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Bahn frei? Erst im vergangenen Monat legte Sturm "Xavier" den Bahnverkehr lahm.

© Settnik/dpa

Nach Sturm "Herwart": Warum die Bahn auf der Strecke bleibt

Sturm, umgestürzte Bäume, Bahnchaos. Eine leidlich vertraute Kette. Aber was ist eigentlich so schwierig daran und wie kann man das ändern?

Noch hat die Deutsche Bahn nicht ausgewertet, welche Schäden durch Sturm Herwart am vergangenen Wochenende entstanden sind. Es bedarf aber keiner detaillierten Analyse, sondern ein Blick auf die Anzeigetafeln in zahlreichen Bahnhöfen reichte aus, um das Ausmaß zu erahnen. Auf vielen Strecken ging lange gar nichts mehr, der Grund waren umgestürzte Bäume.

Werden solche Stürme einfach immer mehr? Nein, teilt der Deutsche Wetterdienst auf Nachfrage mit. Woran liegt es dann, dass gefühlt immer häufiger Unwetter den kompletten Bahnverkehr lahmlegen? Karl-Peter Naumann, der Ehrenpräsident des Fahrgastverbands Pro Bahn, befürchtet die Ursache unter anderem bei weitreichenden Umweltschutzgesetzen. „Zahlreiche Bäume stehen zurzeit bis ganz dicht an die Strecke heran.“ Naumann fordert, dass der Beschnitt an den Bahntrassen großzügiger durchgeführt werde.

An Autobahnen gebe es einen solchen größeren Spielraum. Sinnvoll, sagt Naumann, wäre ein durchdachtes Konzept, nach dem in der Nähe der Bahntrassen Sträucher statt Bäumen gepflanzt werden. Die würden nicht auf die Gleise kippen, würden dahinter stehende Bäume sogar auffangen und böten obendrein einen wichtigen Lebensraum zum Beispiel für Insekten.

Die Bahn findet den Vorschlag an sich gar nicht falsch. Nur wird das laut einer Unternehmenssprecherin bereits weitgehend so praktiziert. Der Konzern hat dafür sogar den Begriff „V-Schnitt“ eingeführt, der genau einen solchen stufenweisen Beschnitt beschreibt.

Alle wollen irgendwie das Gleiche, nur keine Verantwortung

Bemerkenswert: Selbst der Umweltschutzverband BUND hat nichts an diesem Konzept auszusetzen. „Natürlich wären uns komplett unberührte Wälder am liebsten. Aber durch Sträucher an Bahngleisen kann ein Lebensraum entstehen, der selten und deshalb manchmal sogar besser ist als eine Monokultur im Wald“, sagt Magnus Wessel, Leiter Naturschutzpolitik beim BUND. Die Umweltschutzrichtlinien seien übrigens nicht der Grund für die zumindest gefühlt gestiegenen Bahnausfälle. Denn die hätten sich seit 1992 nicht verändert. Nur, woran liegt es dann?

Wessel hält die Ursache für das Bahnchaos für hausgemacht. Es fehle schlicht Personal für die Streckenpflege. Da ist er sich mit Karl-Peter Naumann von Pro Bahn einig. Die Bahn teilt darauf mit, dass sie seit 2016 einen dreistelligen Millionenbetrag in diese Aufgaben investiert. Die Trassen würden jährlich gewartet, mehr als 1000 Mitarbeiter seien damit beschäftigt. Wie viele das noch vor ein paar Jahren waren, teilt das Unternehmen nicht mit.

Unterm Strich bleibt: Eigentlich wollen alle in etwa das Gleiche. Nur verantwortlich sein nicht. Der nächste Sturm kommt bestimmt.

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