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Ein Passagierflugzeug der britischen Billigfluggesellschaft Easyjet landet auf der Südbahn am Berlin Brandenburg Airport Willy Brandt (BER) nahe Schönefeld.

© Patrick Pleul/dpa

Update

EU gibt grünes Licht: Easyjet darf Air-Berlin-Teile übernehmen

Easyjet kann ihre Angebotsoffensive am Standort Berlin-Tegel starten. Die EU hat die Übernahme von 25 Jets aus der Flotte der insolventen Air Berlin genehmigt.

Nun ist es amtlich: Die EU-Kommission hat den geplanten Kauf von Teilen der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin durch den britischen Billigflieger Easyjet genehmigt. Die Übernahme gefährde den Wettbewerb im EU-Binnenmarkt "nicht negativ" und werde daher ohne Auflagen erlaubt, erklärten die Wettbewerbshüter in Brüssel am Dienstag. Durch den Beschluss könne Easyjet seine "Präsenz an den Berliner Flughäfen ausbauen" und neue Strecken bedienen, erklärte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

Easyjet hatte sich Ende Oktober mit Air Berlin auf die Übernahme von 25 geleasten A-320-Flugzeugen sowie der Start- und Landerechte (Slots) für den Flughafen Berlin Tegel geeinigt. Dafür will das britische Unternehmen 40 Millionen Euro zahlen. Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Große Teile des Unternehmens sollen von der Lufthansa übernommen werden - die Prüfung dieser Pläne dauert aber noch an.

Kommission sieht Easyjet weiterhin "im Wettbewerb"

Man habe die Übernahme vor allem im Hinblick auf die Frage geprüft, ob das von Easyjet angestrebte "Zeitnischen-Portfolio am Flughafen Berlin-Tegel und bestimmten Zielflughäfen es Easyjet gestatten würde, bestimmte Wettbewerber vom Markt für den Fluggastverkehr von und nach Berlin auszuschließen." Man sei zu dem Schluss gelangt, dass die Ausweitung der Slots keinen Nachteil für die Fluggäste habe, erklärte die EU-Behörde. Außerdem sei Easyjet "weiterhin einem starken Wettbewerb" ausgesetzt. Die Kommission muss bei Fusionen im Luftverkehr prüfen, ob diese zu höheren Ticketpreisen und einem geringeren Angebot führen würden.

Eine Kontrolle bestimmter Zeitnischen-Portfolios auf überlasteten Flughäfen kann zu größeren Hindernissen für Fluggesellschaften führen, die von diesen Flughäfen aus operieren und diese anfliegen wollen, was wiederum höhere Tarife für die Fluggäste beinhalten würde. Die Übernahme werfe keine Wettbewerbsbedenken in den relevanten Märkten auf.

Die Klarheit der Entscheidung überrascht

Das Unternehmen reagierte zunächst nicht auf die Nachricht aus Brüssel. Es war allerdings allgemein erwartet worden, dass die Kommission die Freigabe ohne Auflagen erteilt, da das Unternehmen vor allem auf dem deutschen Markt insgesamt keine Marktbeherrschende Stellung erreicht. Gleichwohl wird Easyjet nach eigenen Angaben künftig stärkste Airline in Berlin - noch vor der Lufthansa-Gruppe. Das scheint die Kommission nicht zu stören. Vor dem Hintergrund überrascht die Eindeutigkeit der Entscheidung schon. Und sie ist zumindest ein Hinweis darauf, dass Vestagers Behörde auch mit dem deutlich umstritteneren Antrag der Lufthansa nicht zu streng umgehen dürfte. Hier soll am Donnerstag, den 21. Dezember, offiziell verkündet werden, ob sie die Übernahme von rund 80 Fliegern genehmigt - oder weiter prüft, was das gesamte Geschäft in Gefahr bringen würde.

Easyjet hatte bereits in der ersten Dezemberwoche mitgeteilt, dass die Airline ab Januar die ersten Flüge ab Berlin-Tegel anbieten will. Dann sollen insgesamt 19 Städte im In- und Ausland regelmäßig angeflogen werden. Damit ersetzt Easyjet teilweise Verbindungen der insolventen Air Berlin. Mit Easyjet geht es ab Tegel innerdeutsch ab 5. Januar nach Düsseldorf, Frankfurt und München. Und zurück.

Air Berlins Verwalter droht mit Aus für Niki

Während der Deal mit Easyjet also unter Dach und Fach ist, bangt man bei Air Berlin noch um die Einigung mit Lufthansa. Der Generalbevollmächtigte der Airline, Frank Kebekus, erklärte am Dienstag in einer Mitteilung, dass die Prüfung des Verkaufs der Tochter Niki an die Lufthansa "in die entscheidende Phase" getreten sei.

„Wie von der Europäischen Kommission gefordert, haben wir nach dem Verkauf der Niki an die Lufthansa Group noch einmal Kontakt zu weiteren möglichen Bietern aufgenommen. Das Ergebnis ist eindeutig: Die britische IAG hat uns schriftlich mitgeteilt, dass sie kein Kaufinteresse mehr an der Niki hat", teilte er nach einer Sitzung des Gläubigerausschusses mit. "Auch die erneuten Gespräche mit dem Bieterkonsortium um den Reiseveranstalter Thomas Cook hätten bisher nicht ansatzweise zur Unterbreitung eines tragfähigen Alternativangebots geführt“.

Der Gläubigerausschuss, das höchste Entscheidungsgremium im Insolvenzverfahren, habe nach den Aussagen von Kebekus festgehalten: „Der Fall ist eindeutig: Einziger valider Kaufinteressent für die Niki ist und bleibt die Lufthansa Group. Wenn wir bis 21. Dezember von der Europäischen Kommission grünes Licht bekommen, können wir den Verkauf erfolgreich abschließen. Wenn dieser Zeitplan jedoch ins Rutschen kommt, muss Niki umgehend Insolvenz anmelden. Dies würde bedeuten, dass kurz vor Weihnachten 1000 Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren, zehntausende Passagiere stranden und hunderttausende Tickets ihre Gültigkeit verlieren. Mit einem Zusammenbruch der Niki verschwände von heute auf morgen weitere Kapazität aus dem Markt. Es würde weniger Wettbewerb geben statt mehr. Angesichts dieser Sachlage hoffen wir nun auf eine zügige und klare Entscheidung der Europäische Kommission.“ mit AFP

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