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Der deutsche Leitindex Dax hat nach der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl ein neues Rekordhoch erreicht.

© dpa/ Arne Dedert

Update

Dax auf Allzeithoch: Was die Aktienkurse getrieben hat - und weiter treibt

Der Erfolg des französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron macht Anlegern Mut. Dax und MDax haben historische Höchststände erreicht. Fragen und Antworten

Der Erfolg des europafreundlichen französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron im ersten Wahlgang hat die Aktienmärkte entfesselt. Vor dem Wochenende war die Skepsis groß, am Montagmorgen die Erleichterung noch größer. Auch die Händler auf dem Frankfurter Börsenparkett feiern den vermutlich nächsten französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Damit ist ein hohes politisches Risiko mit einer möglichen rechtsextremen, europafeindlichen Marine Le Pen an der Spitze der Regierung in Paris vom Tisch. Dazu gesellt sich der gestiegene Ifo-Index, der die gute Stimmung in der deutschen Wirtschaft signalisiert. Da ist es fast logisch, dass der Deutsche Aktienindex Dax hat am Montag eine neues Allzeithoch von mehr als 12.400 Zählern markierte.

Wie notierte Deutschlands Leitindex?

Um 10.55 Uhr war es soweit: 12.398,05 Punkte zeigte die große Tafel im Handelssaal der Frankfurter Börse, fast acht Zähler mehr als beim bisherigen Rekord, der am 10. April 2015 im Tagesverkauf mit 12.390,75 erreicht worden war. Der Deutsche Aktienindex verbuchte den höchsten Stand seiner Geschichte. Am frühen Nachmittag waren es dann sogar 12.428 Zähler.

Warum schoss der Index im Vergleich zum Freitag um rund drei Prozent nach oben?

Es gab dafür am Montag nur einen Grund: Die große Erleichterung über den Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich. Emmanuel Macron ist auch in den Augen der Börsianer der beste Kandidat, weil er der Wirtschaft und den Unternehmen Perspektiven eröffnet. Ganz im Gegensatz zur den Rechtsextremen um Marine Le Pen, die für Abschottung und neue Grenzen plädiert. Die Wahl in Frankreich war und ist deshalb auch für die Börse neben der Bundestagswahl im September die wichtigste Wahl in Europa in diesem Jahr.

Was treibt die Kurse abgesehen von der Wahl in Frankreich?

Es sind seit Wochen die identischen Gründe: Die extrem niedrigen Zinsen und mit die sehr großzügige Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Leitzins liegt bei Null. Für Einlagen müssen Banken sogar 0,4 Prozent Zinsen zahlen. Und ihre Billionen-schweren Anleihekäufe setzt die Notenbank mindestens bis Ende des Jahres fort. Eine Änderung dieses Kurses durch EZB-Chef Mario Draghi wird auch auf der Rats-Sitzung am Donnerstag nicht erwartet. Deshalb bleiben die Zinsen für Erspartes und Anleihen im Keller. Solide Aktien gelten als beste Alternative. Zudem legen deutsche Unternehmen nach den überwiegend guten Bilanzen für 2016 in den nächsten Tagen vermutlich auch ansehnliche Quartalsberichte vor.

 Wie sind die Aussichten?

Die wichtigsten Forschungsinstitute haben ihre Wachstumsprognosen in ihrem Frühjahrsgutachten unlängst leicht nach oben geschraubt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist für den Welthandel zuversichtlich. Und deutsche Unternehmen sind positiv gestimmt, wie der am Montag vorgelegte Ifo-Geschäftsklima-Index zeigt. Er ist wieder gestiegen, obwohl die Umfrage vor der Wahl in Frankreich abgeschlossen wurde.  

Welche Rolle spielen die Dividenden?

Auch sie treiben die Kurse. Die 30 Dax-Firmen schütten die in diesen Wochen rund 32 Milliarden Euro aus - so viel wie noch nie. Damit liegt die Aktien-Rendite - die Dividende gemessen am Kurs - mitunter bei vier Prozent.

 Und die Risiken?

Brexit, der drohende Protektionismus in den USA und die latente Terrorgefahr stimmen auch die Börsianer nachdenklich. Aber dies wird aktuell vom Wahlergebnis in Frankreich mehr als überlagert.

 Wie wichtig ist der Dax überhaupt?

Der Dax ist der zentrale Index für die Abbildung des Börsengeschehens in Frankfurt. Er wurde am 1. Juli 1988 eingeführt, zurück gerechnet stand er 1985 erstmals bei mehr als 1.000 Zählern. 1998 waren es 5.000 und am 9. Juni 2014 zum ersten Mal mehr als 10.000 Punkte. Entscheidend für die Zugehörigkeit sind der Börsenwert des jeweiligen Unternehmens und der Streubesitz. Aktuell sind Siemens, Bayer, SAP und BASF die wichtigsten Aktien im Dax.

 Was haben Anleger mit deutschen Standardaktien verdienen können?

Wer seit Ende 1990 auf den Dax (1398 Punkte) setzt, hat seinen Einsatz trotz aller Rückschläge um 800 Prozent gesteigert, aus 10.000 sind rund 90.000 Euro geworden. Wer auf dem Höhepunkt der Finanzkrise Ende 2008 10.000 Euro in den Dax (4810 Punkte) investiert hat kann sich aktuell über rund 26.000 Euro freuen. Dem Deutschen Aktieninstitut (DAI) zufolge konnten Anleger von 1990 bis 2016 im Dax brutto eine jährliche Rendite von 8,4 Prozent erzielen, von 2000 bis 2016 waren es 3,7 Prozent, von 2008 bis 2016 sogar 11,5 Prozent pro Jahr.

Geht es bei Aktien immer nach oben?

Nein. Eine Aktie ist ein Risiko-Investment. Mitunter gibt es kräftige Einbußen: 2008 hat der Dax mehr als 40 Prozent verloren. Deshalb raten  Experten: Wer auf Aktien setzt, sollte nur nicht unbedingt benötigtes Kapital verwenden und das Geld mindestens fünf Jahre, eher zehn Jahre und länger anlegen. Und das Investment auf verschiedene Papiere streuen.

Wie geht es im Dax weiter?

Das wissen auch Experten nicht. Aber sie bleiben zuversichtlich. Mit einem Einbruch der Kurse rechnet aktuell niemand. Zum Jahresende haben die Auguren 12.000 und mehr im Blick. Auf Jahressicht rücken für einige sogar schon 13.000 Zähler nahe. Möglicherweise werden die Prognosen nach dem Wahlergebnis in Frankreich revidiert - nach oben.

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