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Sparflamme? Verbraucher können mit einem Wechsel des Gasanbieters viel Geld sparen.

© Patrick Pleul/dpa

Preissenkungen im neuen Jahr: Gas wird billiger - wechseln lohnt sich

Zum Jahresanfang senken viele Gasanbieter die Preise, auch die Gasag. Kunden können durch einen Wechsel mehrere hundert Euro im Jahr sparen.

Von Ronja Ringelstein

Wer hat schon Lust auf den Papierkrieg? Den Gasanbieter zu wechseln, ist mühsam und bringt nicht viel? Falsch. Der Aufwand, seinen Gasversorger zu wechseln, ist gering. Man muss die Tarife vergleichen, sich einen neuen suchen und den Wechselantrag stellen. Den Rest erledigt der neue Gasanbieter. Er kündigt den Altvertrag und regelt die Ummeldung. Das ist wenig Mühe, und das bisschen Mühe zahlt sich aus: Verbraucher können durch einen Anbieterwechsel mehrere hundert Euro im Jahr sparen. Fürs neue Jahr haben viele Anbieter angekündigt, ihre Gaspreise zu senken. Auch der Grundversorger Gasag hat zum 1. Januar 2017 den Preis für Erdgas herabgesetzt.

SO VIEL KOSTET GAS

Der Gaspreis hängt vom Tarif ab. Zum Verbrauch, den man pro Kilowattstunde (kWh) bezahlt, kommt die Grundgebühr hinzu. Um den günstigsten Tarif zu ermitteln, sollte also auch der Grundtarif miteingerechnet werden.
Die Gaspreise haben sich aus Abnehmersicht eigentlich ganz gut entwickelt: Die Beschaffungskosten der deutschen Gasimporteure und Gashändler sind seit 2012 fast um die Hälfte gefallen. Vom ersten Halbjahr 2015 bis zum zweiten Halbjahr 2016 gaben sie um durchschnittlich 30 Prozent auf etwa 1,5 Cent pro Kilowattstunde nach. Doch die Anbieter geben diese Nachlässe nicht immer an ihre Kunden weiter, heißt es in einer aktuellen Studie der Beratungsfirma Energycomment für die Bundestagsfraktion der Grünen. Bei den meisten Anbietern kostet eine Kilowattstunde um die vier bis viereinhalb Cent. Umso wichtiger also, die Anbieter gut zu vergleichen. Durch einen preisgünstigen Gastarif kann eine Familie nach aktuellen Berechnungen des Vergleichsportals Check24 durchschnittlich 621 Euro, ein Singlehaushalt 202 Euro im Jahr einsparen.

Der Trend sinkender Gaspreise hält weiter an, erklärte das Vergleichsportal Verivox. Zwischen Januar 2016 und Januar 2017 werde Gas im Durchschnitt rund sieben Prozent billiger.
Der Trend sinkender Gaspreise hält weiter an, erklärte das Vergleichsportal Verivox. Zwischen Januar 2016 und Januar 2017 werde Gas im Durchschnitt rund sieben Prozent billiger.

© AFP / Thorsten EBERDING

SO ERMITTELT MAN DEN VERBRAUCH

Um einen Gaspreisvergleich durchzuführen, muss man wissen, wie viel Gas man verbraucht. Am einfachsten ist ein Blick in die letzte Jahresabrechnung. Das Verbraucherportal Finanztip empfiehlt, den eigenen Durchschnittsverbrauch aus den Rechnungen der letzten drei Jahre zu berechnen, um so Ausreißer nach oben und unten, wie etwa einen besonders harten oder milden Winter, zu relativieren. Ist der Verbrauch in Kubikmetern (m³) und nicht in Kilowattstunden angegeben, lässt sich das im Internet problemlos umrechnen. Ändert sich der Haushalt, vergrößert oder verkleinert er sich also, kann man ungefähre Richtwerte als Grundlage der Berechnung heranziehen. 20.000 Kilowattstunden entsprechen etwa dem Jahresverbrauch eines gasbeheizten Einfamilienhauses. Bei einem Single-Haushalt legen die Experten 5000 Kilowattstunden pro Jahr zugrunde.

VERGLEICHEN DER ANBIETER

Es gibt mehr als 950 Gasanbieter in Deutschland. Eine Analyse von Check24 ergab, dass Verbraucher in Deutschland je nach Wohnort durchschnittlich aus 98 Gasanbietern auswählen können – in Ballungsräumen sind es sogar bis zu 149, auf dem Land weniger.
Dass sich Privatkunden den Anbieter selbst aussuchen können, ist noch nicht lange die Regel, erst seit 2006 ist auch für private Kunden der Wechsel des Gasanbieters möglich. Bis Ende 2015 haben laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) allerdings nur 31 Prozent der Gaskunden ihren Anbieter gewechselt. Dabei spart ein Wechsel häufig Geld. Um bei der Vielzahl der Anbieter den günstigsten Tarif in der jeweiligen Region zu finden, sind kostenlose Online-Vergleichsrechner die beste Möglichkeit. Finanztip empfiehlt hierfür die beiden Internetvergleichsportale Verivox und Check24.

