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Roberto Azevedo, Jim Yong Kim und Christine Lagarde setzen sich für den internationalen Handel ein.

© Reuters

Drei gegen Trump: WTO, IWF und Weltbank werben für Freihandel

Drei der wichtigsten Wirtschaftsorganisationen kontern Donald Trump und setzen sich für mehr Freihandel ein. Dabei haben sie durchaus Forderungen an die Politik.

Von Carla Neuhaus

„Wir haben einen Fehler gemacht“, sagt Roberto Azevedo. „Wir haben den freien Handel zu lange als selbstverständlich hingenommen.“ Der Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO) sitzt am Montagmittag auf der Bühne im Saal des Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Neben ihm Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), und Jim Yong Kim, Präsident der Weltbank. Bevor sie sich am Abend mit Kanzlerin Angela Merkel treffen, wollen die drei eine Botschaft loswerden: Es lohnt sich, für mehr Handel zu kämpfen. „Handel schafft Jobs“, sagt Azevedo. „Handel sorgt für Wachstum und Wohlstand“, sagt Lagarde. „Handel holt Menschen aus der Armut“, sagt Kim.

Neu ist all das nicht. Neu ist aber, dass die Chefs dreier so wichtiger Wirtschaftsorganisationen meinen, das klarstellen zu müssen. Kurzfristig haben sie Politiker und Diplomaten eingeladen, um ihnen eine Studie zu präsentieren, die sie mit Blick auf das G-20-Treffen im Juli in Hamburg erstellt haben. Darin kommen sie zu dem Schluss: Während der Welthandel einerseits Wachstum schafft und Armut reduziert, werden gleichzeitig immer noch zu viele Menschen abgehängt. Etwa Industriearbeiter, die ihren Job verlieren, weil Firmen ihre Produkte günstiger im Ausland herstellen können. Dabei müsste das nicht so sein. „Mit der richtigen Politik können Staaten von den Vorteilen des Handels profitieren und gleichzeitig auch diejenigen mitnehmen, die zurückgelassen worden sind“, heißt es in der Studie.

US-Präsident Trump kritisiert die Abwanderung von Jobs ins Ausland

Lagarde, Kim und Azevedo reagieren damit auf die lauter werdende Kritik am Welthandel. Kritik, die unter anderem US-Präsident Donald Trump äußert, wenn er die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland und den Untergang der Industrie im eigenen Land moniert. Anders als Trump halten Lagarde, Kim und Azevedo mehr Protektionismus aber nicht für die Lösung. Würden Staaten ihre Wirtschaft etwa durch Strafzölle abschotten, hätte das Konsequenzen – vor allem für die Ärmsten, sagen sie. Denn müsste alles wieder im Land produziert werden, würden insbesondere die Preise für Güter des täglichen Gebrauchs rasant steigen. In den USA etwa würden Waren, die vor allem die ärmsten zehn Prozent der Bevölkerung kaufen, in einem solchen Fall um 69 Prozent teurer, rechnet Weltbankchef Kim vor.

Statt mehr Protektionismus sollten die G- 20-Staaten sich darauf konzentrieren, die negativen Folgen des Welthandels in den Griff zu bekommen. Konkret schlagen Lagarde, Kim und Azevedo vor, es Angestellten leichter zu machen, den Job oder die Branche zu wechseln. Wer in seinem gelernten Beruf nicht mehr arbeiten kann, solle es leichter haben, sich einen anderen zu suchen. Neben staatlichen Angeboten zur Umschulung sollte dafür etwa auch die Kreditvergabe erleichtert werden: Menschen sollen sich also einfacher Geld leihen können, um eine Weiterbildung zu finanzieren oder um sich selbstständig zu machen, fordern IWF, Weltbank und WTO.

Damit könnten die G-20-Staaten dann auch gleich ein zweites Problem in den Griff bekommen: Nämlich dass viele Jobs gar nicht aufgrund des Welthandels verloren gingen – sondern vielmehr durch neue Technologien und die zunehmende Automatisierung in den Fabriken.

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