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Kummer: Tausende Mitarbeiter der Fluggesellschaft Air Berlin müssen mit Kündigungen rechnen.

© Gregor Fischer/dpa

Insolvente Fluggesellschaft: Air Berlin geht in der Insolvenz das Geld aus

Neue Hiobsbotschaften von Air Berlin: Arbeitnehmer müssen womöglich auf Lohn verzichten, Kunden auf Entschädigungen - auch für Buchungen nach dem 15. August.

Schlechte Aussichten für Kunden, Geschäftspartner und die Arbeitnehmer von Air Berlin: Der Fluggesellschaft droht kurz nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens das Geld auszugehen. Gefährdet sind jetzt auch die Gläubiger, die sich bislang Hoffnungen machen durften, ihr Geld wiederzusehen. Die verfügbaren Mittel reichten voraussichtlich nicht aus, um die sogenannten Masseverbindlichkeiten zu decken, warnte Sachwalter Lucas Flöther. Darunter fallen alle finanziellen Verpflichtungen, die Air Berlin nach dem Insolvenzantrag am 15. August eingegangen ist. Forderungen aus der Zeit davor dürften ohnedies wertlos sein.

Auch Spätbucher sind jetzt betroffen

Anders als normale Gläubiger werden Gläubiger, die Masseverbindlichkeiten geltend machen können, im Insolvenzverfahren bevorzugt bedient. Daher konnten bislang Kunden, die nach dem 15. August bei Air Berlin gebucht hatten, darauf hoffen, für Flugausfälle entschädigt zu werden. Das ist nun fraglich.
Der größte Brocken dürften aber die Lohnzahlungen für die Mitarbeiter sein. Bis Ende Oktober hatte die Bundesagentur für Arbeit Insolvenzgeld gezahlt, seit November steht wieder Air Berlin in der Pflicht. Bisher hat die Airline keine Kündigungen ausgesprochen, sie will nach Angaben eines Unternehmenssprechers zunächst die Sozialplanverhandlungen abwarten. Bis zum Jahresende drohen jedoch Tausende von Kündigungen, von Januar an soll nur noch eine Resttruppe von 100 Mitarbeitern das Unternehmen abwickeln. Was auf die Mitarbeiter im einzelnen zukommt, ist unklar. „Wir stochern im Nebel“, sagte Verdi-Sprecher Andreas Splanemann am Donnerstag dem Tagesspiegel.

250 Millionen Euro von Lufthansa und Easyjet

Was Air Berlin zahlen kann, hängt nicht zuletzt davon ab, was die Airline noch einnehmen wird. 210 Millionen Euro will die Lufthansa für die Air-Berlin-Töchter Niki und LGW zahlen, weitere 40 Millionen Euro sollen von Easyjet für die Übernahme von Start- und Landerechten kommen. Bisher ist aber nicht ein Euro geflossen. „Gezahlt wird erst nach dem Closing“, sagte Air-Berlin-Sprecher Ralf Kunkel dem Tagesspiegel. Das heißt: Zunächst muss die EU-Kommission grünes Licht für die geplanten Übernahmen geben, dann muss der Betrieb auf Lufthansa und Easyjet übergehen, bevor Air Berlin ausgezahlt wird. Das kann sich bis Dezember oder Januar hinziehen. Zudem versucht Flöther, auch Geld bei früheren Geschäftspartnern der insolventen Airline locker zu machen. Im Wege der Insolvenzanfechtung könnten etwa Zahlungen an Großaktionär Etihad, die in den Jahren vor der Pleite geleistet worden sind, zurückgefordert werden.

Der Bund bekommt sein Geld

Anders als Kunden und Arbeitnehmer muss der Bund wohl keine Einbußen befürchten. Der Kredit über 150 Millionen Euro, mit dem die Staatsbank KfW den Weiterbetrieb ermöglicht hatte, ist besonders abgesichert und dürfte in jedem Fall bedient werden. „Die 150 Millionen Euro werden vorrangig berücksichtigt“, sagte Kunkel. Mit Zinsen von knapp elf Prozent wäre das Darlehen für die Steuerzahler kein schlechtes Geschäft gewesen. Allerdings ist auch hier an eine Rückzahlung erst dann zu denken, wenn Lufthansa und Easyjet gezahlt haben.

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