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„Olli“ heißt der autonom fahrende Minibus, der auf dem Euref-Campus in Schöneberg unterwegs ist. Auch so werden wir uns in ein paar Jahren in der Stadt fortbewegen: Mehr Menschen in einem Fahrzeug, das von Algorithmen gesteuert wird.

© Deutsche Bahn AG

Elektromobilität in Berlin: Vernetzt auf engem Raum

Auf der 5. Hauptstadtkonferenz zur Elektromobilität kündigt Michael Müller im Roten Rathaus ein Konzept für den Wirtschaftsverkehr an.

Ramona Pop freute sich über den forschen Ton des Jungunternehmers. „Berlin ist Weltmarktführer und bringt Weltmarktführer hervor“, sagte Michel Stumpe von der Internetplattform free2move über das Gründergeschehen auf dem weiten Feld der Mobilität. Die Wirtschaftssenatorin wies hin auf die Vielzahl von Unternehmensgründungen und das attraktive „Ökosystem“ mit Start-Ups, Forschungseinrichtungen und etablierten Firmen. Dabei geht es beim Thema Elektromobilität nur langsam voran. Von den rund 1,3 Millionen Fahrzeugen in Berlin werden derzeit 3500 elektrisch angetrieben. „Ich bin erschüttert, dass die Industrie nicht in der Lage ist, Elektrobusse mit der erforderlichen Reichweite zu bauen“, sagte die grüne Senatorin am Mittwoch bei der 5. Hauptstadtkonferenz Elektromobilität.

Der neue Senat will eine neue Verkehrspolitik

Die verkehrspolitischen Leitplanken für den rot-rot-grünen Senat stellte der Regierende Bürgermeister auf. „Wir werden ein neues Konzept für den Wirtschaftsverkehr entwickeln“, kündigte Michael Müller an. Auf dem Gelände des ehemaligen Mauerparks soll in diesem Jahr ein „urban hub“ getestet werden, eine Anlaufstelle für Transporteure, die dort Waren abholen und dann möglichst lärm- und emissionsfrei in der Stadt verteilen. In großen Schritten gehe Berlin Richtung vier Millionen Einwohner, doch „das Straßennetz wird nicht im gleichen Ausmaß wachsen“, sagte Müller. Nicht zuletzt das Volksbegehren der Radfahrer zeige die Erwartung an die Politik, „neue Antworten zu geben auf Mobilitätsfragen in einer wachsenden Stadt“. Ökonomisch, ökologische und soziale Belange seien dabei zu berücksichtigen.

"Olli" fährt ohne Fahrer in Schöneberg

Für Müller ist das Thema Vernetzung überragend, zumal sich in Berlin 500 Start-ups damit befassen. „Die Dinge, die hier erdacht werden, sollen auch hier produziert werden“, bekannte sich der Regierende Bürgermeister zum Industriestandort und erwähnte in dem Zusammenhang Entwicklung und Produktion des selbstständig fahrenden Kleintransporters Olli, der auf dem Euref-Gelände in Schöneberg ausprobiert wird. Elektromobilität müsse buchstäblich erfahrbar sein, meinte Müller mit Blick auf Olli und die Teststrecke zwischen Ernst-Reuter-Platz und Brandenburger Tor, wo im Verlauf des Jahres vernetzte und autonom fahrenden Autos unterwegs sein werden.

"Wir brauchen die Fläche von Tegel"

Es wird voller und enger in der Stadt – das hat Konsequenzen für alle möglichen Bewohner und Bereiche. „Wir brauchen Produktionstätten in der Stadt, dazu brauchen wir Flächen“, sagte Pop. „Wir brauchen Tegel.“ Für Robert Henrich von der VW-Tochter Moia ist das „Kardinalproblem“ des Flächenverbrauchs die schlechte Auslastung der Autos, in denen zumeist nur der Fahrer sitzt. „Der entscheidende Hebel liegt im Pooling, der gemeinsamen Nutzung des Autos“, glaubt Henrich, wie es in Berlin einige Start-ups anbieten und ausprobieren.

PSA hat free2move gekauft

Michel Stumpe von free2move hat derweil die Welt im Blick. Die Jungfirma mit ihren 50 Mitarbeitern ist – ebenso wie Opel – von der französischen PSA übernommen worden und will mit ihrer Plattform, auf der alle Car-Sharing-Anbieter vertreten sind, in den USA und nach Asien expandieren. Dafür stellt PSA Stumpe zufolge einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung.

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