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Gute Aussicht. Der Kurs der Commerzbank hat sich erholt. Foto: Roman Pilipey/p-a/dpa

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Mehrere Gerüchte: Was wird aus der Commerzbank?

Es gibt Spekulationen um eine Commerzbank-Übernahme, doch der Großaktionär Bund winkt ab. Es gebe keine Verhandlungen.

Am Donnerstag ging es um fünf Prozent noch oben, am Freitag nicht einmal um ein Prozent. Trotzdem: Binnen eines Jahres hat sich der Kurs der Commerzbank-Aktie mehr als verdoppelt. Dank einer durchaus erfolgreichen Führung von Vorstandschef Martin Zielke, unter anderem mit der Folge, dass die Commerzbank neben der ING-DiBa die einzige Bank in Deutschland ist, die auch unter dem Strich neue Kunden gewinnt.

Die Ergebnisse der zweitgrößten deutschen Geschäftsbank lassen zwar noch zu wünschen übrig. Trotzdem weckt sie angeblich Begehrlichkeiten. Vor allem im Ausland gebe es ein Übernahmeinteresse, wollen Finanzkreise wissen. Da aber spielt der Bund weiter die entscheidende Rolle. Der hält 15,6 Prozent der Commerzbank-Aktien. Das Bundesfinanzministerium winkt ab. Es gebe keine Verhandlungen, es sei keine Investmentbank beauftragt. Und man stünde nicht unter Zeitdruck.

Beobachter meinen, es gebe keinen Druck

Druck gibt es nach Überzeugung von Beobachtern auch deshalb nicht, weil der Bund, der nach Beginn der Finanzkrise und im Zuge der Übernahme der Dresdner Bank 2008 mit 25 Prozent plus einer Aktie und mit einer Kapitalspritze von mehr als 16 Milliarden Euro bei der Commerzbank eingestiegen war und sie damit vor der Pleite bewahrte, mit seinem Engagement immer noch im Minus steckt.

Zwar hat die Bank die Kapitaleinlage mit Hilfe diverser Kapitalerhöhungen zurückgezahlt, und der Bund hat die Beteiligung um rund zehn Prozentpunkte reduziert. Insgesamt sind die Commerzbank-Aktien des Bundes derzeit nur gut zwei Milliarden Euro wert. Bezahlt aber hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) dafür, rechnen Experten vor, 5,1 Milliarden Euro. Freilich ist dieser Betrag wegen der vielen Kapitalerhöhungen nur sehr schwierig genau zu bestimmen. So oder so müsste der Kurs deutlich – auf fast 28 Euro – steigen, wollte Schäuble keinen Verlust verbuchen. Das will er aber sicher nicht. Zumal die Steuereinnahmen sprudeln und er keine Finanznöte hat.

Ein Interessent: Die französische BNP Paribas

Als Interessenten für die Commerzbank, für eine Übernahme oder eine Fusion, werden die französische BNP Paribas und die italienische Unicredit genannt. Beide dementieren. Die Italiener, die 2005 die HypoVereinsbank gekauft haben, stecken im Übrigen wie die Commerzbank, trotz des vielfältigen Lobes für Zielkes Kurs, noch in der Sanierung. Zwei Fußlahme werden aber nicht automatisch zu einem Gesunden, heißt es in Frankfurt. „Vor allem angesichts des stark fragmentierten Bankensektors sehen wir weder für Unicredit noch für BNP einen deutlichen strategischen Mehrwert durch eine Übernahme der Commerzbank“, sagt Analyst Markus Rießelmann von Independent Research. Und rät zum Verkauf der Aktie. Er hält sie derzeit für zu teuer.

Trotzdem ist aus der Commerzbank zu hören, dass man sich durchaus auf eine Entwicklung in Richtung der derzeitigen Spekulationen einstellt. „Kurs halten“ heiße die Devise, sagt ein Commerzbanker. Und man schaue sich schon nach für Fusions- oder Übernahmegespräche notwendigen Rechtsanwaltskanzleien um. Trotzdem ist ein Verkauf der Commerzbank-Aktien für den Bund derzeit alles andere als ein vorrangiges Thema. Erst einmal bedarf es einer neuen Regierung. Und auch für die dürfte die Commerzbank nicht erste Priorität sein. Zudem ist die Aktie trotz der Kursverdoppelung in den letzten zwölf Monaten noch ganz weit entfernt von früheren Zeiten. Im März 2000 kostete das Commerzbank-Papier mit gut 266 Euro so viel wie nie zuvor. Der Rekord wird nur ganz schwer zu knacken sein.

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