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John Cryan, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank.

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Quartalszahlen: Deutsche Bank erhöht Gewinn - Cryan ermahnt seine Mitarbeiter

Die Deutsche Bank verkündet gute Geschäftszahlen. Aber sie hat noch viel Arbeit vor sich. Ihr Chef John Cryan ermahnt seine Mitarbeiter zur Ehrlichkeit.

John Cryan wirkt zum ersten Mal seit Langem zufrieden, auch wenn er sich alles andere als zurücklehnt. Aber ein Nettogewinn von 575 Millionen Euro in den ersten drei Monaten – nach 236 Millionen Euro im Vorjahresquartal – lässt den Vorstandschef der Deutschen Bank wieder „mit einer guten Portion Optimismus“ in das weitere Geschäftsjahr schauen. Gleichzeitig betont er, dass es noch viel zu tun gebe. Auch das deutlich höhere Ergebnis im ersten Quartal „kann auf Dauer nicht unser Anspruch sein“. Er fordert die Deutschbanker auf, weitere Fortschritte auf faire Weise anzustreben. „Handeln Sie stets ehrlich und integer – genauso also wie sie von anderen behandelt werden wollen“, schreibt er in einer Nachricht an die Beschäftigten zur Vorlage der Quartalszahlen.

Nach der Beilegung großer Rechtsstreitigkeiten in den USA und in Russland rückt das Thema bei der Deutschen Bank etwas in den Hintergrund. Im ersten Quartal musste das Institut nur 31 Millionen Euro an Strafen und für Vergleiche zahlen, 2016 waren es insgesamt 2,4 Milliarden Euro. Damit rückt auch für Cryan der Umbau der Bank in den Vordergrund, zumal sie nach der jüngsten erfolgreichen Kapitalerhöhung um acht Milliarden Euro solider dasteht und, so sagt Cryan, Zweifel an der Kapitalausstattung habe ausräumen können. „Wir kommen beim Umbau der Bank gut voran, unsere Kunden kommen zudem zurück“, sagt er. Der Vorsteuergewinn der Privatkundensparte kletterte gegenüber dem Vorjahresquartal von 63 auf 320 Millionen Euro. Kunden hätten der Bank netto drei Milliarden Euro mehr anvertraut, im Fondsgeschäft sind fünf Milliarden frisch hereingekommen. Es zahlt sich nach Ansicht von Cryan aus, dass acht Beratungscenter eröffnet wurden, die den Kunden auch abends und am Wochenende zur Verfügung stünden.

130 Filialen geschlossen

Allerdings wurden mittlerweile in Deutschland auch 130 Filialen geschlossen, weitere 58 werden folgen. Am Ende sollen es nur noch 535 sein. Die Zahl der Beschäftigten schrumpfte im ersten Quartal weltweit um 1600 auf 98.200, im Vergleich zum ersten Vierteljahr 2016 sogar um 3300. In Deutschland ging es von Januar bis März um fast 500 auf gut 44.100 zurück, im Vergleich zu Ende März 2016 sogar um 1900. In 18 Ländern hat die Bank wie geplant ihr Kapitalmarktgeschäft aufgegeben.

Auch in der Investmentbank sieht Cryan deutliche Fortschritte. Für mehrere Konzerne wie BMW, Nokia, Novartis oder Siemens habe die Bank Anleihen, für Covestro und Snap Aktien platziert. „Weltweit sind wir die Nummer zwei bei Börsengängen, in den USA sogar die Nummer eins“, sagt Cryan. Er betont auch die Fortschritte bei der Digitalisierung der Bankgeschäfte. Unter anderem ermöglicht das Institut Privatkunden seit Neuestem das kontaktlose Bezahlen per Smartphone – sofern es kein iPhone ist. Im März wurde zudem in New York das weltweit vierte Innovationslabor eröffnet.

Allerdings hat die Bank wie andere Institute auch in den nächsten beiden Jahren eine diffizile und teure Arbeit vor sich, wie die Verlagerung von Geschäften und Einheiten aus London in die EU wegen des Brexits. Bis zu 4000 der 9000 Stellen in der britischen Hauptstadt müssten möglicherweise abgezogen werden, rechnet Vorstandsmitglied Sylvie Matherat vor. Wohin lässt sie noch offen. Aber Frankfurt gilt dabei als Favorit.

Die Grundlagen für wieder bessere Geschäfte seien trotzdem gelegt, betont der Deutsche-Bank-Chef. „Wir wollen und können uns steigern. Lassen Sie uns alles dafür tun, dass wir die Tiefpunkte des Jahres 2016 nicht noch einmal erleben. Eine solche Erfahrung ist mehr als genug.“

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