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Entwurf für die Gebäude des neuen Standortes des Versicherungskonzerns Allianz in Berlin-Adlershof. Am 11. September 2017 ist Richtfestest, Anfang 2019 soll es bezugsfertig sein.

© Allianz (Promo)

Mit dem Umzug in die neuen Büros: Allianz baut Stellen in Berlin ab

Die geplante Umstrukturierung bei der Allianz Deutschland wird am Standort Berlin „voraussichtlich eine kleine zweistellige Zahl von Arbeitsplätzen“ kosten.

Das sagte der Berlin-Repräsentant des Versicherungskonzerns Martin Burg dem Tagesspiegel. Deutschlandweit will der Versicherer die Digitalisierung vorantreiben und bis zum Jahr 2020 rund 700 Arbeitsplätze streichen. Der Standort Berlin mit seinen derzeit gut 2780 Beschäftigten verliert im Zuge der Neuordnung die Kranken- und Autoversicherungssparte, dafür wird das Unfallversicherungsgeschäft in der Hauptstadt ausgebaut. Unterm Strich führt das nach Einschätzung Burgs zu einem Verlust von Arbeitsplätzen. Der Stellenabbau soll sozialverträglich erfolgen, etwa über Altersteilzeitprogramme und die natürliche Fluktuation. „Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben“, sagte Burg. Der Abbau soll nach 2019 beginnen.

Der Versicherungskonzern feiert Richtfest in Berlin-Adlershof

An diesem Montag (11. September 2017) feiert das Unternehmen Richtfest an dem neuen Berlin-Standort im südöstlichen Stadtteil Adlershof. „Allein die Größe ist beeindruckend“, sagte Burg. Am Eingang der Wissens- und Medienstadt wird die Allianz künftig drei Gebäude beziehen, die Häuser werden durch zwei Fußgängerbrücken über die Merlitzstraße mit einander verbunden. Das 27.000 Quadratmeter große Area wird fünfstöckig bebaut, der Bürokomplex hat eine Mietfläche von 60.000 Quadratmetern, in den Innenhöfen werden Grünflächen angelegt. Das Areal gehört einem südkoreanischen Immobilienfonds, die Allianz ist Mieterin – für mindestens 15 Jahre. So lange läuft der Mietvertrag fürs erste.

Der Technologiepark Berlin-Adlershof: Am unteren Bildrand erkennt man den S-Bahnhof - mit Blick gen Westen. Die neun Riegel in der Bildmitte (hier noch in einer Animation) zeigen den neuen Allianz-Standort mit 2600 Arbeitsplätzen.
Der Technologiepark Berlin-Adlershof: Am unteren Bildrand erkennt man den S-Bahnhof - mit Blick gen Westen. Die neun Riegel in der Bildmitte (hier noch in einer Animation) zeigen den neuen Allianz-Standort mit 2600 Arbeitsplätzen.

© Allianz (Promo)

Im Frühjahr 2019 soll der Neubau fertig sein, in diesem Jahr läuft auch der Mietvertrag für die Treptowers am Treptower Park aus, in denen die Allianz derzeit arbeitet – übrigens nicht in dem markanten Hochhaus mit ihrem Schriftzug, sondern in den flacheren Gebäuden nebenan. Bereits 2011 hat der Versicherer die Immobilien an der Spree verkauft, auch die, in denen die Hauptverwaltung jetzt noch untergebracht ist.

Der alte Standort Treptow hat eine lange Geschichte

Treptow ist ein Standort mit Geschichte: 1926 von der AEG gegründet, war nach dem Krieg dort der volkseigene Betrieb Elektro-Apparate-Werke Berlin untergebracht. Die große historische Maschinenhalle dient den Allianz-Mitarbeitern heute als Kantine. Abschiedsschmerz komme dennoch nicht auf, sagte Burg. Er freue sich auf die neuen Räume, die moderner sind und die man flexibler gestalten kann als die bisherigen Zwei- oder Vier-Mann-Büros.

Obwohl der Umzug noch 18 Monate auf sich warten lassen wird, wird der Neuanfang jetzt konkret. „Die Raumplanung läuft“, sagt Burg. „Wir müssen jetzt entscheiden, welche Arbeitsplätze wir wo brauchen.“ Die Mitarbeiter werden diese Entscheidung angesichts der genannten Stellenabbaupläne gespannt verfolgen.

2600 Arbeitsplätze soll es in den neuen Gebäuden geben - also knapp 200 weniger als derzeit. Weil erfahrungsgemäß immer einige Mitarbeiter im Außendienst unterwegs sind, soll der Platz am neuen Standort für alle bisher Beschäftigten reichen.

Der Umzug nach Adlershof ist ein „Statement für den Standort Berlin“, sagte Burg. Immerhin wurde der Konzern 1890 in Berlin gegründet, heute hat das Unternehmen seinen Sitz in München. Dennoch weiß auch die Politik einen der großen regionalen Arbeitgeber zu schätzen. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat sich zum Fest am Montag angesagt, auch den Beistand von Pfarrern der evangelischen und katholischen Kirche hat sich die Allianz für ihr Richtfest gesichert.

Konzernführung geht auf Einkaufstour

Ungeachtet der Entwicklung in Berlin und Deutschland befindet sich der Konzern weiter auf Expansionskurs. Die Allianz soll Insidern zufolge ein Auge auf den kleineren Versicherer Abu Dhabi National Insurance (Adnic) geworfen haben, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag. Europas größter Versicherer habe Interesse an der 24-prozentigen Beteiligung des staatlichen Investmentarms von Abu Dhabi, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Diese prüfe einen Verkauf ihres Anteils. Die Allianz wollte keine Stellung nehmen.

Eine Beteiligung am drittgrößten Versicherer der Vereinigten Arabischen Emirate würde dem Dax-Unternehmen zu einer stärkeren Position in Schwellenländern verhelfen. Adnic hat eine Marktbewertung von rund 377 Millionen Dollar. Erst im vergangenen Jahr ist das Unternehmen nach mehreren verlustreichen Bilanzen wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt.

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