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Schmusekätzchen? Manchmal ja, manchmal nein: Katzen sind Jäger - und Haustiere. Fast 13 Millionen leben in Haushalten.

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Gerechtigkeit für Hundebesitzer: Brauchen wir eine Katzensteuer?

Hundehalter zahlen, Katzenbesitzer nicht: Ist das gerecht? Während Tierbesitzer streiten, winkt die Politik ab: Wie sollte eine Steuer kontrolliert werden?

Es gibt Themen, die Deutschland spalten: Bayern München gehört dazu oder das Dschungelcamp. Besonders hoch her geht es aber bei einem anderen Thema: den Katzen. Die eine, meist weibliche Hälfte der Republik liebt die Vierbeiner, ihre Eleganz, ihre Schönheit und ihr Selbstbewusstsein. Mindestens 12,9 Millionen Menschen dürften dieser Fraktion angehören, denn so viele Katzen leben in Deutschland als Haustiere. Deutlich mehr als Hunde übrigens. Die bringen es gerade einmal auf 7,9 Millionen.

Berühmt: Larry wohnt in Downing Street 10 und hat einen eigenen Etat.
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Doch Felis silvestris catus hat auch Feinde, vor allem die Freigänger, deren Radius nicht auf die eigenen vier Wände begrenzt ist. Sind die Katzen draußen, tun sie das, was wilde Tiere nun einmal tun: jagen. Mit ihren messerscharfen Krallen, ihren spitzen Zähnen, den gut ausgeprägten Sinnen und ihrer Schnelligkeit sind Katzen perfekte Killer. Während sich das Mitleid mit Mäusen und Ratten in Grenzen hält, sorgen sich Naturschützer vor allem um die Vögel. Rund 100 Millionen Stare, Spatzen oder Rotkehlchen sollen den Jägern im Jahr zum Opfer fallen, schätzt der Naturschutzbund Deutschland, vor allem die zwei Millionen Streuner gelten als Vogelkiller.

Die Anti–Katzen-Bewegung hat nun neues Futter bekommen. Warum muss man für Hunde Steuern zahlen, aber nicht für Katzen?, fragte unlängst ein Journalist der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Und fand Mitstreiter. Moritz Heuberger, Sprecher der Grünen Jugend, wollte die Idee zumindest nicht sofort ablehnen. Auch der Deutsche Jagdverband ließ Sympathien für eine Katzenabgabe erkennen. „Angesichts von zweieinhalb Millionen besitzerlosen, unterernährten Katzen, die die Artenvielfalt gefährden, fordern wir, dass Katzenbesitzer mehr Verantwortung übernehmen“, sagte Verbandspräsident Hartwig Fischer der „Bild“.

Star: "Bob, der Streuner" ist Hauptfigur einer Buchserie und jetzt auch im Kino.
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Seitdem streiten Katzen- und Hundehalter in Foren und Onlinekommentaren über eine Steuerpflicht für Katzenhalter. Während die deutsche Tierhaltercommunity gespalten ist, ist sich die Politik weitgehend einig. Sowohl Antje Tillmann, finanzpolitische Sprecherin der Unions-Bundestagsfraktion als auch Christina Jantz-Herrmann von der SPD lehnen eine solche Katzensteuer ab. Sie fordern stattdessen eine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen, damit sich die Zahl der wilden Katzen nicht weiter vermehrt.

Und auch die Grünen widersprechen ihrer eigenen Jugend. „Die Idee ist Quatsch“, sagt Nicole Maisch, in der Bundestagsfraktion für Tierschutz zuständig. Und selbst der Steuerzahlerbund, der schon berufsmäßig nach zusätzlichen Einnahmen für die öffentliche Hand sucht, winkt ab. Auch wenn sie ein paar Mäuse für die kommunalen Kassen bringen würde, lehnt der Steuerzahlerbund solche Bagatellsteuern ab. „Aufwand und Ertrag würden in keinem Verhältnis stehen“, sagte die Steuerexpertin des Verbands, Isabel Klocke, dem Tagesspiegel. Eine Kontrolle sei zudem nicht möglich. Der Fiskus habe keine Chance, Wohnungskatzen zu entdecken. Und auch freilaufende Tiere könne man nicht identifizieren. „Katzen tragen ja keine Hundemarke“, sagt Klocke.

Wie soll man das kontrollieren?

Der Streit um die Steuer dürfte daher für die Katz sein. Das sieht auch der Städte- und Gemeindebund so – obwohl es nach Meinung der Kommunen durchaus gute Gründe gäbe, Katzenhalter zur Kasse zu bitten. Immerhin würden sich ja nicht nur Hundehaufen, sondern auch Katzenfäkalien auf öffentlichen Straßen finden, die die kommunalen Straßenfeger wegräumen müssten, heißt es beim Verband. Der Hundekot, das Aufstellen von Tütchenspendern und Müllkübeln für Hundehalter, dienen als Hauptargument für die Hundesteuer.

Allerdings ist auch deren Aufkommen eher übersichtlich. Gerade einmal 11,2 Millionen Euro hat Berlin im vergangenen Jahr von Hundebesitzern einkassiert, eine Bagatelle gemessen an den gesamten Steuereinnahmen von 14,7 Milliarden Euro. Selbst die Bier- und die Feuerschutzsteuer haben Berlins Finanzsenator Kollatz-Ahnen mehr Geld eingebracht. Von einer Katzensteuer hält man in Berlin nichts.

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