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Lawrence Orsini (links) und der Sonnenstromerzeuger Eric Frumin nutzen die Blockchain-Technologie, um Strom in einem eigenen kleinen Netz zu vertreiben.

© Transaktive Grid

Energiewirtschaft: Blockchain ist (noch) kein Angstgegner

Manche sehen wegen ihr schon das Ende der Energieversorger kommen. Andere halten die Blockchain noch lange nicht für ausgereift. Was sie sein könnte, zeigte sich bei einer Veranstaltung von Solarpraxis Neue Energiewelt in Berlin.

Der Urknall für die Blockchain in der Energiewelt ereignete sich im Sommer 2016 einem Jahr im Keller eines Hauses in Brooklyn: Nur ein paar Wattstunden waren es, die Lawrence Orsini mit Hilfe der Blockchain-Technologie innerhalb eines kleinen Nachbarschaftsnetzes verkaufte und gleichzeitig abrechnete. Doch damit hatte er ein Prinzip angewandt, das schon heute für Überweisungen der Internet-Währung Bitcoin genutzt wird: Jede Transaktion wird auf allen Rechnern aller Teilnehmer in der Blockchain dokumentiert. Das macht das Verfahren sehr sicher. Gleichzeitig könnte das Institutionen wie Banken, die diese Sicherheit bisher garantierten, überflüssig machen.

Kommen Stromhändler und Energieversorger jetzt also unter Druck? „Wir schieben keine Panik“, sagte Maximilian Rinck von der Strombörse EEX bei der Blockchain-Veranstaltung in den Räumen von Vattenfall, die von Energy Brainpool unterstützt wurde. Genauso wenig wie der Taxidienst Uber die Deutsche Bahn ersetzen könne, werde die Blockchain in den Übertragungsnetzen eine Rolle spielen, glaubt Rinck.

„Die Großen werden getrieben von einer Meute, die ihnen hinterherjagt“, meinte dagegen Udo Sieverding, Energie-Experte von der Verbraucherzentrale NRW. Er hatte die Potentiale der Blockchain von den Beratern von PwC untersuchen lassen. Das neue Transaktionsmodell passe zum Trend der Demokratisierung und Dezentralisierung durch die Energiewende. Ein erstes Geschäftsmodell sieht Sieverding bei den Strom- und Heizkostenabrechnungen. Diesen Markt mit einem Volumen von 2,5 bis drei Milliarden Euro jährlich decke heute zu 90 Prozent die Firma Techem ab. „Da ist noch einiges zu holen“, sagte Sieverding.

Warum die Blockchain-Technologie hier angreifen könnte, beschrieb Christoph Burger von der European School Management und Technology. Er hatte das Phänomen Blockchain für die dena in einer Studie aufgearbeitet. „Der Vertrag ist der Code. Es steht kein Mittler dazwischen“, erklärte Burger. Wenn Energie geliefert wird, sendet die Blockchain also das Preissignal und alle anderen notwendigen Daten für die Abrechnung mit.

Phillip Richard von der dena glaubt, dass die Blockchain „einen besseren, netzebenenscharfen Verbrauch“ möglich machen wird. Schließlich wird der Strom mit der Blockchain ja über lokale Netze direkt verkauft und abgerechnet. „Das spart Netzausbau und Netzentgelte.“ Treiber werden Mieterstrom und die Elektromobilität sein, prognostiziert Udo Sieverding.

Bevor die Blockchain erfolgreich wird, muss sie aber noch ihr eigenes Energieproblem lösen: Die Transaktionen sind sehr aufwändig, weil sie ja immer auf den Konten aller Teilnehmer gebucht werden müssen. Zehn Kilowattstunden, der Durchschnittsverbrauch einer Familie an einem Tag, sind es mindestens.

Außerdem ist die Blockchain noch sehr langsam. Nur 17 Transaktionen pro Sekunde sind heute bei Überweisungen von Bitcoins möglich. Bis sich hunderttausende smarte Geräte in tausenden von Bilanzkreisen Daten und Strom zuschieben können, ist es noch ein weiter Weg.

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