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Reich und arm. Rund 20 Millionen ADAC-Mitglieder zahlen gut eine Milliarde Euro an Club-Beiträgen. Doch unter dem Strich bleibt oft nur ein Minus übrig.

© Andreas Gebert/dpa

Autoclub muss sparen: ADAC bekommt späte Rechnung vom Fiskus

Eine Steuernachzahlung trifft den ADAC. Die Altlast aus dem Skandaljahr 2014 erhöht den Druck auf das Sparprogramm und den Stellenabbau.

Eine Altlast aus dem Skandaljahr 2014 macht dem ADAC zu schaffen und erhöht den Druck auf den Club, Kosten zu sparen. Der größte Automobilclub Europas musste knapp 90 Millionen Euro Versicherungssteuern nachzahlen, wie am Montag bekannt wurde.

Der Hintergrund: Nach der Affäre um die über Jahre manipulierten Leserabstimmungen zum „Auto des Jahres“ hatte sich der ADAC eine neue Struktur gegeben: Beim Verein ist die Pannenhilfe verblieben, die kommerziellen Geschäfte wurden an eine Aktiengesellschaft übertragen, Forschung und wohltätige Aktivitäten an eine Stiftung. Dies hatte auch zur Folge, dass das zuständige Finanzamt gewechselt werden musste. ADAC E.V.]Seit 2010 ist das Bundeszentralamt bundesweit für Prüfung und Festsetzung der Versicherungssteuer zuständig, und es setzte beim ADAC eine deutlich höhere Versicherungssteuer fest als die zuvor zuständige bayerische Finanzverwaltung. Fällig wird diese Steuer auf Leistungen für die Mitglieder wie Pannen- und Unfallhilfeleistungen. /ADAC E.V.]Der ADAC musste deshalb nun rückwirkend für die Jahre 2014 und 2015 Steuern nachzahlen. Der Verein bestätigte keine Summe, sondern lediglich, dass er „Ende Juli 2017 eine Steuerfestsetzung des Bundeszentralamts für Steuern in zweistelliger Millionenhöhe erhalten“ und „fristgerecht bezahlt“ habe. Die erstmalige Festsetzung ergebe sich aus einer „veränderten behördlichen Zuständigkeit für das Thema Versicherungssteuer“.

Minus trotz Milliardeneinnahmen

Nun sind 90 Millionen Euro für den ADAC, der rund 20 Millionen Mitglieder hat, die rund eine Milliarde Euro im Jahr an Mitgliedsbeiträgen zahlen, nicht viel. Der Verein muss allerdings ohnehin sparen, da fällt die Steuernachzahlung besonders ins Gewicht. Bis 2020 will die Chefetage möglichst sozialverträglich und ohne Kündigungen 400 Stellen abbauen, weil ansonsten ein Minus von 170 Millionen Euro drohen würde. Die höheren Versicherungssteuern sind ein Teil der Belastung. Die Stellenstreichungspläne hatte der ADAC im September publik gemacht.

Der Sparkurs soll sich nicht zu Lasten der Mitglieder auswirken: Eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge sei nicht geplant, sagte ein ADAC-Sprecher. Auch werde der ADAC nicht an Mitgliederleistungen wie der Pannenhilfe sparen.

Stellenabbau in drei Stufen

Trotz der hohen Einnahmen über Mitgliedsbeiträge bleibt in der ADAC-Bilanz nach Abzug der Kosten meist nur ein kleiner einstelliger Millionenbetrag unter dem Strich übrig – in manchen Jahren auch ein Minus. So lag der Jahresfehlbetrag 2016 bei 327 000 Euro, wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist. Von knapp 1,2 Milliarden Euro Mitgliedereinnahmen flossen demnach mehr als 440 Millionen laut Satzung an die Regionalclubs. Vom Rest musste der ADAC unter anderem Prämien für Plus-Mitgliedschaft und Unterwegsschutz abziehen sowie für Pannen- und Unfallhilfe und den Betrieb der Notrufzentralen.

Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete am Montag, Management und Betriebsrat verhandelten nun über einen Stellenabbau in drei Stufen. So sollen die natürliche Fluktuation genutzt und frei werdende Stellen nicht wiederbesetzt werden. Abwanderungswillige sollen hohe Abfindungen bekommen. Mitarbeiter in der Sachbearbeitung im Mitgliederservice müssten sich auf einen Wechsel ihres Arbeitsplatzes einstellen: aus dem teuren München „an einen kostengünstigen Standort irgendwo in Deutschland“. mit dpa, AFP

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