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Umsteigen, bitte. Tegel sollte geschlossen werden. Könnte aber offen bleiben für Flugbobjekte anderer Art.

© AFP

Konsequenzen aus dem BER-Chaos: Tegel den Segelfliegern, Hubschraubern, Drohnen!

Berlin ist zermürbt vom Desaster um die Flughäfen. Air Berlin ist gerade auch kein Überflieger. Höchste Zeit für den Senat, endlich durchzustarten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Kevin P. Hoffmann

Man kann jeden einzelnen Berliner gut verstehen, der vom Chaos rund um Flieger und Flughäfen die Ohren voll hat. Insgesamt aber schadet diese Art der Bodenständigkeit dem Standort, schadet der lokalen Wirtschaft – und so am Ende auch doch wieder jedem einzelnen Bewohner dieser Stadt. Es wird Zeit für einen neuen Kurs.

Schon klar: Wer kann noch über BER-Witze lachen oder sich ernsthaft aufregen über den Service und die tiefroten Geschäftszahlen des lokalen Marktführers Air Berlin? Comedians aus der Provinz bietet der Komplex Stoff für Scherze auf Kosten der Hauptstadt. Der Spott sei ihnen gegönnt, auch wenn das Thema mittlerweile mehr tragisch als komisch ist.

Landespolitiker aller Parteien hatten das Konzept – ein Großflughafen für drei Kleinflughäfen – lange im Geiste der wirtschaftlichen Vernunft verteidigt. Alle Argumente sind ausgetauscht. Die Initiative der Berliner FDP für ein Tegel-Referendum hat gleichwohl belegt, dass viele Bürger keinen Frieden mit den Beschlüssen gemacht haben. Der aktuelle Senat steckt nun in der Klemme. Wohl nur die Angst vor einem Öffnen der Büchse der Pandora hält ihn davon ab, das vor zwei Jahrzehnten beschlossene Konzept aufzugeben. Und ganz neu anzufangen.

Baut den BER doch erstmal fertig und schaut, ob die Kapazität ausreicht! Vorher muss man gar nicht darüber nachdenken, ob in Tegel irgendwas geschlossen wird!

schreibt NutzerIn RubbelDeKatz

Fernbus statt Airbus! Soll das ein Witz sein?

Die jetzt gemachten Vorschläge einer Arbeitsgruppe der Berliner SPD sind Ausdruck dieses Frusts – und bieten wiederum neuen Stoff für Spott. Der Vorschlag lässt sich so verdichten: Da Berlin offensichtlich Probleme hat, die Flughafenkapazitäten zu erhöhen, sollte man darauf hinwirken, dass das Flugreisebedürfnis der Berliner sinkt. Nach dem Motto: Fernbus statt Airbus! Das hätten sich Witzeschreiber aus Köln und München kaum besser ausdenken können.

Berlin plagt sich mit einem Flughafenplan aus den neunziger Jahren herum und mit einer Airline, deren Geschäftsmodell aus ebendieser Zeit stammt. Bei Air Berlin hat man erst vor wenigen Monaten erkannt, dass man damit nicht mehr abheben wird. Air Berlin wird, nach allem was man hört, am heutigen Freitag schauerlich schlechte Geschäftszahlen für 2016 und das erste Quartal 2017 präsentieren. Teil des Problems ist das BER-Debakel, aber eben nur ein Teil davon. Ohne Hilfe eines neuen Partners wird die einst stolze Fluggesellschaft mit knapp 9000 Mitarbeitern weltweit auch mit neuem Konzept nicht mehr zum Überflieger.

Berlin ist eine Stadt mit Flügeln

Was Berlin jetzt bräuchte, wäre kein Neustart, eher ein Durchstarten – so wie ein Pilot die Maschine hochzieht, um einen neuen Landeversuch zu machen. Es braucht einen Plan, der nicht alle politischen Beschlüsse und juristischen Urteile infrage stellt, was hunderttausende Mieter und Immobilienbesitzer neu verunsichern würde. Das heißt: Tegel muss schließen. Der Airport darf auch kein Vip-Flughafen für Bundesregierung und Business-Jets werden. Aber was spricht gegen einen XL-Hubschrauberlandeplatz, gegen eine Segelflugpiste, gegen ein Experimentierfeld für Drohnen?

Aero-Frust lass nach, du bist umzingelt! Von Orten wie Dahlewitz (Rolls-Royce), von Ludwigsfelde (MTU), von Studenten der TU Berlin und TH Wildau. Überall in Berlin und Brandenburg haben Gedanken Flügel. Lassen wir sie fliegen.

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