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Internationales Flair, internationale Kundschaft. Das KaDeWe ist Sinnbild der Globalisierung.

© dpa

Neue Eigentümer: KaDeWe wird zum Kaufhaus der Welt

Das Kaufhaus des Westens wird durch den Einstieg des Investors La Rinascente noch internationaler. Und die Globalisierung des Kaufhauses dient einem nationalen Ziel. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Heike Jahberg

Deutschland global: Ein Brite soll die Deutsche Bank retten. Nach der Übergangszeit mit Jürgen Fitschen als Teil einer Doppelspitze wird John Cryan alleiniger Chef des größten deutschen Kreditinstituts. Auch bei Deutschlands bekanntestem Kaufhaus, dem KaDeWe, tut sich einiges. René Benko, der Immobilienentwickler und KaDe-We-Eigentümer, verkauft die Mehrheit an der KaDeWe Group an die thailändische Central Group, genauer gesagt an deren italienische Tochter „La Rinascente“. Ihr Ex-Chef Vittorio Radice steigt in die Führung ein, wird also künftig ein mächtiges Wort mitreden.

Ist das schlimm? Nein. Im Gegenteil. Dem KaDeWe tut Internationalität in der Führung gut. Denn schon heute punktet das Haus am Wittenbergplatz genau damit – mit seinem internationalen Flair, den Luxusmarken und der Austernbar im sechsten Stock. Das KaDeWe spielt in der Liga von Harrods in London oder den Galeries Lafayette in Paris. Die Kundschaft spricht Englisch, Russisch oder Italienisch, viele Berliner hingegen erledigen ihre Einkäufe längst anderswo, zumindest diejenigen, die ihr Geld zusammenhalten müssen.

Das Kaufhaus am Tauentzien ist gelebte Globalisierung

Das KaDeWe ist gelebte Globalisierung, genauso wie die Deutsche Bank. Beide haben Deutschland geprägt. Die Bank hat einst den Bau der Bagdad-Bahn finanziert, ihre Chefs waren – auch zu finsteren Zeiten – Strippenzieher der deutschen Politik. Diese Nähe ist inzwischen einer gewissen Distanz gewichen, dank der vielen Skandale, in die die Bank verwickelt ist. Skandale, die ihren Ursprung meist im globalen Investmentbanking haben. So richtig deutsch ist die Bank nur noch in ihrem Namen.

Der globale Handel, das ist auch die Zukunft des KaDeWe. Das Traditionshaus und seine Schwestern, das Alsterhaus in Hamburg und der Oberpollinger in München, sollen bald Zuwachs bekommen, neue Standorte in Wien und Prag sind geplant. Dabei sollen die Italiener helfen. Dass sie international denken und handeln, haben sie bereits bewiesen, als sie sich vor zwei Jahren in Dänemark verstärkt haben.

Die Globalisierung des Kaufhauses hat ein nationales Ziel

Dem KaDeWe tut das gut. Doch für Benko, der Karstadt und die KaDeWe-Gruppe von Nicolas Berggruen übernommen hatte, geht es weniger um die internationale Expansion seiner Luxuskaufgruppe, sondern um eine deutsche Lösung. Benko will Kaufhof übernehmen und mit Karstadt verschmelzen. Im Bieterrennen gegen den anderen Kaufhof-Interessenten, die kanadische Hudson’s Bay, sollen ihm das Know-how und der Ruf der Italiener helfen, die Kaufhof-Eigentümerin Metro für sich zu gewinnen. Die Globalisierung des KaDeWe hat so – paradoxerweise – ein nationales Ziel, den großen deutschen Kaufhauskonzern zu schaffen. Wie klein die große Welt doch sein kann!

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