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Wirtschaft: Researchgate will den Nobelpreis

Bildungssenatorin Scheeres besucht Start-up.

Berlin - Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres hat eine neue Aufgabe. Sie muss vermitteln. Mit Researchgate hat Berlin zwar ein Unternehmen, dem Microsoft-Gründer Bill Gates Millionen Dollar anvertraut hat und das nicht weniger will, als die wissenschaftliche Arbeit zu revolutionieren. Doch die hiesigen Forschungseinrichtungen lassen es bisher links liegen. Diese Klage bekam die SPD- Politikerin bei ihrem Besuch bei Researchgate am Mittwoch zu hören.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte selbst bei einem früheren Gespräch mit Researchgate betont, wie wichtig es sei, dass die etablierten Institutionen mit den Start-ups der Digitalwirtschaft zusammenarbeiteten. Beide Seiten könnten voneinander profitieren. Doch offenbar ist die Botschaft noch nicht angekommen.

Das Onlinenetzwerk verfügt aktuell über mehr als drei Millionen Mitglieder – ausschließlich Wissenschaftler – und bietet mehr als elf Millionen wissenschaftliche Artikel. „Wir wollen das antiquierte System der Publikationen beschleunigen und auch Negativdaten, also die Ergebnisse gescheiterter Experimente, zeigen“, erklärt Gründer Ijad Madisch. Das sei für Forschungseinrichtungen aller Wissenschaftsbereiche sehr interessant, weil es Zeit und Geld spare. Da ist es laut Madisch bedauerlich, dass in der Hauptstadt bisher allein die Charité mit Reserachgate zusammenarbeite.

Um Geld geht es indes nicht. „Investoren, die vor zwei, drei Jahren noch die Nase über uns gerümpft haben, wollen uns nun plötzlich Kapital geben“, berichtet Madisch der Bildungssenatorin. Seit Bill Gates mit anderen Geldgebern in das Start-up investierte, ist Researchgate berühmt. 27 Millionen Euro bekamen die Berliner in ihrer dritten Finanzierungsrunde. Bisher arbeitet das 2008 gegründete Unternehmen nicht profitabel.

Das Pathos in der Invalidenstraße ist groß: „Arbeiten an einem Weltveränderer“, steht an den Bürowänden der Programmierteams. Derzeit beschäftigt das Start-up etwas mehr als 100 Mitarbeiter. Der Informatiker und promovierte Mediziner Madisch sagt, er sei überzeugt, dass Researchgate bald ein ähnliches Kaliber wie Google, Facebook, Twitter oder Wikipedia werde. Die Bildungssenatorin ist neugierig, wann und wie Researchgate Geld verdienen will. „In wenigen Monaten“, versichert ihr Madisch. Demnächst würden die Stelleninserate kostenpflichtig. Außerdem wolle Researchgate Wissenschaftskongresse organisieren und einen Onlinemarktplatz für Bakterien und Viren starten. Das größte Ziel sei aber, auch künftig unabhängig zu bleiben. „Ich will für Researchgate den Nobelpreis gewinnen“, sagt Madisch. Arne Bensiek

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