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Neue Studie: So tricksen Supermärkte ihre Kunden aus

Eine neue DIN-Studie zeigt: Viele Hersteller nutzen neue Verpackungsgrößen, um heimlich die Preise zu erhöhen. Wir sagen Ihnen, welche Tricks im Einkaufsregal die beliebtesten sind.

Schokolade in der 85-Gramm-Tafel, Margarine in der 320-Gramm-Packung – wenn es um Packungsgrößen geht, macht die Industrie, was sie will. Ganz legal, mit dem Segen der EU. Seit 2009 dürfen die Hersteller von Lebensmitteln, Kosmetika oder Waschpulver selbst entscheiden, in welcher Größe sie ihre Fertigwaren anbieten. Eine am Donnerstag vorgelegte Studie des DIN-Verbraucherrats belegt nun, was Verbraucherschützer schon lange kritisieren: Die Freigabe der Packungsgrößen hat den Verbrauchern keine Vorteile gebracht, im Gegenteil – in vielen Fällen hat sie zu versteckten Preiserhöhungen geführt.

Mit der neuen Freiheit sollten die Hersteller in die Lage versetzt werden, passende Angebote für Großfamilien, Senioren oder Singles auf den Markt zu bringen. Das ist aber nicht geschehen, heißt es in der Studie. Zwar gebe es jetzt tatsächlich viele unterschiedliche Packungsgrößen, doch würden sich diese sehr ähneln. Für 69 Cent fanden die Verbrauchervertreter des Norminstituts etwa Schokoriegel in sieben verschiedenen Größen – mit sieben verschiedenen Grundpreisen. Weiteres Problem: Der Grundpreis, der angibt, wie viel 100 Milliliter oder ein Kilogramm der Ware kosten und der den Verbrauchern helfen soll, die Preise zu vergleichen, ist zu 70 Prozent fehlerhaft. Entweder wird der Preis auf die falsche Mengeneinheit bezogen oder er kann der Ware nicht direkt zugeordnet werden. Oft ist die Angabe aber auch zu klein geschrieben, oder der Handel hat sich verrechnet. „Es muss Vorgaben zur einheitlichen und leserlichen Auszeichnung geben“, forderte der Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Gerd Billen. Holger Brackemann, Vorsitzender des DIN-Verbraucherrates, schlug eine Norm zur „einheitlichen räumlichen Darstellung der Preisangaben“ am Regal oder in Werbeprospekten vor. Am Montag beschäftigt sich der Verbraucherausschuss des Bundestags mit dem Thema. Die Verbraucherzentrale Hamburg sammelt bereits seit Jahren Beispiele für die Tricks der Hersteller. Die häufigsten sind:

Das Schrumpfprinzip: Packungsgröße und Preis wirken unverändert, aber der Inhalt schrumpft. Beispiel: Statt 47 Windeln sind heute nur noch 37 in der „Pampers“ Packung, Größe vier.

Der Mehr-drin-Trick: Die Füllmenge wird erhöht, der Preis aber noch mehr. Beispiel: Statt 500 Milliliter sind im Spülmittel Ultra Palmolive jetzt 600 Milliliter. Der Preis erhöhte sich von 0,85 Euro auf 1,65 Euro, ein Anstieg um 62 Prozent.

Das Pseudo-Günstigerprinzip: Die Menge sinkt, der Preis auch. Aber der Preisnachlass ist niedriger als die Reduzierung des Inhalts. Beispiel: In der Rewe Kuchenglasur Bourbon-Vanille sind statt 200 Gramm nur noch 150 Gramm, der Preis sank aber nur von 1,25 Euro auf 1,09 Euro – ein Preisaufschlag von 16 Prozent.

Der Händlertrick: Das Produkt gibt es im Handel zum selben Preis, aber mit unterschiedlichen Mengen. Beispiel: Die Haribo Goldbären zu 0,89 Euro mal in der 200-, mal in der 300 Gramm-Tüte.

Der Mengentrick: Statt der Füllmenge wird die Stückzahl angegeben. Beispiel: Bel Deutschland verkauft seinen Leerdammer Käse nach wie vor in Abpackungen von 14 Scheiben. Heute bekommt man jedoch nur 280 Gramm Käse für 3,79 Euro; früher waren es 350 Gramm.

Der Qualitätstrick: Der Preis bleibt gleich, aber von den teuren Zutaten wird in der Ware weniger verarbeitet. Beispiel: Beim Schlemmer-Filet à la Bordelaise reduzierte Iglo den Fischanteil von 70 auf 52 Prozent – und erhöhte damit den Preis um 34,6 Prozent.

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