zum Hauptinhalt
Grafik zu Innovationsausgaben Berliner Unternehmen

© Tsp

Aktuelle Ergebung: Berliner Wirtschaft setzt stark auf Innovationen

In der Hauptstadt setzen die Unternehmen auf Innovationen. Doch letztlich zählt auch, ob sie sich an die Digitalisierung anpassen.

Kein Dax-Konzern hat in der Hauptstadt seine Zentrale, viele Industriebetriebe sind mit den Jahren der Dienstleistungsbranche gewichen. Deswegen ist Berlin nicht gerade produktiv, dafür aber erfinderisch. Im Jahr 2015 hat die Berliner Wirtschaft 3,5 Milliarden Euro für Innovationen ausgegeben. Gegenüber dem Vorjahr entsprach das einem Zuwachs von 15 Prozent. Das ist deutlich mehr als der Bundesdurchschnitt mit acht Prozent.

Was Berlin von anderen Regionen unterscheidet, ist zunächst, welche Unternehmen Neuheiten schaffen. In der Hauptstadt liegt der Anteil von kleinen- und mittelständischen Unternehmen bei rund 33 Prozent, in ganz Deutschland bei 15 Prozent. Demgegenüber beträgt der Anteil von Großunternehmen bundesweit 85 Prozent, in Berlin 67 Prozent. Dies sind Ergebnisse der Innovationserhebung, die von der Technologiestiftung Berlin am Mittwoch vorgestellt wurden. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) bestätigte, dass sich die Innovationskraft Berlins auf eine „bestimmte technologieorientierte Szene“ konzentriere.

Berliner Betriebe sind bei Digitalisierung weiter

Kritisch ist: Berliner Unternehmen erwirtschafteten 2015 rund 11,5 Milliarden Euro mit Produktneuheiten. Mit 14,4 Prozent lag der Anteil am Gesamtmarkt jedoch unter dem deutschlandweiten Durchschnitt von 16,4 Prozent. Und obwohl sämtliche Branchen in Berlin innovativer sind als anderswo, lagen die Ausgaben im Maschinen- und Fahrzeugbau ebenfalls unter dem Bundeswert (s. Grafik).

In der Stadt gebe es vier „Hotspots für Innovationen“, sagte Nicolas Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Technologiestiftung Berlin: Adlershof mit dem Schwerpunkt Hightech-Industrie und City-West mit einem hohen Anteil an Softwareunternehmen, die neben einer ausgeprägten Medien- und Kreativwirtschaft ebenso in Kreuzberg-Ost und Prenzlauer Berg eine große Rolle spielten. „Die typische Berliner Gründermischung“, sagte Zimmer.

Zum Stand der Digitalisierung hieß es: Digitale Technologien sind in den Betrieben der Hauptstadt weiter verbreitet als in anderen Städten. Bei 35 Prozent wird die digitale Vernetzung im Arbeitsprozess intensiv genutzt. Mit 23 Prozent lag der bundesweite Wert niedriger. Auch die Kommunikation mit Lieferanten und Kunden sei in der Berliner Wirtschaft weiterentwickelt. „Da es hier einen großen E-Commerce-Markt gibt, ist das aber auch per Definition gesetzt“, sagte Zimmer. Generell seien digitale Technologien vor allem im Dienstleistungsgewerbe verbreitet, das in Berlin sehr ausgeprägt ist. Im verarbeitenden Gewerbe sei „das Potenzial noch nicht ausgeschöpft“.

Herausforderungen: Fachkräfte und Weiterbildung

Aus Sicht der Berliner Unternehmen zählen die mangelnde Datensicherheit (26 Prozent) und Schwierigkeiten beim Datenschutz (22 Prozent) zu den größten Barrieren bei der Digitalisierung. 15 Prozent bezeichneten die Knappheit von IT-Fachkräften als Problem. Der IT-Verband Bitkom warnte erst am Dienstag vor einem zunehmenden Personalmangel. Einer eigenen Studie zufolge habe es in Deutschland Ende vergangenen Jahres bereits 51 000 offene Stellen gegeben. Das entspreche einem Anstieg um 19 Prozent innerhalb eines Jahres. Der Verband plädiert für den Zuzug ausländischer Experten sowie die Vermittlung von Digitalkompetenz in Schulen. Informatik sollte demnach ab der fünften Klasse zum Pflichtschulfach werden.

Darüber hinaus wird die Weiterbildung von sämtlichen Mitarbeitern wichtiger. Computerbasierte, technologische Fähigkeiten werden zu Grundqualifikationen. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) fordert deswegen ein Recht auf Weiterbildung. Der Vorstand ihrer Partei hat Anfang dieser Woche das Konzept zum „Arbeitslosengeld Q“ beschlossen. Dies sieht vor, dass Frauen und Männer länger Arbeitslosengeld beziehen können, wenn sie sich weiterbilden. Auch wenn Qualifizierung ein großes Thema bleibe, steht Ramona Pop dem Konzept skeptisch gegenüber. Wichtiger sei, dass Maßnahmen passgenauer und effektiver werden.

Sollten sich Unternehmen wiederum nicht an die Digitalisierung anpassen, könnten sie laut Zimmer erst ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren und dann Insolvenz anmelden. „Das wird kein langsamer Prozess sein“, sagte er. „Das wird schlagartig passieren.“ In nur wenigen Jahren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false