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Metro verkauft Kaufhof: Kanadier haben im Bieterwettbewerb die Nase vorn

Die kanadische Kette Hudson’s Bay schnappt Kaufhof dem Karstadt-Chef Benko weg. Welche Bedeutung hat der Deal? Fragen und Antworten zu einem großen Geschäft.

Von Maris Hubschmid

Die Kaufhaus-Kette Kaufhof hat einen neuen Eigentümer: Bis zum Herbst soll das Unternehmen mit insgesamt 140 Waren- und Sporthäusern, davon 120 in Deutschland, in den Besitz des nordamerikanischen Investors Hudson’s Bay übergehen.

Weshalb wurde Kaufhof verkauft?

Bislang gehörte das Unternehmen, das in Deutschland in mehr als 80 Städten vertreten und vor allem durch die Galeria-Kaufhof-Häuser bekannt ist, zum Handelskonzern Metro. Anders als Mitbewerber Karstadt lief die Kette seit mehreren Jahren sehr gut. Im Geschäftsjahr 2013/14 lag der Umsatz bei rund 3,1 Milliarden Euro, unter dem Strich stand ein Gewinn von fast 200 Millionen. Da Metro sich mittelfristig aber auf andere Unternehmensteile wie die Elektrofachmärkte Mediamarkt und Saturn sowie den Großhandel konzentrieren will, hat der Konzern sich bereits in der Vergangenheit offen dafür gezeigt, die Kette zu verkaufen.

Wer ist der Käufer?

Zuletzt lieferte sich die kanadische Kette Hudson’s Bay ein Bieterrennen mit der österreichischen Signa-Gruppe, die dem neuen Karstadt-Eigentümer René Benko gehört. Seine Vision war es, die überwiegend schlecht laufenden Karstadt-Häuser mit Kaufhof zu verschmelzen und in einer Deutschen Warenhaus AG zusammenzuführen.

Den Zuschlag hat nun aber Hudson’s Bay bekommen – nach eigenen Angaben das älteste Unternehmen Nordamerikas. Zur Gruppe mit Sitz in Toronto, die in Kanada 90 Warenhäuser betreibt, gehört unter anderem auch die bekannte US-Warenhauskette Saks Fifth Avenue. 2014 betrug der Umsatz des Konzerns 8,2 Milliarden Kanadische Dollar, etwa 5,8 Milliarden Euro. Der Gewinn lag bei beinahe 240 Millionen Dollar, also knapp 173 Millionen Euro.

Wie hoch ist der Preis?

Hudson’s Bay zahlt für das Warenhausgeschäft von Galeria Kaufhof und Galeria Inno, wie die Kette in Belgien heißt, 2,8 Milliarden Euro. Insidern zufolge soll Mitbieter Benko am Ende 2,9 Milliarden Euro geboten und Bereitschaft signalisiert haben nachzulegen. Er habe aber nicht alle Bedingungen der Metro erfüllt, heißt es, sein Finanzierungskonzept sei nicht schlüssig gewesen. Metro-Aktionäre reagierten am Montag enttäuscht, weil sie angesichts des großen Interesses am Unternehmen eine größere Kaufsumme für möglich gehalten hatten.

Was bedeutet das für die Kaufhof-Häuser?

Zunächst einmal wenig. Hudson’s Bay hat versichert, alle Standorte beizubehalten. Die Management-Mannschaft um Geschäftsführer Lovro Mandac soll nicht verändert werden, auch die Zentrale bleibe in Köln. Dazu kündigte der neue Eigner an, sämtliche Angestellte – 21 500 insgesamt – weiterhin zu beschäftigen, die Garantie gilt für drei Jahre. Und mehr noch: Das Unternehmen will die Personalzahl perspektivisch sogar erhöhen.

Wofür steht Hudson’s Bay?

Die Hudson’s Bay Company, einst mit Pelzhandel groß geworden, ist eine echte Institution in Kanada und behauptet sich dort erfolgreich gegen andere Marktteilnehmer wie den Discounter Walmart. Nach finanziellen Schwierigkeiten in den 1990ern und 2000er Jahren gelang den Kaufhäusern unter dem Namen „The Bay“ dank einer Rundum-Erneuerung der Sprung ins neue Jahrtausend. Vielen gilt der Weg des Unternehmens als Vorbild für die Verzahnung von Online- und Filalgeschäft.

Was will Hudson’s Bay in Deutschland?

Für Hudson’s Bay kennzeichnet die Kaufhof-Übernahme den Einstieg in den europäischen Markt, den das Unternehmen schon länger im Auge hat. Nach dem Erwerb wird der Warenhauskonzern über 464 Standorte weltweit verfügen, der Umsatz wird bei rund neun Milliarden Euro liegen. Bereits seit 2006 interessiere man sich speziell für Kaufhof, erklärte Hudson's Bay-Chef Baker. Metro-Chef Olaf Koch sagte am Montag: „Hudson's Bay verfolgt eine Strategie internationalen Wachstums, und Galeria Kaufhof wird hierbei eine zentrale Rolle spielen.“ Dazu solle zunächst die Marktführerposition in Deutschland ausgebaut werden. Es heißt, die Kanadier hätten jede einzelne Filiale besucht, um sich mit dem deutschen und europäischen Markt vertraut zu machen. Als gut möglich gilt, dass mit Hudson’s Bay auch die Linie Saks Fifth Avenue in Deutschland Einzug hält. Hudson's Bay sicherte sich auch die Kaufhof-Immobilien in besten Innenstadt-Lagen. Knapp die Hälfte davon sollen in ein Gemeinschaftsunternehmen übertragen werden, an dem Hudson's Bay aber eine klare Mehrheit halten will. Indem dort zusätzliche Investoren ins Boot geholt werden, will das Unternehmen aber rund 2,4 Milliarden Euro einsammeln und so den allergrößten Teil des Kaufpreises wieder in die Kasse holen.

Was bedeutet die Entscheidung für Karstadt?

Die Signa-Gruppe äußerte sich am Montag enttäuscht über die Nachricht. René Benko dürfte Karstadt seinerzeit vor allem übernommen haben, um die Traditionsmarke später mit dem solventen Konkurrenten Kaufhof zu vereinen. Jetzt steht er vor der deutlich größeren Aufgabe, die defizitäre Kette aus sich selbst heraus gesunden zu lassen. Obendrein ist er mit einem aller Wahrscheinlichkeit nach gestärkten Mitbewerber konfrontiert, der vermutlich nicht nur in eine weitere Modernisierung Kaufhofs investieren, sondern auch expandieren wird. Karstadt-Mitarbeiter hatten auf eine Fusion mit Kaufhof gehofft, die aus ihrer Sicht nicht nur eine vergleichsweise gesicherte Zukunft, sondern auch die Rückkehr in eine Tarifbindung bedeutet hätte.

Mit welchen anderen Ketten will sich die Hudson’s Bay Company künftig messen?

Zu den bedeutendsten Akteuren im europäischen Warenhausgeschäft gehört aktuell die italienische Traditionskette La Rinascente, die mittlerweile größtenteils einem thailändischen Investor gehört und in der vergangenen Woche mit 50,1 Prozent die Mehrheit an der KaDeWe Group mit KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München übernahm. Das Unternehmen setzt ganz auf Luxus. Ebenfalls als starker Wettbewerber tritt die spanische Kette El Corte Ingles auf dem Markt auf.

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