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Die US-Notenbankchefin Janet Yellen am Mittwoch vor dem US-Kongress.

© dpa

Federal Reserve System (Fed): Yellen will Kurs behutsamer Zinserhöhungen fortsetzen

Fed-Chefin Janet Yellen will die behutsame Änderung der ultralockeren Geldpolitik fortsetzen. Unterdessen gibt es Berichte, dass ihre Amtszeit nicht verlängert wird und Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn ihr Nachfolger werden soll.

Die US-Notenbank will laut ihrer Chefin Janet Yellen am Kurs vorsichtiger Zinserhöhungen festhalten. Die Fed erwarte, dass die Konjunktur behutsame Anhebungen erlauben werde, sagte Yellen am Mittwoch in Washington vor Abgeordneten. Die Wirtschaft werde in den nächsten Jahren wie bisher mit moderater Geschwindigkeit wachsen. Für Yellen könnte es ihre letzte Anhörung im US-Kongress gewesen sein. Einem Medienbericht zufolge hat der Wirtschaftsberater von Präsident Donald Trump, Gary Cohn, beste Aussichten, ihr Nachfolger zu werden. Yellens Amtszeit endet im Februar 2018.

Am deutschen Aktienmarkt baute der Dax seine Gewinne deutlich aus. "Die Marktteilnehmer scheinen nach den jüngsten Aussagen mit einer vorsichtigen Gangart der Fed bei den Zinsen zu rechnen", sagte Ulrich Wortberg, Analyst bei der Landesbank Helaba. An der Wall Street erklomm der Dow-Jones-Index ein Rekordhoch von 21.580 Punkten. Der Euro rutschte demgegenüber um 0,6 Prozent auf 1,1392 Dollar ab.

Die Fed hat ihren Leitzins zuletzt im Juni auf das Niveau von 1,0 bis 1,25 Prozent angehoben und eine weitere Erhöhung in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Zum konkreten Zeitpunkt des nächsten Zinsschritts äußerte sich Yellen vor den Abgeordneten allerdings nicht. Sie stellte ihnen aber in Aussicht, dass die Fed wahrscheinlich schon in Kürze mit dem Abbau ihrer im Zuge der Finanzkrise aufgeblähten Bilanz beginnen werde. "Das ist etwas, was wir dieses Jahr beginnen sollten und nach meiner Ansicht relativ bald."

Mit diesem Schritt würde die Fed sich endgültig von der jahrelangen Krisenpolitik verabschieden. Yellen zufolge strebt die Notenbank an, zu einem Portfolio zurückzukehren, das nur Staatsanleihen umfasst. Vor Ausbruch der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2007 hatte die Bilanzsumme der US-Notenbank bei rund 800 Milliarden Dollar gelegen. Durch den massiven Erwerb von Staatsanleihen und anderen Papieren zur Stützung der Konjunktur wurde sie auf über vier Billionen Dollar ausgeweitet. Bis 2022 könnte wieder ein normales Niveau erreicht werden, so Yellen.

Macht sich keine Gedanken um zweite Amtszeit

Zu ihrer persönlichen Zukunft hielt sich Yellen weitgehend bedeckt. Sie bebsichtige, ihre Amtszeit zu vollenden. Darüber hinaus habe sie sich keine Gedanken gemacht. Das Magazin "Politico" berichtete unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen aus dem Präsidialamt, Finanzministerium und Kongress, Cohn habe sehr gute Chancen, Yellens Nachfolger zu werden. Er war früher Top-Manager beim Wall-Street-Giganten Goldman Sachs, wo er 1990 als Rohstoffhändler seine Karriere begonnen hatte. Trump hatte Yellen im Wahlkampf heftig kritisiert und ihr unter anderem vorgeworfen, nicht unabhängig zu sein.

In ihrem bereits am Freitag veröffentlichten Halbjahresbericht an den Kongress zeichnete die Notenbank trotz des schwachen Jahresstarts ein positives Bild der US-Wirtschaft. Die Währungshüter erwarten weiteres Wachstum und gehen davon aus, dass sich die Arbeitslosenquote in diesem Jahr bei 4,3 Prozent einpendeln wird. Damit wäre de facto Vollbeschäftigung erreicht.

Zuletzt hatte sich allerdings die Inflationsrate ein Stück weiter vom Notenbankziel in Höhe von zwei Prozent entfernt. Doch Yellen sieht hierin wenig Grund zur Sorge. Dies sei vor allem auf Sonderfaktoren zurückzuführen. "Einige vorübergehende Faktoren scheinen hier am Werk zu sein." Die Fed werde sich die Entwicklung in den nächsten Monaten sehr genau anschauen. (Reuters)

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