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Flugzeuge der Fluggesellschaften Air Berlin und Ryanair stehen auf dem Flughafen Hamburg.

© dpa

Insolvente Fluggesellschaft: Warum wollen so viele Air Berlin besitzen?

Nicht nur die Lufthansa, auch andere wollen Teile von Air Berlin haben. Was macht sie so attraktiv für die Konkurrenz? Heute trifft sich der Gläubigerausschuss.

Die Verhandlungen über den Verkauf von Air Berlin laufen auf Hochtouren. Mit Lufthansa spricht Konzernchef Thomas Winkelmann schon seit Freitag. Auch Easyjet, Tuifly und die Thomas Cook-Tochter Condor gelten – neben dem Unternehmer Wöhrl – als interessiert. An diesem Mittwoch trifft sich erstmals der Gläubigerausschuss. Er vertritt die wichtigsten Gläubigergruppen der Airline. Dabei sind: die Bundesagentur für Arbeit, die den Mitarbeitern Insolvenzgeld zahlt, ein Vertreter von Air Berlin, die Commerzbank, die die Interessen der Kreditgeber vertritt.

Die Kanzlei CMS Hasche Sigle repräsentiert die Leasinggesellschaften. Auch die Lufthansa-Tochter Eurowings gehört dem Gremium an, da die Airline 38 Jets samt Crew von Air Berlin angemietet hat. Bei dem Treffen könnten „erste Details über die Pläne eines oder mehrerer Interessenten präsentiert werden“, schreibt das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Branchenkreise.

Geht man nach den nackten Zahlen, wäre die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft kein Unternehmen, um das sich Interessenten reißen dürften. 2016 flog Air Berlin jeden Tag im Schnitt mehr zwei Millionen Euro Verlust ein, 782 Millionen Euro in der Summe. Alle 144 Flugzeuge der Flotte sind verkauft und zurückgeleast. Das Vielfliegerprogramm ist an den Großaktionär Etihad übertragen worden, in der Hauptverwaltung am Saatwinkler Damm arbeitet man zur Miete. Alles, was sich zu Geld machen ließ, ist bereits versilbert.

Begehrte Rechte

Doch einen großen Trumpf hat die Fluggesellschaft noch im Ärmel: Es sind die bei der Konkurrenz heftig begehrten Start- und Landerechte an den Flughäfen Düsseldorf und Berlin. Airlines behalten diese, so lange sie die Strecken regelmäßig bedienen. Im Geschäftsbericht 2016 beziffert Air Berlin den Wert dieser Slots mit 80 Millionen Euro. Die Start- und Landerechte werden nicht einzeln, sondern nur im Paket verkauft. Wer ein bestimmtes Zeitfenster kaufen will, muss die zu diesem Flug gehörige Crew und das Flugzeug mit übernehmen. Im Fall der Maschinen sind dazu neue Vereinbarungen mit den Leasinggesellschaften nötig. Die Slots sind der wichtigste Faktor im Übernahmepoker.

Interessant ist aber auch die Fähigkeit Air Berlins, Langstreckenflüge durchzuführen. Nach Informationen des „Handelsblatts“ will die Lufthansa fast alle der 17 Langstreckenflieger und weitere Maschinen für die Mittelstrecke übernehmen.

Mehr als 8000 Menschen arbeiten derzeit für Air Berlin, darunter etwa 1300 Piloten, 3400 Flugbegleiter, 1500 Verwaltungsmitarbeiter und etwa 1000 Techniker. Während Piloten und Flugbegleiter auch nach der Übernahme ihre Jobs behalten dürften – wenngleich wohl schlechter bezahlt –, haben die Beschäftigten in Technik und Verwaltung Angst um ihre Arbeitsplätze.

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