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Beatrice Kramm übernimmt in gut zwei Monaten das Präsidentenamt.

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Neue Präsidentin der Berliner IHK: Vom Traumschiff in die Kammer

Die TV-Produzentin und Juristin Beatrice Kramm soll Eric Schweitzer an der Spitze der IHK ablösen. Neujahrsempfang in der Fasanenstraße.

Die Mitarbeiter des Ludwig Ehrhard Hauses an der Charlottenburger Fasanenstraße steckten am Freitag in der heißen Phase ihrer Vorbereitungen zum traditionellen Neujahrsempfang der Berliner Wirtschaft. 1700 Gäste wurden für den Abend erwartet. Da drang eine Nachricht aus dem großen Sitzungssaal, die man ausnahmsweise als historisch in der 114-jährigen Geschichte der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) bezeichnen kann: Erstmals soll die Kammer eine Frau zur Präsidentin wählen.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), als Ehrengast des Abends angekündigt, war eingeweiht. Doch selbst enge Vertraute des amtierenden Präsidenten Eric Schweitzer sollen überrascht gewesen sein, als der 50-Jährige zu Beginn der Sitzung der Vollversammlung seinen Rücktritt für die nächste Sitzung am 14. März ankündigte – nach zweieinhalb Amtszeiten, knapp zwölf Jahren in dem Ehrenamt. Als Nachfolgerin empfahl Schweitzer den fast 100 Delegierten die promovierte Berliner Juristin und TV-Produzentin Beatrice Kramm.

Eric Schweitzer tritt im März bei der IHK ab.
Eric Schweitzer tritt im März bei der IHK ab.

© dpa

Man kennt sich. Die 50-Jährige hatte schon vor mehr als 20 Jahren einmal in der Rechtsabteilung der Kammer gearbeitet bevor sie 1995 zur Film und Fernsehgesellschaft Polyphon wechselte, ein Unternehmen der Studio Hamburg Gruppe. 2013 übernahm sie die Geschäftsführung bei Polyphon. Die Firma mit Sitz in Adlershof produziert unter anderem die TV-Serien „Das Traumschiff“ (ZDF), „Familie Dr. Kleist“ (ARD) und die RTL-Serie „Doctor’s Diary“ (bis 2010). Zur Kammer und deren Gremien hielt Kramm Kontakt, ab 2007 war sie als Vizepräsidentin eine der Stellvertreterinnen Schweitzers, saß zeitweise auch im Aufsichtsrat der Messe Berlin. In der breiteren Öffentlichkeit ist Kramm allerdings nicht bekannt.

Kramm soll im März gewählt werden

Jan Eder, der seit zwölf Jahren als Hauptgeschäftsführer das operative Geschäft der Kammer führt, hatte bereits Mitte November durchblicken lassen, dass Schweitzer der Kammer womöglich nicht bis zum Ende seiner Amtszeit, also der Wahl zur Vollversammlung im Frühjahr 2017, erhalten bleibt. Er sagte damals, auch er könne sich eine Präsidentin „sehr gut vorstellen“. Eingeschränkt wurde der Kandidatenkreis durch die Satzung. Präsident oder die Präsidentin müssen Mitglied der Vollversammlung sein.

Schweitzer begründete seinen Rückzug am Freitag damit, dass er sich auf die Führung seines Unternehmens und auf die Funktion als Präsident des Dachverbandes DIHK konzentrieren will. Zugleich möchte er im Präsidium der IHK bleiben. Bei der Wahl der vorgeschlagenen Kandidatin sei es ihm wichtig gewesen, dass sie „unternehmerisch erfolgreich“ sei. Im Anschluss richtete Kramm selbst „sehr persönliche Worte“ an die Delegierten, wie ein Teilnehmer berichtete. Sie habe sich gefragt: „Kann ich das? Will ich das? Soll ich das?“ Die verheiratete Mutter zweier Söhne soll offenbar, es gab spontan großen Applaus. Ihre Wahl im März dürfte zur Formsache werden.

Michael Müller wollte am Abend bei seinem Grußwort an die 1700 Gästen der IHK und Handwerkskammer Schweitzer, den er persönlich lange kennt und schätzt, für die vielen Jahre der guten Zusammenarbeit danken. Er zeigte sich auch über die anstehende Wahl von Kramm „sehr erfreut“. Als Kammerpräsidentin wird sie für seinen Senat die erste Ansprechpartnerin für Belange der Berliner Wirtschaft sein.

Zwei Millionen Euro für Flüchtlinge

Doch nicht nur diese Personalie sollte den Abend, der nach dem Ball des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) im Februar als größtes Netzwerktreffen der lokalen Wirtschaft gilt, bestimmen. Schweitzer wollte auch das „überwältigende“ Engagement der Berliner Wirtschaft in der Flüchtlingskrise würdigen. Rund zwei Millionen Euro stünden allein in diesem Jahr von der Berliner Wirtschaft für Förderprojekte und Initiativen zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt zur Verfügung. Das sei „ein Beleg für das Funktionieren unserer Stadt“, sagte er vorab. Sein Co-Gastgeber Stephan Schwarz, Präsident der Handwerkskammer, hob hervor, dass jedes fünfte Handwerksunternehmen in diesem Jahr Personal einstellen wolle. Wie viele Frauen darunter sein werden, ließ er offen.

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