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Abgestürzt: Oliver Samwer enttäuscht seit dem Börsengang die Anleger. Foto: Darmer/Davids

© DAVIDS/Sven Darmer

Investor steigt aus: Kinnevik beendet Liaison mit Rocket Internet

Der schwedische Großaktionär steigt komplett aus. Im Gegensatz zu vielen Anlegern hat Kinnevik prächtig an Rocket Internet verdient.

Auf einer Hochzeit sollen sich Oliver Samwer und Cristina Stenbeck vor acht Jahren kennengelernt haben. Zwischen der Erbin des schwedischen Kinnevik-Konzerns und dem deutschen Start-up-Impresario entwickelte sich daraufhin eine innige Geschäftsbeziehung. Kinnevik half finanziell beim Aufbau von Zalando, wo die Schweden bis heute mit über 30 Prozent größter Aktionär sind. Auch sonst war Kinnevik einer der wichtigsten Geldgeber von Rocket Internet. Doch damit ist es nun vorbei: Der einstige Großaktionär hat seine letzten Anteile an der Berliner Start-upSchmiede verkauft. 6,6 Prozent hatte Kinnevik noch an Rocket gehalten und bei deren Verkauf nun 217 Millionen Euro eingenommen.

„Die Platzierung von Kinnevik war nicht überraschend und hätte auch schon letzte Woche kommen können“, sagt Lucas Boventer, Analyst bei Warburg Research. Denn bereits im Februar hatten die Schweden die Hälfte ihrer Rocket-Aktien abgestoßen und sich nach einer Haltefrist auch den Verkauf der restlichen Anteile vorbehalten. Trotzdem ist die leichte Erholung des Kurses dadurch gestoppt. Nach dem Verkauf der ersten Tranche im Frühjahr war der Preis der Papiere von 22 auf 15 Euro gefallen, stieg dann in den vergangenen zwei Monaten jedoch wieder auf Werte von über 20 Euro. Nach der Bekanntgabe am Mittwoch verloren die Aktien vorübergehend vier Prozent. Gestern gab der Kurs um zwei Prozent nach. Seit dem Börsengang im Jahr 2014 war die Rocket-Aktie für viele Anleger ein großes Verlustgeschäft. Der Ausgabepreis betrug einst 42,50 Euro - mehr als doppelt so viel wie der aktuelle Kurs.

Fast eine Milliarde Euro für Kinnevik

Für Kinnevik hingegen war die Geschäftsbeziehung mit Rocket trotzdem lukrativ, denn die Schweden waren bereits 2009 eingestiegen. In den fünf Jahren bis zum Börsengang hatten sie insgesamt 155 Millionen Euro investiert. Den Einsatz konnte Kinnevik durch die Verkäufe und Dividenden versechsfachen: Fast eine Milliarde Euro nahmen die Schweden so ein.

Dass die Liaison nun trotzdem endet, hatte Kinneviks Interim-Chef Joakim Andersson mit möglichen Interessenkonflikten begründet. „Unsere Geschäftsmodelle sind sich zu ähnlich geworden“, sagte Andersson. Denn statt junge Firmen selbst aufzubauen, investiere Rocket zunehmend auch in größere Start-ups – genau wie Kinnevik.

Allerdings hatte es zuletzt zwischen den beiden Unternehmen wiederholt gekriselt. Bereits 2016 hatten die Schweden beide Vertreter aus dem Aufsichtsrat von Rocket zurückgezogen. Zwist hatte es laut Insidern bei dem Ende 2015 abgeblasenen Börsengang des Lebensmittel-Lieferanten HelloFresh gegeben. Samwer habe auf die Emission gedrängt, Kinnevik habe ihn blockiert. Zudem hatten die Schweden mehrfach gemeinsame Beteiligungen deutlich niedriger bewertet.

Ausstieg könnte der Rocket-Aktie helfen

So ist Kinnevik auch an Start-ups wie Home24, Westwing oder der Global Fashion Group beteiligt. Daran soll sich auch nichts ändern. „Wir werden weiter eng mit Rocket Internet bei den Unternehmen zusammen arbeiten, wo wir Co-Investoren sind“, erklärte Andersson.

Analyst Boventer sieht daher in dem Ausstieg kein großes Problem: „Für Rocket Internet ist das eher positiv, da sich nun der Aktienüberhang aufgelöst hat und die Gerüchte über einen angeblichen Streit die Aktie nicht weiter belasten“. Die habe deutliches Steigerungspotenzial, als Kursziel hat Warburg 37 Euro ausgegeben. „Der Wert von anderen Beteiligungen wie Westwing, Home24 oder der Global Fashion Group wird derzeit vom Kurs nicht reflektiert“, begründet Boventer.

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