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Luxuswohnungen (im Bild "Fellini-Residences") locken reiche Geschäftsleute nach Berlin, gehen aber am Bedarf vorbei.

© imago/pemax

Wohnungsbau in Berlin: "Wir sollten keine Gated Communities für Superreiche machen"

In Berlins rot-rot-grüner Regierungskoalition wächst die Unzufriedenheit. Bausenatorin Katrin Lompscher soll bis Oktober ein Konzept für mehr Neubau vorlegen.

In Berlins rot-rot-grüner Regierungskoalition wächst offenbar die Unzufriedenheit mit Bausenatorin Katrin Lompscher (Die Linke), weil der Neubau qualitativ und quantitativ nicht richtig vorankommt. „Frau Lompscher muss bis Oktober ein Konzept vorlegen, wie man das beschleunigen will“, sagte Ülker Radziwill, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus am Donnerstagabend auf einer Podiumsdiskussion, zu der das Maklerunternehmen Engel & Völkers eingeladen hatte. Bei Mietpreissteigerungen eine Dämpfung hinzubekommen, sei das eine. Es müsse aber auch um eine „Neubauorientierung“ gehen, sagte Radziwill, Vorsitzende des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wohnen im Abgeordnetenhaus von Berlin: „Wir schauen genau hin, wie die Neubauaktivitäten unterstützt werden.“

Ähnlich äußerte sich in der Diskussion („Rot-Rot-Grün und der Berliner Immobilienmarkt“) Antje Kapek, Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus: „Wir sollten den Bestandsschutz nicht gegen Neubauaktivitäten ausspielen.“ Es gehe darum die „richtigen“ Wohnungen zu bauen, sagte Kapek, die ihren politischen Schwerpunkt in der nachhaltigen Stadtentwicklung gesetzt hat: „In den letzten fünf Jahren ist etwas gebaut worden, was dem Bedarf gar nicht entspricht.“ Radziwill wurde hier für die Koalition deutlicher: „Ich setze darauf, dass wir keine Gated Communities für Superreiche machen. Und wir sollten nicht Wohnungen schaffen für Leute, die im Jahr nur zwei-, dreimal herkommen – das halte ich nicht für volkswirtschaftlich sinnvoll.“

Die Politik habe keine Lösungen etwa für geschiedene Alleinerziehende

Das Publikum – mehrheitlich Projektentwickler, Makler, Bauträger, Verwalter und Immobilienberater – reagierte darauf mit Unverständnis. Es ging in der Diskussion vor allem um das Wie des künftigen Wohnungsbaus angesichts steigender Baulandpreise, die zu steigenden Quadratmeterpreisen im Wohnungsneubau beitragen.

Nach Angaben des Internet-Portals „Immowelt“ sind die Immobilien- Kaufpreise im ersten Halbjahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent auf 3260 Euro pro Quadratmeter gestiegen. „Immobilienwirtschaft funktioniert anders“, sagte Alexander Happ, Geschäftsführer Property Development Deutschland bei der Buwog-Gruppe, an die Politikerinnen gewandt, „nicht nach dem Prinzip widiwidiwupp, ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.“ Die Politik habe keine Lösungen für die Menschen, die sich wohnungswirtschaftlich verändern müssten, zum Beispiel für geschiedene Alleinerziehende. Der Ansatz der Mietpreisbremse ändere an der Vergabe von Wohnungen nach Bonitätsgesichtspunkten gar nichts, sagte Happ. Wer den Immobilienmarkt reglementieren wolle, sorge dafür, dass Preise steigen.

Happ sprach sich mit Blick auf steigende Mieten für eine Subjektförderung aus. Thomas Groth, Bauunternehmer und Vorstandsvorsitzender des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg e. V., zeigte sich überzeugt, „dass die städtischen Wohnungsbaugesellschaften nicht in der Lage sein werden, das zu tun, was man von ihnen erwartet“. Dazu seien sie kapazitätsmäßig nicht in der Lage. Er plädierte für die Finanzierung von Wohnungen über den Zweiten Förderweg.

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