RICHTIG HÄKCHEN SETZEN

Finanztip hat bei den beiden von ihm empfohlenen Vergleichsportalen Verivox und Check24 verschiedene Vertragsabschlüsse durchgespielt und dabei festgestellt, dass die Voreinstellungen in dem online auszufüllenden Formularen unbedingt anzupassen sind. So könnten Nutzer verhindern, dass verbraucherunfreundliche Tarife angezeigt werden. Besonders wichtig sei die Entscheidung, ob einmalige Bonuszahlungen, wie der Neukundenbonus, bei der Reihenfolge der Ergebnisse berücksichtigt werden sollen oder nicht.

Sei man bereit, jedes Jahr den Anbieter zu wechseln, sollte der Haken stehen bleiben. So landen die Anbieter mit den höchsten Boni naturgemäß auf den besten Plätzen (siehe unten bei der Check24-Auswahl). Boni im dreistelligen Bereich sind möglich – doch muss beachtet werden, dass diese wegen einer Einmalzahlung an Neukunden im zweiten Vertragsjahr häufig entfallen und der Tarif sich entsprechend verteuert. Wer länger bei einem Anbieter bleiben und einen dauerhaft günstigen Tarif haben möchte, sollte das Häkchen beim Neukundenbonus entfernen.

DIE GÜNSTIGSTEN BEI CHECK24

Als die drei günstigsten Gasanbieter nennt das Vergleichsportal Check24 Vattenfall, Extra Energie und Montana für eine Familie in Berlin. Mit einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden kommt man bei Vattenfall inklusive Neukundenbonus auf 714 Euro jährlich bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Im Vergleich zum Grundversorgungstarif der Gasag, der bei 1337 Euro liegt, spart man hier also fast die Hälfte. Extra Energie und Montana kosten inklusive Neukundenbonus 736 Euro, beinhalten allerdings noch einen Sofortbonus von 220 Euro.

Für einen Single-Haushalt mit 5000 Kilowattstunden Jahresverbrauch sind die drei günstigsten Anbieter die Stadtwerke Bochum mit 208 Euro jährlich – was im Vergleich zum Gasag-Tarif mit 426 Euro mehr als 50 Prozent Ersparnis bringt. Und Vattenfall und Extra Energie mit 228, beziehungsweise 229 Euro Jahresbeitrag im ersten Jahr. Doch auch hier sind Boni enthalten, die im zweiten Jahr entfallen und den Tarif so deutlich teurer werden lassen können.

Singles sollten zudem darauf achten, dass die Grundgebühr niedrig ist. Die Kilowattstunde darf etwas mehr kosten, da der Verbrauch geringer ist. Bei einer Familie ist es andersherum: Hier sollten vor allem der Preis der Kilowattstunde und der Verbrauch im Auge behalten werden.

Ein Vergleich beim Online-Portal Check24.
Ein Vergleich beim Online-Portal Check24.

© Tsp

RECHTZEITIG KÜNDIGEN

Wer sich für die Variante mit Neukundenbonus entschieden hat, muss natürlich zum zweiten Jahr rechtzeitig daran denken, den Vertrag wieder zu kündigen. Finanztip rät, die Kündigung spätestens drei Monate vor Vertragsende, am besten per Einschreiben oder über Kündigungsdienste „zum Ablauf des ersten Belieferungsjahres“ auszusprechen.

DIESE ANBIETER MEIDEN

Häufig standen neben Strom- auch Gasanbieter wegen unsauberer Geschäftspraktiken im Fokus. Finanztip rät von den Marken der 365 AG ab. Das sind zum Beispiel Immergrün, Idealenergie, Meisterstrom und Almado und bezieht sich dabei auf eine Erhebung von Check24 in 2014. Kunden gaben häufige Probleme bei der Auszahlung des Bonus an. Auch die Stiftung Warentest rät von den Angeboten der 365 AG ab, außerdem seien EVD, Extraenergie und Prioenergie nicht empfehlenswert.

ÖKOGAS – DAS MUSS NICHT TEUER SEIN

Öko heißt gleich teuer? Das muss nicht unbedingt sein – vor allem im Vergleich zum teuren Grundversorgungstarif der Gasag. Auch bei den Ökotarifen bietet sich ein Preisvergleich im Internet an. Häufig kann man gezielt nach Ökogasanbietern mit Biogas- und Klimatarifen suchen. Für Verbraucher ist es schwer, den Überblick darüber zu behalten, ob tatsächlich Öko drin ist, wo Öko draufsteht.

Ein unabhängiges Zertifikat wie die Ökostrom-Siegel sind allerdings bei Ökogasanbietern selten. Finanztipp rät hier zur Website www.energieverbraucherportal.de – hier sollen besonders nachhaltige Versorger ausgesucht werden können. Der Kunde kann beispielsweise regionales Engagement und Umweltschutz auswählen.

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