den Alltag, etwa für den Kindergarten. Wichtig ist aber, diesen Zuschuss als solchen auf dem Gehaltszettel deutlich zu machen und damit vom eigentlichen Lohn zu trennen, sagt Markus Deutsch vom Deutschen Steuerberaterverband in Berlin. Das Geld sollte der Arbeitgeber zudem direkt an den Kindergarten überweisen. Denn nur dann müssen dafür keine Steuern und Sozialabgaben entrichtet werden. Ein Tipp sind Zuschüsse des Arbeitgebers zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes – wie es offiziell heißt. Wer einen Yoga- oder einen Raucher-Entwöhnungskurs machen will, sollte über die Finanzierung mit seinem Chef reden. Der Arbeitgeber kann jährlich 500 Euro dazu zahlen, ohne dass Steuern oder Sozialversicherung anfallen, sagt Deutsch. Essensschecks sind eine weitere Möglichkeit. „Das ist sehr gebräuchlich, sofern man keine Kantine hat.“

Auch ein Dienstwagen kann eine Alternative sein. Aber: „Ein Dienstwagen ist kein Steuersparmodell“, warnt Deutsch. Die Arbeitnehmer haben dadurch einen sogenannten geldwerten Vorteil, der besteuert wird. Egal ob der Arbeitnehmer mehr Geld auf die Hand oder etwa eine Uhr geschenkt bekommt, er muss Steuern zahlen. Allerdings sind bis zu 44 Euro im Monat an Sachzuweisungen steuerfrei.

WEITERBILDUNG

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint: Eine Fortbildung kann eine Alternative zur Gehaltserhöhung sein. Denn durch eine Weiterbildung erhöht man seinen Marktwert – in der eigenen Firma und auf dem freien Markt. Die Fortbildung sollte aber gut gewählt sein, denn. „Damit stellt man die Weichen für die Karriere“, sagt Gehaltscoach Wehrle. Auch Urlaubstage oder flexible Arbeitszeitmodelle sind Alternativen zur Gehaltserhöhung. Wer einen Tag in der Woche zu Hause arbeiten möchte, kann dies aushandeln statt mehr Geld zu verlangen. „Da sind Arbeitgeber verhandlungsbereiter als man denkt“, sagt Svenja Hofert, Karriereberaterin in Hamburg. Von Berit Waschatz (dpa)

Berit Waschatz (dpa

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