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Erkältungszeit im Büro: Wer krank ist, sollte grundsätzlich zu Hause bleiben.

© Maurizio Gambarini/dpa

Benimmregeln im Büro: Knigge-Expertin: „Wenn jemand niest, sage ich nichts“

Keine Taschentücher herum liegen lassen, beim Husten raus gehen, nicht Gesundheit wünschen - wie ich mich zur Erkältungszeit im Büro richtig benehme.

Frau Kaiser, darf ich nach den allgemeinen Benimmregeln krank zur Arbeit gehen?
Wer krank ist, sollte grundsätzlich zu Hause bleiben und sich auskurieren. Oft quält einen ja das schlechte Gewissen, dass man die Kollegen mit der Arbeit allein lässt, sie zusätzliche Aufgaben übernehmen müssen, aber es ist auch eine Belastung für andere, wenn ich permanent laut huste oder an einem Tag eine Kleenex-Box wegschniefe. Es ist also für beide Seiten nicht angenehm: Nicht für den Kranken und nicht für die anderen.

Wenn ich trotzdem zur Arbeit gehe: Wie verhalte ich mich richtig?
Zunächst sollte ich meine Kollegen darüber informieren, dass ich krank bin, damit sie genügend Abstand halten können und sich nicht anstecken. Es ist meine Pflicht, auf Hygiene zu achten, mir beispielsweise gründlich die Hände zu waschen, und auch zur Begrüßung eines Kunden sage ich, dass ich ihm heute nicht die Hand gebe, weil ich erkältet bin.

Linda Kaiser ist zertifizierte Trainerin der Knigge Akademie und stellvertretende Vorsitzende der Deutschen-KniggeGesellschaft.
Linda Kaiser ist zertifizierte Trainerin der Knigge Akademie und stellvertretende Vorsitzende der Deutschen-KniggeGesellschaft.

© promo

Was sind sonst noch No-Gos?
Es geht gar nicht, gebrauchte Taschentücher herum liegen zu lassen oder ohne eine Hand vor dem Mund zu husten. Außerdem sollte ich mir so diskret wie möglich die Nase putzen – und wenn ich doch mal heftig niesen muss oder einen Hustenanfall bekomme, sollte ich kurz aus dem Raum gehen.

Wenn ich als Kollege oder Chef trotzdem genervt bin: Wie sage ich das?
Darüber entscheidet zunächst einmal die Hierarchie: Steht man auf der gleichen Rangebene, ist es grundsätzlich in Ordnung, den anderen auf sein Kranksein anzusprechen. Der Chef kann seinen Mitarbeiter auch nach Hause schicken, der Mitarbeiter aber schlecht den schniefenden Chef. Dann kommt es auf den Ton an. Statt zu sagen „Sie stören!“ sollte man freundliche und positive Formulierungen nutzen und den Erkälteten „zu seinem eigenen Wohl“ nach Hause schicken. Ich-Botschaften sind immer gut, um einem kritischen Gespräch die Schärfe zu nehmen und man sollte immer unter vier Augen reden und den Mitarbeiter nicht vor dem gesamten Team bloßstellen. Das hat auch etwas mit guten Manieren zu tun.

Wie lauten die aktuellen Knigge-Regeln zum Gesundheit wünschen?
Wenn jemand niest, kommentiere ich das nicht, auch wenn man das fast automatisch tut. Die Reaktion hat nämlich ursprünglich eine ganz andere Bedeutung: Im Mittelalter war ein starkes Niesen eines der ersten Symptome dafür, dass jemand die Pest hat. Wenn also jemand an einem vorbei ging, der nieste, sagte man „Gesundheit“ – aber zu sich selbst. Es war quasi ein Stoßgebet zum Himmel, oh Gott, lass mich bloß nicht auch krank werden. Der Wunsch galt also gar nicht dem Kranken. Deswegen ist es heute eine eher unhöfliche Geste. Und andere Körperlaute kommentieren wir ja auch nicht.

Linda Kaiser ist zertifizierte Trainerin der Knigge Akademie und stellvertretende Vorsitzende der Deutschen-KniggeGesellschaft.

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