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Das Nokia 3310 kam 2000 auf den Markt. Die Neuauflage kann nicht viel, aber dafür ist es solide, und der Akku hält lange.

© Paul Hanna/Reuters

Neues Nokia 3310 präsentiert: Das Kulthandy ist wieder da

Neues von der Mobilfunkmesse in Barcelona: Das Einfach-Handy Nokia 3310 kehrt zurück. Und Huawei nutzt die Gunst der Stunde.

Berlin – Telefonieren, Nachrichten verschicken, eine Foto-Funktion und das kultige Snake-Spiel – obwohl oder vielleicht auch gerade weil sich der Funktionsumfang in engen Grenzen hält, gehört die Rückkehr des Nokia-3310-Handys zu den am stärksten beachteten Nachrichten vom Mobile World Congress, der am Montag in Barcelona begonnen hat. Surfen im 5G-Highspeed-Netz unterstützt das 50 Euro teure Retro-Handy ebenso wenig wie YouTube-Videos in HD-Qualität, dafür soll der Akku im Standby-Modus einen Monat durchhalten. Wo andere Mobiltelefone bereits am frühen Abend wieder ans Netzteil wollen, verspricht das Nokia 3310 eine Gesprächszeit von 22 Stunden. Mit solchen Werten finden die Finnen auf der Leitmesse der Mobilfunkmesse die gewünschte Aufmerksamkeit. Hergestellt wird das mit zeitgemäßer Technik ausgestattete Nokia-Phone von HMD Global, also dem Unternehmen, das die Mobilfunksparte der Finnen übernommen hatte und in Barcelona zugleich mehrere preiswerte Android-Smartphones vorstellt.

Die Branche ist auf der Suche nach neuen Wachstumstreibern. In Deutschland ist der Markt für Smartphones so gut wie gesättigt. Nur noch bei Senioren, hier liegt der Smartphone-Nutzungsgrad bei 39 Prozent, ist noch reichlich Luft nach oben – falls dort nicht auf eine Low-Tech-Variante wie das neue Nokia-Handy gesetzt wird.
Die Gunst der Stunde nutzt in Barcelona der chinesische Smartphone-Hersteller Huawei, inzwischen die Nummer drei der Branche. In diesem Jahr wird zum zehnjährigen Marktzutritt des iPhones zwar ein ganz besonderes Jubiläums-Modell erwartet. Apple, die Nummer zwei im Smartphone-Markt, nutzt den Mobile World Congress jedoch traditionell nicht für Ankündigungen. Samsung als Marktführer verzichtet nach dem kostspieligen Akku-Debakel mit dem Galaxy Note 7 auf die sonst übliche Vorstellung eines neuen Spitzenmodells. Statt des Galaxy S8 zeigen die Koreaner das hochpreisige Tablet Galaxy Tab S3, das mit seiner optionalen Stiftbedienung auch Businessnutzer ansprechen soll.

Freie Bahn für Huawei

Huawei hatte in Spanien somit freie Bahn, um die beiden Smartphone-Spitzenmodelle P10 und P10 Plus als iPhone-Herausforderer vorzustellen. Großer Wert wurde auf die Qualität der Fotofunktion gelegt, die professionellen Ansprüchen genügen soll. Huawei kooperiert bei der Kameratechnik erneut mit Leica. Der Preis von rund 750 Euro für die größere 5,5-Zoll-Variante liegt deutlich unter dem des iPhone 7 Plus.

Insgesamt ist jedoch festzustellen, dass die grundlegende Technik und das Funktionsspektrum der Smartphones sehr weit fortgeschritten ist. Während in den Mobiltelefonen Verbesserungen eher im Detail stattfinden, werden die Netze – Stichwort Assistenzsysteme – immer smarter. Den Anfang hatte Apple bereits vor einigen Jahren mit Siri gemacht. In Barcelona hat nun Google angekündigt, das zunächst nur für die Pixel-Smartphone-Modelle verfügbare System Google Assistant auf alle Android-Geräte mit den Versionen Marshmallow und Nougat auszuweiten. Das Konkurrenzsystem Alexa von Amazon wird die Nutzer ebenfalls auf Smartphones unterstützen. Lenovo kündigte an, Alexa „im Laufe des Jahres“ auf Smartphones der Marke Motorola zu bringen, zunächst allerdings nur mit einem Ansteck-Modul und erst später im Smartphone selbst.

Große Hoffnung setzt die Branche zudem auf den kommenden Standard 5G, der bis zum Jahr 2020 eingeführt werden soll. Mit Übertragungsraten von zehn Gigabit in der Sekunde lassen sich Kinofilme in wenigen Sekunden übertragen. Die Reaktionszeiten sind so niedrig, dass Autos ferngesteuert werden könnten. Im 5G-Netz können zudem bis zu 100 Milliarden Funkgeräte gleichzeitig angesprochen werden. In Barcelona hat nun der chinesische Smartphone-Hersteller ZTE das nach eigenen Angaben erste 5G-Smartphone präsentiert.

Ein Handy wie das 3310 von Nokia könnte freilich auch für das Pressebüro von US-Präsident Donald Trump interessant sein. Nachdem immer wieder Interna aus der neuen US-Regierung in die Öffentlichkeit und zu Pressevertretern gelangten, hatte Pressesprecher Sean Spicer einem Bericht von Politico zufolge ein Dutzend seiner Mitarbeiter zu einem Meeting einberufen. Dort soll er dann deren Smartphones auf verdächtige Crypto-Messenger untersucht haben, mit denen heimlich und ohne nachvollziehbare Spuren Nachrichten verschickt werden können. Mit einem Retro-Handy wäre dies nicht möglich. Allerdings könnten die Mitarbeiter der Presseabteilung dann auch nicht mehr @realDonaldTrump auf Twitter verfolgen.

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