zum Hauptinhalt

Edelmetall verliert an Wert: Gold lockt nicht mehr

Das Edelmetall verliert an Wert – wenige Optimisten glauben an eine Erholung. Dabei hatte Gold früher vor allem in Krisenzeiten Konjunktur.

Kaum ein Anlageobjekt spaltet die Anleger so sehr wie Gold. Die einen glauben daran, dass die Stabilität von Euro, Dollar und Co bedroht sei und in Zukunft nur Goldbestände das Vermögen retten könnten. Die anderen sehen dagegen im Gold nur ein Metall, das keinerlei laufende Renditen abwirft und daher bestenfalls zum Vermögenserhalt, nicht aber zur Vermögensbildung beitragen kann.

Seit August 2011 bestätigt der Goldpreis die Skeptiker: Notierte Gold damals auf dem Allzeithoch von 1950 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm), so fiel der Goldpreis seither um knapp 40 Prozent bis auf 1186 Dollar. Bis Mittwoch erholte sich das Metall wieder leicht auf rund 1230 Dollar.

Während die Goldbullen nun darauf setzen, dass ein Ende des Abwärtstaumels erreicht sein könnte, bleiben die meisten Profis eher skeptisch. So hat die französische BNP Paribas ihr Kursziel bis Ende 2015 gerade von 1000 auf 960 Dollar gesenkt. Goldman Sachs glaubt an 1050 Dollar. Auch die Commerzbank, Barclays und die Dekabank der Sparkassen lassen ihre Daumen gesenkt.

Zahlen des World Gold Council geben bisher den Skeptikern recht: Die drei größten Nachfrager – die Schmuckindustrie, die Käufer von physischem Gold und von Goldpapieren – lassen Gold von Quartal zu Quartal stärker links liegen. Im zweiten Vierteljahr 2014 kauften sie insgesamt 745 Tonnen, 206 Tonnen weniger als ein Jahr zuvor und 120 Tonnen weniger als in den ersten drei Monaten des Jahres. Besonders deutlich schrumpfte dabei die Nachfrage nach Barren (minus 57 Prozent) und Münzen (minus 50 Prozent). Die Notenbanken hingegen stehen seit einigen Jahren auf der Käuferseite und legen sich traditionell alle drei Monate zwischen 90 und 150 Tonnen zusätzlich in die Keller. Unter dem Strich jedoch sinkt die Goldnachfrage, während das Angebot steigt.

Die Deutschen vertrauen dem Gold besonders

In Deutschland ist Gold trotz des Preisverfalls besonders gefragt. Privat besitzen die Deutschen insgesamt 8200 Tonnen Gold, per September 2014 waren es damit mehr, als die US-Notenbank lagert, und auch 200 Tonnen mehr als 2012, wie eine Umfrage der Berliner Steinbeis- Hochschule im Auftrag des Edelmetall- Konzerns Heraeus ergab. 4400 Tonnen horten die Deutschen in Form von Münzen und Barren, 3800 Tonnen in Form von Schmuck. Wegen des gefallenen Preises ist der Wert der 8200 Tonnen um 250 Milliarden Euro geringer als 2012.

Während vor allem US-Goldanleger wenig Freude an ihrem Investment haben, stehen Investoren in der Euro-Zone aber etwas besser da. Der Grund: Gold wird in Dollar gehandelt. Weil der Euro zuletzt deutlich gefallen ist, sind aus Gold-Verlusten in Dollar Gold-Gewinne in Euro geworden. Wer beispielsweise vor einem halben Jahr physisches Gold gekauft hat, liegt seither in Dollar gut sechs Prozent im Minus, würde aber bei einem Verkauf gegen Euro derzeit einen Gewinn von drei Prozent (vor Kosten) einstreichen. In anderen Zeiträumen sieht die Rechnung natürlich anders aus.

