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Der rasante Kursanstieg von Bitcoins hat Schattenseiten. Experten fürchten eine Blase.

© imago/photothek

Ein Bitcoin für mehr als 4000 Dollar: Platzt bald die Bitcoin-Blase?

So teuer war die Digitalwährung noch nie: Mehr als 4000 Dollar kostet ein Bitcoin nun. Experten sehen den starken Kursanstieg kritisch und fühlen sich an die Dotcom-Blase erinnert.

Von Carla Neuhaus

Man hätte es wie Kristoffer Koch machen sollen. Als Experiment für seine Masterarbeit kaufte der Norweger vor acht Jahren Bitcoins. Für 5000 Einheiten der damals neuen Internetwährung zahlte er gerade einmal 27 Dollar. Nachdem Koch seine Abschlussarbeit abgegeben hatte, vergaß er die Bitcoins zunächst. Vier Jahre später entdeckte er sie wieder und staunte nicht schlecht: Weil der Bitcoin-Kurs in der Zwischenzeit deutlich zugelegt hatte, waren seine einst für 27 Dollar gekauften Bitcoins nun mehr als 800.000 Dollar wert. Koch tauschte einen Teil ein und kaufte sich davon eine Drei-Zimmer-Wohnung in Oslo. 4000 Bitcoins behielt er. Eine weise Entscheidung – denn sie haben ihn inzwischen zum Millionär gemacht. Mehr als 16 Millionen Dollar sind seine Einheiten der Digitalwährung heute wert.

Vom Studenten zum Millionär mit einem einzigen Investment: Das fasziniert. Und es findet Nachahmer. Weltweit kaufen immer mehr Menschen Bitcoins und treiben den Kurs in die Höhe. Jetzt ist ein Bitcoin bereits mehr als 4000 Dollar wert. Selbst wer erst vor einem Jahr investiert hat, konnte seinen Einsatz bis heute versechsfachen. Allein im August ist der Kurs um 40 Prozent gestiegen.

Experten fühlen sich an die Dotcom-Blase erinnert

Wer nun aber glaubt, mit den Bitcoins mache er ein sicheres Geschäft, der könnte eine böse Überraschung erleben. Gerade weil der Kurs so rasant steigt, warnen Experten vor einer Übertreibung. So fürchtet US-Großinvestor Howard Marks, dass eine Bitcoin-Blase entsteht. Er fühlt sich an den Dotcom-Boom von 2000 erinnert, als Anleger wie wild Aktien junger Techfirmen kauften – bis die Blase platzte, die Kurse einbrachen und viele Firmen pleite gingen. Auch damals haben die Investoren nur noch die steigenden Kurse gesehen und sich nicht mehr gefragt, ob der hohe Wert, den sie ihren Anteilen beimessen, gerechtfertigt ist. Das sei pure Spekulation, meint Marks. Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele stimmt ihm zu, auch er bezeichnete Bitcoins unlängst als „Spekulationsobjekt“. So ist der Vorteil von Bitcoins, nämlich seine komplette Unabhängigkeit von Notenbanken, auch gleich seine größte Gefahr. Ein Bitcoin ist schließlich ein virtuelles Gut, das nur den Wert besitzt, den andere ihm beimessen. Verlieren Anleger das Vertrauen, ist das investierte Geld schnell weg.

Zumal die Digitalwährung nicht nur bei Anlegern sondern auch bei Kriminellen immer beliebter wird. Weil die Besitzer anonym bleiben, nutzen Verbrecher Bitcoins für Geldwäsche, Drogen- oder Waffenhandel. Auch bei der wachsenden Internetkriminalität kommt die Digitalwährung vermehrt zum Einsatz. So nutzen Cyberdiebe Bitcoins etwa, um Konzerne oder Einzelpersonen zu erpressen. Kürzlich haben Hacker zum Beispiel interne Daten des US-Senders HBO abgegriffen, darunter das Skript für eine unveröffentlichte Folge der Erfolgsserie „Game of Thrones“. Für die Rückgabe der Daten verlangten die Erpresser mehrere Millionen Dollar Lösegeld – zu zahlen in Bitcoins. Nehmen solche Fälle zu, dürfte das der Digitalwährung nachhaltig schaden.

Die meisten Bitcoins werden in Asien

Dazu kommt, dass europäische Investoren heute schon kaum Einfluss auf den Bitcoin-Kurs haben. Die meisten Einheiten der Digitalwährung werden nämlich längst in Asien gehandelt. Auch am Wochenende waren es zu 70 Prozent Anleger aus China, Japan und Südkorea, die Bitcoins erwarben und den Kurs dadurch in die Höhe trieben.

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