zum Hauptinhalt
Eine Schülerin macht ein Praktikum in einem Restaurant.

© picture alliance / dpa

Berliner Schulen: Den richtigen Beruf finden

In Berlin sind fast doppelt so viele Jugendliche arbeitslos wie im bundesweiten Durchschnitt. Sechs Schulen sind für ihre gute Berufsvorbereitung ausgezeichnet worden.

Dass sie Gerichtsmedizinerin werden will, weiß Saskia, seitdem sie zwölf war. Sie war ein paar Mal bei der Langen Nacht der Wissenschaften, merkte, wie gern sie seziert. „Und der menschliche Körper“, sagt sie, „ist schon sehr interessant.“ Saskia geht in die elfte Klasse des Albrecht-Dürer-Gymnasiums in der Emser Straße, Neukölln. Es ist Dienstagmorgen, acht Uhr. Ihr Kurs „Studium und Beruf“ beginnt.

In den vergangenen Wochen haben die Schülerinnen und Schüler hier über ihre Werte, Stärken und Schwächen gesprochen. Sie haben überlegt, was sie nach dem Abitur machen wollen, was ihr Wunsch und was realistisch ist. Heute geht es um Berufsfelder, die es gibt und die sie aus ihrem Umfeld kennen. Für seine Vorbereitung auf die Zeit nach der Schule wurde das Gymnasium am Mittwochabend mit dem „Siegel für exzellente berufliche Orientierung“ ausgezeichnet. Die übrigen Preisträger sind das Lessing-, das Sartre- und Georg-Herwegh-Gymnasium und zwei Integrierte Sekundarschulen: die Schule am Schloss und die Carl-Zeiss-Oberschule.

Praktika, Beratungen, Kurse

„Der Grundcharakter der Programme ist gleich“, sagte Sybille Kubitzki, Projektleiterin des Qualitätssiegels, das die Initiative „Partner Schule Wirtschaft“ vergibt. Die Jugendlichen machen Betriebspraktika, für die das Lessing-Gymnasium einen Extra-Lernraum hat. Sie besuchen Unternehmen, werden von Mitarbeitern der Arbeitsagentur beraten, üben, Bewerbungen zu schreiben. In manchen der Schulen ist das Fach zur Studien- und Berufsorientierung ein freiwilliger Kurs, am Sartre-Gymnasium ist es verbindlich.

An den beiden Integrierten Sekundarschulen ist das Lernen generell praxisorientierter. Es gibt das Schulfach Wirtschaft, Arbeit, Technik. Mit dem Berufswahlpass sollen die Schüler sämtliche Aktivitäten, wie Praktika und Betriebskontakte, bis zum Abschluss dokumentieren.

Hohe Jugendarbeitslosigkeit

All das sind Bemühungen, damit niemand nach dem Abschluss verloren geht. In der Hauptstadt sind fast doppelt so viele Jugendliche arbeitslos wie im bundesweiten Durchschnitt. Momentan liegt die Quote bei etwas mehr als zehn Prozent. Nach Schätzungen soll nur jeder zehnte Sekundarschüler den direkten Weg in die duale Ausbildung finden. In sozialen Brennpunkten sind es noch weniger.

Seit vergangenem Oktober sind deswegen zehn Jugendberufsagenturen eröffnet worden. Bis Ende des Jahres soll es in jedem der zwölf Bezirke eine geben. Dort finden die Jugendlichen alle Anlaufstellen, die sie brauchen, in einem Haus – die Agentur für Arbeit, das Jobcenter, die Jugendhilfe und Erstberatung bei Schulden- und Drogenproblemen.

Ein viel zu großes Angebot

Bundesweit gibt es mehr als 400 Ausbildungsberufe und noch viel mehr Studiengänge. Das mache den Jugendlichen die Orientierung oft schwer, erzählen sie am Dienstag. Ein Junge möchte Sportler werden, aber auch viel Geld verdienen. Deswegen überlegt er, eher Bauingenieur zu werden. Ein Mädchen möchte unbedingt studieren, wahrscheinlich Jura, weil es ihr sicher erscheint.

„Nur weil ihr Abi macht, müsst ihr aber nicht studieren“, sagt Fachlehrer Hussein Chahine. „Es gibt auch mit einer Ausbildung viele tolle Berufe.“ Die zunehmende Akademisierung wird als ein Grund genannt, weswegen immer mehr Betriebe über fehlende Bewerber klagen. In Berlin ist es derzeit jeder dritte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false