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Alltag in Berlin. Elektroroller von Bosch gehören schon zum Stadtbild.

© picture alliance / dpa

Durchatmen in der Stadt: Wie Bosch die Stadtluft säubern will

Der größte Autozulieferer der Welt hat Innovationen und Technik für eine bessere Stadtluft – aber Kunden, Politik und Kosten sprechen häufig gegen einen Markterfolg.

Gute Luft in den Städten ist technisch machbar – allein die Kosten sind (noch) zu hoch und die Nachfrage ist zu schwach, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Bosch, der größte Autozulieferer der Welt, gab am Dienstag Einblick in seine Produktwelt, die zahlreiche Innovationen und Lösungen für eine bessere Luftqualität bereit hält. Auf dem Markt angekommen ist nicht alles, manches wird erst getestet oder ist Zukunftsmusik.

Dabei habe das Thema Luftreinhaltung „höchste Dringlichkeit“, sagte Geschäftsführer Rolf Bulander in Stuttgart. Die Gründe dafür findet Bosch vor seiner Haustür: Die baden-württembergische Landeshauptstadt war die erste Stadt in Deutschland, die sich mit drohenden Fahrverboten für ältere Dieselfahrzeuge auseinandersetzen musste. Und daran ist auch Bosch nicht ganz unbeteiligt, denn der Zulieferer verdient wie kaum ein anderer sein Geld mit Diesel-Technologie. 50 000 Mitarbeiter sind mit dem Diesel befasst, allein in Deutschland 15 000.

"Alle Register der Technik ziehen"

Bosch könnte auch die saubere Technik liefern, wenn man Bulander glaubt: verschiedene Elektromotoren und -komponenten, moderne Diesel-Technologie, Zweirad-Antriebe, Messgeräte und Sensoren. „Alle Register der Technik“ müssten gezogen werden, sagte der Bosch-Manager, um zum Beispiel die strengeren CO2-Grenzwerte für Neuwagen zu erfüllen, die die EU-Kommission kürzlich vorgeschlagen habe. Das schließe – naheliegend aus Bosch-Sicht – auch saubere Diesel ein. „Der Stadtverkehr wird langfristig elektrisch“, sagte Bulander. „Aber es wird künftig nicht 40 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen geben, sondern noch lange eine produktive Koexistenz mit modernen Verbrennungsmotoren.“ Auch der in Verruf geratene Diesel sei optimierbar, so dass er alle künftigen Grenzwerte – sei es CO2 oder das gesundheitsschädliche Stickoxid – einhalten könne. Doch drohende Fahrverbote und die Folgen des VW-Dieselskandals haben die Verbraucher und die Politik verunsichert. Auch gegen Bosch wird im Kontext des Dieselskandals ermittelt. Es drohe nun ein bundesweiter „Flickenteppich“ aus unterschiedlichen Verkehrsregelungen, Gerichtsurteilen und Verboten, warnt Bosch. Das Scheitern der Jamaika- Sondierungen seien zudem „nicht förderlich, für das, was die Gesellschaft und der Markt brauchen: klare Rahmenbedingungen“, sagte Bulander. Hinzu komme die starke Nachfrage nach großen Autos und SUV, die die Gesamtbilanz der Emissionen im Straßenverkehr verschlechtere.

Es fehlen kleine, günstige Elektroautos

Warum setzt sich die Elektromobilität nicht schneller durch? „Die spannendste Herausforderung ist es, bezahlbare Kleinwagen mit einer ausreichenden Reichweite auf den Markt zu bringen“, glaubt Rolf Bulander. Hier aber gibt es noch die größten Lücken im Angebot der etablierten Autobauer. Anders die neuen Wettbewerber wie eGo oder Streetscooter, die mit einfachen, preisgünstigen E-Fahrzeugen Furore machen. Bulander hält die Geschäftsmodelle für nicht vergleichbar, weil es hier um „ganz spezifische Anwendungen“ und die „Reduzierung auf das funktional Erforderliche“ gehe. Privat genutzte Pkw müssten anders funktionieren. Größter Kostenfaktor bleibt die Batterie, mit der sich Bosch auch schon seit vielen Jahren beschäftigt. Über die Produktion eigener Zellen denkt der Konzern immer noch nach. Rolf Bulander konnte hier keine Neuigkeiten verkünden: „Wir entscheiden Ende des Jahres oder Anfang 2018.“

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