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Sandfarbene Fassaden, flaschengrüne Fensterläden. Das Haus Buchenweg 3–4 wurde bereits saniert.

© Rainer W. During

Neuer Investor in Hakenfelde: Millionen für die Waldsiedlung

Die Waldsiedlung Hakenfelde wurde 1914 für Arbeiterfamilien errichtet. Nun werden die Wohnungen saniert– historisch korrekt.

Die Deutsche Invest Immobilien (d.i.i.) hat 16 Gebäude mit insgesamt 132 Mietwohnungen in der denkmalgeschützten Waldsiedlung im Spandauer Ortsteil Hakenfelde übernommen. Gut fünf Millionen Euro werden jetzt allein in die Sanierung der Häuser investiert. Dazu kommt die sukzessive Modernisierung von leer stehenden oder frei werdenden Wohnungen, für die eine große Nachfrage besteht.

Die Waldsiedlung in Spandau ist ab 1914 nach dem Gartenstadtmodell für die Familien von Arbeitern der damaligen Spandauer Rüstungs- und sonstigen Industriebetriebe errichtet worden. Sie besteht aus überwiegend zweigeschossigen Doppel-, Reihen- und Mehrfamlienhäusern. Die letzten Bauten wurden Mitte der 1930er Jahre fertiggestellt. Die von der d.i.i. übernommenen Gebäude verteilen sich auf acht Flurstücke und haben eine Gesamtwohnfläche von 8335 Quadratmetern.

Die Sanierung der Häuser erfolgt in zwei Etappen, erläutert Thomas Settelmayer, d.i.i.-Prokurist. Der erste Bauabschnitt, der rund ein Drittel des Bestandes umfasst, soll bis zum Jahresende fertiggestellt werden. Der zweite Abschnitt folgt dann im kommenden Jahr. Dazu gehören jeweils der Austausch der Fenster sowie der Neuanstrich der Fassaden und der Eingangstüren und die Renovierung der Treppenhäuser unter Gesichtspunkten des Denkmalschutzes nach historischem Vorbild. Die ovalen, mehrteiligen Fenster der Speisekammern sind ein spezielles Kuriosum. Die „Ostereier“ genannten Konstruktionen werden sorgfältig restauriert, denn Ersatz gibt es in dieser Form nicht. Neue Klingel- und Briefkastenanlagen werden ebenfalls installiert, vorhandene Balkone teilweise wieder instand gesetzt.

Für sanierte Wohnungen sind zwischen 8,30 und 9,60 Euro zu zahlen

Wie schmuck die Gebäude künftig aussehen werden zeigt das Haus Buchenweg 3–4, das bereits saniert übernommen wurde. Die 132 Wohnungen verfügen vorwiegend über zwei, zum Teil auch über zweieinhalb bis drei Zimmer und haben bisher einen sehr einfachen Ausstattungsstandard. Rund 70 Prozent haben noch eine Ofenheizung. Von den 29 Wohneinheiten, die bei der Übernahme leer standen, wurden bereits 20 saniert und erhielten Laminat-Fußböden, moderne Bäder sowie Gasthermen für Heizung und Warmwasser. Rund ein Dutzend davon ist bereits neu vermietet, zum 1. August werden fünf weitere Wohnungen bezogen. Die Nachfrage ist groß, berichtet Objektmanager Sebastian Angileau. Für die größeren Wohnungen interessieren sich vor allem junge Familien.

Die übrigen Wohnungen werden jeweils nach dem Freiwerden modernisiert. Dabei können die zukünftigen Mieter mitreden, so werden die Räume beispielsweise für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen barrierearm gestaltet. Während der durchschnittliche Mietpreis für den Altbestand bei 5,20 Euro pro Quadratmeter liegt, sind für sanierte Wohnungen bei der Neuvermietung zwischen 8,30 und 9,60 Euro zu zahlen. Durch den Ersatz der einfachverglasten Holzkastenfenster durch neue Holzfenster mit Isolierverglasung erwartet man eine Reduzierung der Nebenkosten um circa zehn Prozent.

Getreu dem Charakter einer Gartenstadt gehört zu jeder Wohneinheit auch eine größere Gartenfläche, die den Mietern kostenfrei überlassen wird. Dabei sind allerdings einige Auflagen zum Beispiel im Hinblick auf die Höhe der Hecken und die Art der Pflanzen einzuhalten. Um die Nachbarn nicht in Qualm zu hüllen, sind Holzkohlegrills verboten, und auch auf die vor Zeiten wohl durchaus übliche Haltung von Schafen, Ziegen oder Geflügel sollte verzichtet werden.

Die d.i.i.-Gruppe ist in Berlin und Potsdam mit rund 500 Wohneinheiten präsent

An die einst beliebte Gaststätte „Heideschlösschen“ erinnert nur noch ein Bild über dem Eingang. Sie ist längst geschlossen, der Schankraum dient derzeit als Lager für Baumaterialien. Und doch scheint sie darauf zu warten, aus dem Dornröschenschlaf erweckt zu werden. Das einstige Lokal gehört zu den insgesamt sechs Gewerbeeinheiten der kleinen Ladenzeile am Birkenweg, die schon lange nicht mehr der Nahversorgung der Bewohner der Waldsiedlung dient. Auch die Pächterin des Tante-Emma-Ladens hat schon vor Jahren das Handtuch geworfen, heute zählen ein Steuerberater, ein Malerbetrieb und eine Baufirma zu den Mietern.

Die in Wiesbaden ansässige d.i.i. ist ein integriertes Wohnungsbauunternehmen und Bestandsentwickler. Zu ihrem Kerngeschäft zählen der Aufbau und das Management von Wohnimmobilien- Portfolios für institutionelle und private Investoren, die über geschlossene Immobilienfonds beteiligt werden, sowie für den eigenen Bestand. Bevorzugtes Investitionsgebiet sind dabei Nord- und Westdeutschland. In Berlin und Potsdam ist man nach eigenen Angaben mit rund 500 Wohneinheiten präsent.

Im vergangenen Jahr hat die d.i.i.-Gruppe inklusive der Häuser in der Waldsiedlung Wohnimmobilien im Gesamtwert von mehr als 200 Millionen Euro erworben, eine Verdoppelung gegenüber 2015. Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen eine weitere Steigerung des Einkaufsvolumens auf über 300 Millionen Euro. Insgesamt hat die Gruppe in 28 Standorte investiert und seit ihrer Gründung 2006 rund 14 000 Wohneinheiten mit einem Volumen von insgesamt circa 1,5 Milliarden Euro gemanagt.

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