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Die Deutsche Bank muss möglicherweise in den USA eine Strafe von 5,4 Milliarden Euro bezahlen.

© Reuters

Deutsche Bank in der Krise: Bloß keine Pleite

Die Deutsche Bank ist angeschlagen, auch aus eigener Schuld. Sie braucht Unterstützung. Eine Pleite wäre noch verheerender als der Zusammenbruch von Lehman. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Heike Jahberg

Lehrlinge sind sie eigentlich nicht. Dennoch dürften sich Angela Merkel und Wolfgang Schäuble in diesen Tagen wie Goethes Zauberlehrling fühlen. Auch sie werden die Geister, die sie riefen, nicht mehr los. Und auch ihre Not ist wahrlich groß.

Die Not sitzt in hohen Zwillingstürmen im Frankfurter Bankenviertel und trägt einen blauen Strich im Logo. Je nach Sichtweise zeigt er steil nach oben oder – was derzeit besser passt – steil nach unten. Die Deutsche Bank ist älter als das deutsche Kaiserreich, doch jetzt geht es ihr an den Kragen. Spekulanten machen Jagd auf das Institut. Jede neue schlechte Nachricht treibt den Börsenkurs weiter nach unten, am Freitag riss die Aktie zumindest vorübergehend die Marke von zehn Euro.

Die Bank ist an den Kapitalmärkten zum Abschuss freigegeben und leichte Beute. Spätestens seit die US-Regierung mitmischt, wird mit hohem Einsatz gespielt. Durch gezielte Indiskretion ist bekannt geworden, dass das Justizministerium die Bank mit einer 14-Milliarden-Dollar-Strafe für faule Hypothekenpapiere belegen wollte, jetzt scheint man mit einem guten Drittel davon zufrieden zu sein. Doch auch die 5,4 Milliarden, die nun im Gespräch sind, strapazieren die Rücklagen enorm. Der Verdacht: Will die US-Regierung nach VW einen weiteren großen Player aus dem Spiel drängen?

Unschuldig ist die Bank daran nicht. Bei allen windigen Geschäften, Manipulationen, Tricksereien, Betrügereien, Geldwäschedelikten und Steuerhinterziehungen im globalen Finanzzirkus waren ihre Manager dabei. Das Selbstbewusstsein ihrer Chefs hat das nicht getrübt. Im Gegenteil. Ob die „Peanuts“ von Hilmar Kopper, das Victory-Zeichen von Josef Ackermann beim Mannesmann-Prozess oder der Riesentiger in Anshu Jains Büro – die führenden Herren der Deutschen Bank sahen sich nicht als Dienende. Auch im Verhältnis zur Politik.

Das Institut ist angeschlagen und könnte Unterstützung gebrauchen

Doch das Bild hat sich gewandelt. Obwohl nicht nur Bankchef John Cryan, sondern nahezu alle Experten versichern, dass die Bank genug Liquidität hat, um die Krise zu überstehen, ist das Institut angeschlagen und könnte ein wenig Unterstützung gebrauchen. So wie zu Zeiten der Finanzkrise, als Angela Merkel und ihr damaliger Finanzminister Peer Steinbrück den Menschen in Deutschland versprachen, dass ihr Geld sicher ist. Damit verhüteten sie Schlimmeres.

Nur ist 2016 nicht 2008, Staatshilfen soll es nicht mehr geben, das hat die Regierung versprochen. Steuerzahlergeld für ein Haus, das jahrzehntelang Gewinne gescheffelt und üppige Boni ausgeschüttet hat – das wäre ohnedies schwer zu vermitteln, vor allem, wenn man zugleich der italienischen Regierung Staatshilfen verbietet. Die Geister, die sie riefen, setzen Merkel und Schäuble zu.

Dabei ist klar: Sie haben gar keine Wahl. Natürlich ist es richtig, wenn nicht der deutsche Steuerzahler, sondern Großaktionär Blackrock in die Bresche springt. Wenn es aber hart auf hart kommt, muss alles schnell gehen. Eine Pleite der Deutschen Bank wäre noch verheerender als der Zusammenbruch von Lehman.

Acht Millionen Kunden hat die Bank in Deutschland, 20 Millionen weltweit, Sparer, Anleger, Firmenkunden. Wenn diese das Vertrauen verlieren und ihr Geld abziehen, wäre das der Todesstoß für die Bank, mit unabsehbaren Folgen für die Wirtschaft und die Bürger. Too big to fail – das gilt heute wie gestern.

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