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Ein Flugzeug von Air Berlin.

© dpa

Update

Drohendes Chaos in TXL: Air Berlin droht mit Einstellung des Flugbetriebs

Wilder Streik bei Air Berlin: Die Fluggesellschaft hat für Dienstag Dutzende Flüge abgesagt. Von einer "Überreaktion der Kollegen" spricht der stellvertretende Betriebsrats-Chef Technik.

Wegen Krankmeldungen zahlreicher Piloten hat Air Berlin am Dienstag Dutzende Flüge abgesagt. Grund für die Ausfälle seien „außergewöhnlich viele Krankmeldungen im Cockpit“, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Airline bat Passagiere, vor der Anfahrt zum Flughafen den Status ihres Fluges unter www.airberlin.com/fluginfo zu prüfen. Reisenden, die von Streichungen betroffen seien, solle die „bestmögliche Reisealternative“ angeboten werden.

„Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für unsere Gäste“, sagte eine Sprecherin. Nähere Angaben zur Zahl der gestrichenen Flüge machte die Fluggesellschaft nicht. Allein am Flughafen Berlin-Tegel fielen laut den online genannten Abflügen knapp 20 Flüge aus, etwa ebenso viele waren es am Flughafen Düsseldorf.

Die „Bild“-Zeitung hatte zuvor über eine „Piloten-Revolte“ berichtet. Grund dafür soll dem Bericht zufolge eine Auseinandersetzung über den Übergang von Piloten der insolventen Airline auf den potenziellen neuen Käufer sein.

„Der heutige Tag kostet uns mehrere Millionen Euro“

Mehr als 100 Flugausfälle wegen kranker Piloten bei Air Berlin am Dienstag verschärfen nach Angaben des Unternehmens die Lage der insolventen Airline. „Der heutige Tag kostet uns mehrere Millionen Euro“, teilte Vorstandschef Thomas Winkelmann mit. Ein stabiler Betrieb sei zwingende Voraussetzung dafür, dass die Verhandlungen mit Kaufinteressenten gelingen. Bisher seien die Beschäftigten professionell mit der schwierigen Situation umgegangen. „Das, was wir jedoch heute bei einem Teil der Belegschaft sehen, ist ein Spiel mit dem Feuer.“ Rund 200 der 1500 Piloten hatten sich krank gemeldet, viele nach Unternehmensangaben erst unmittelbar vor dem Flug. Der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus warnte: „Wenn sich die Situation nicht kurzfristig ändert, werden wir den Betrieb und damit jegliche Sanierungsbemühungen einstellen müssen.“

Wolfgang Fleischer, der stellvertretende Betriebsrats-Chef Technik bei Air Berlin, bezeichnete gegenüber dem Tagesspiegel die massenhaften Krankmeldungen "als Überreaktion der Kollegen, die aber nachvollziehbar ist". Es sei ja immer auch eine Frage, wie man mit Mitarbeitern umgehe. Gleichwohl, mit Blick auf das gesamte Unternehmen, sei "er nicht glücklich über die Situation". Er sei von den massenhaften Krankmeldungen "etwas überrascht worden". Er habe "nicht vermutet, dass so etwas kommt". Eigentlich habe man erst die Sachstandmeldungen nach Ende des Bieterverfahrens abwarten wollen. Erst dann habe man über mögliche Maßnahmen nachdenken wollen.

Karibik-Flugprogramm zum 24. September eingestellt

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) befürchtet, dass der Langstreckenbetrieb der Air Berlin komplett eingestellt werden könnte. VC-Präsident Ilja Schulz sagte der „Rheinischen Post“ (Dienstag), es bestehe die Sorge, dass mit einer „enormen Preiserhöhung die Langstrecke so unattraktiv gemacht werden soll, dass sie noch vor der Übernahme eingestampft werden kann“.

Hintergrund könnte Schulz zufolge sein, dass man insbesondere die gut bezahlten Langstreckenpiloten loswerden wolle, bevor es zu einer Übergabe von Betriebsteilen komme. „Die könnte der Insolvenzverwalter bei einer Einstellung der Langstrecke sofort entlassen wollen“, sagte Schulz der Zeitung. „Die Braut wird quasi für die Hochzeit hübsch gemacht. Das ist ein Skandal, den wir uns so nicht bieten lassen.“

Erst am Montag hatte Air Berlin bekanntgegeben, ihr Karibik-Flugprogramm ab Düsseldorf zum 24. September einzustellen. Flüge auf die Niederländischen Antillen, nach Cancún in Mexiko, Havanna und Varadero in Kuba sowie in die Dominikanische Republik entfielen damit. Hintergrund sei die im Insolvenzverfahren nötige Reduzierung der Langstreckenflotte.

Die verlustreiche Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, nachdem ihre arabische Großaktionärin Etihad die Zahlungen an die Berliner eingestellt hatte. Noch bis zum 15. September können Kaufangebote für die Fluggesellschaft abgegeben werden. (mit dpa)

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