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Debatte mit Geschichte. Wie lange die gesellschaftliche Auseinandersetzung schon dauert, lässt sich auch an diesem Foto ablesen. Schon im Düsseldorfer Rosenmontagszug 2010 waren die Sondervergütungen ein Thema.

© dpa

Banker-Boni: Maximal 200 Prozent Belohnung

Die EU einigt sich auf Regeln für Banker-Boni. Die schwarz-gelbe Koalition in Berlin plant mehr Kontrollen für alle Top-Manager - und ist damit in Europa nicht allein.

Berlin/Brüssel - Ein Trost bleibt den Spitzenbankern in Europa. Sie werden nicht die Einzigen sein, deren Bezüge künftig einer stärkeren Kontrolle unterliegen. Auch Fondsmanager sollen keine Boni mehr erhalten, die höher sind als ihr festes Jahresgehalt. Über einen entsprechenden Bericht stimmte am Donnerstag der Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments ab. Nach Angaben des Berichterstatters und grünen Europaabgeordneten Sven Giegold fallen die meisten der von Kleinanlegern erworbenen Fonds mit einem Gesamtvolumen von knapp 6300 Milliarden Euro unter diese Richtlinie. Nun müssen sich Parlament und Rat noch mit der EU-Kommission auf einen Gesetzestext einigen.

Für führende Bankmanager treten neue Vorschriften aller Voraussicht nach zum 1. Januar kommenden Jahres in Kraft. Bereits am späten Mittwochabend einigten sich Vertreter des Europaparlaments und der EU-Länder in Brüssel darauf, die viel kritisierten Sonderzahlungen, die sogenannten Boni, zu kappen. „Die umfassendste und tiefgreifendste Bankenregulierung in der Geschichte der EU ist damit beschlussfähig“, sagte der Verhandlungsführer des Parlaments, Othmar Karas. Die EU-Kassenhüter und das Europaparlament müssen dem Kompromiss nun noch formal zustimmen.

Eine absolute Obergrenze für Sonderzahlungen sehen die EU-Pläne nicht vor. Der Bonus, den ein Banker kassiert, weil er etwa Ziele erfüllt oder übertroffen hat, darf aber im Normalfall nicht mehr höher ausfallen als sein Grundgehalt. In Ausnahmefällen können Geldhäuser eine Prämie in doppelter Höhe des Grundgehalts zahlen. Dem müssen allerdings die Eigentümer zustimmen.

„Gegen erbitterte Widerstände aus nationalen Hauptstädten und der Finanzindustrie wird Europa schon 2014 ein Stück gerechter“, sagte Udo Bullmann (SPD), der für die Sozialdemokraten im EU-Parlament die Verhandlungen führte. Der „erbitterte Widerstand“ kam vor allem aus London, der bedeutendsten Finanzmetropole Europas. Die Briten fürchten, der internationale Einfluss des Finanzplatzes könne Schaden nehmen und Spitzenmanager könnten dem Lockruf etwa in die USA folgen, wo mehr Geld zu verdienen ist.

Mit einem Wertschöpfungsanteil von neun Prozent ist die volkswirtschaftliche Bedeutung des Finanzsektors im internationalen Vergleich sehr groß, was die ablehnende Haltung der Briten erklärt. Noch Anfang März hatten sie weitere Verhandlungen durchgesetzt. Am Ende waren sie aber isoliert. „Das Parlament hat dem Druck der britischen Regierung widerstanden und keine Änderung an der Deckelung von Bonuszahlungen mehr zugelassen“, sagte Bullmann.

Auch abseits der Finanzbranche könnten Spitzenmanager möglicherweise bald schon unter genauerer Beobachtung stehen. Die französische Regierung will bis zum Sommer ein Gesetz vorlegen, das Bezüge von Managern generell beschränkt. Und in Deutschland haben Union und FDP Eckpunkte für mehr Rechte der Aktionäre bei der Kontrolle von Managergehältern erarbeitet. Wie aus einer Vorlage für die Spitzenrunde im Kanzleramt hervorgeht, soll die Hauptversammlung und damit die Anteilseigner jährlich verbindlich über Vorstandsgehälter entscheiden. Das Papier liegt der Nachrichtenagentur dpa vor. Die Anteilseigner sollen ebenfalls Höchstgrenzen festlegen. Dabei müssten die Gesamtbezüge „in einem angemessenen Verhältnis zu den Aufgaben und Leistungen des Vorstands sowie zur Lage der Gesellschaft stehen“. Verglichen mit Kollegen in den USA verdienen die Chefs der 30 größten deutschen Unternehmen mit durchschnittlich gut fünf Millionen Euro jährlich eher mäßig, wie eine Studie von Towers Watson zeigt. US-Topmanager erhielten durchschnittlich 13,3 Millionen Euro. mit dpa

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