Geopolitische Krisen ziehen keine Käufer an

Doch warum schrumpft das Interesse an Gold so stark? „Gold gilt als Krisenwährung“, heißt es bei der Dekabank. Doch regten nicht geopolitische, sondern Finanzkrisen und die Sorge vor einer Geldentwertung zu Goldkäufen an. Die europäische Staatsschuldenkrise habe aber an Brisanz verloren. Auch Inflation sei weit und breit nicht zu sehen. Ein weiteres Argument gegen Gold sieht die Dekabank in den USA: 2015 wird die US-Notenbank wohl die Leitzinsen erhöhen. Damit können die Investoren wieder mit steigenden Renditen bei Geld- und Zinspapieren rechnen, so dass Goldinvestments weiter ihren Reiz verlören. Die Deka-Analysten rechnen zwar nicht mit einem Absturz, trauen dem Goldpreis umgekehrt aber auf lange Sicht nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu.

Den Goldskeptikern setzen die Optimisten die Kauflust von Privatkunden und Notenbanken aus Asien und eine mögliche Rückkehr von Angst-Käufen entgegen, etwa wenn die Europäische Zentralbank ein größeres Kaufprogramm für Staatsanleihen auflegen und damit die Druckerpressen anwerfen würde. So hat etwa die Liechtensteiner Vermögensverwaltung Incrementum ein Kursziel von gut 1800 Dollar für die Feinunze ausgegeben.

Im Vergleich zu Aktien sinkt der Gold-Wert langfristig

Langfristig sprechen die Fakten gegen Gold. So kamen das Schweizer Bankhaus Vontobel und die Deutsche Bank zu dem Ergebnis, dass Gold langfristig nicht als Inflationsausgleich taugt. In puncto Wertsteigerung sehen Vergleiche noch problematischer aus: Während man heute für eine Feinunze Gold (in Euro gerechnet) etwa 14 BASF-Aktien bekommt, waren es vor 20 Jahren, Aktiensplits eingerechnet, 37 BASF-Titel. Die Unze ist also, im Sachwert Aktie gerechnet, im Wert geschrumpft. Noch deutlicher wird dies, wenn man die Papiere von Berkshire Hathaway betrachtet, der Aktie von Multimilliardär Warren Buffett, der in Coca-Cola, Energieversorger oder Infrastruktur investiert. War eine Berkshire-Aktie 1977 weniger wert als eine Feinunze (damals 160 Dollar), kostet ein einziges Papier heute 206 000 Dollar, also 168 Unzen.

Dennoch: Die meisten Vermögensverwalter und Banken räumen ein, dass ein kleiner Goldanteil im Depot nicht schadet. Je nach Risikoneigung raten die Experten hier zu drei bis 15 Prozent des Vermögens – etwa in Form von Papieren wie Exchange Traded Commodities, die den Goldpreis abbilden, allerdings als Inhaberschuldverschreibungen nicht gegen die Pleite der ausgebenden Bank gesichert sind. Eine mögliche Alternative sind Barren und Münzen, die jedoch Lagerkosten verursachen und umso teurer sind, je kleiner die Stückelung ist.

Tchibo-Münzen als Geldanlage ungeeignet

Abzuraten ist von einem aktuellen Tchibo-Angebot: Der Kaffeeröster und Einzelhändler verkauft ein Gold­Münzen-Set „25 Jahre Fall der Mauer“. Das als „Sammleredition mit Seltenheitswert“ beworbene Angebot besteht aus einem Mark­Stück der DDR, einer D-Mark und einem deutschen Euro. Fazit der Stiftung Warentest nach Recherchen bei Goldhändlern und Sammlern: Als Geldanlage sind die Münzen nicht geeignet. Eine Wertsteigerung sei nicht zu erwarten. Auch Schmuck eignet sich eher nicht zur Goldanlage, da der Feingehalt meist nicht über 585 liegt und die Designkosten den Goldwert um ein Vielfaches übersteigen.

Zur Startseite