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Rauf und runter ging es mit dem Dax in den vergangenen Wochen. Doch auf lange Sicht helfen Börsen den Sparern.

© picture alliance / dpa

Aktien: Sparer mit Weltblick

Wer Aktien kauft, braucht gute Nerven und Geduld. Trotzdem empfehlen Experten derzeit, auf diese Form des Vermögensaufbaus zu setzen.

Frankfurt am Main - Gerade senken auch Direktbanken wieder den Zinssatz für Tagesgeld – auf 0,2 Prozent, für größere Beträge gar nur noch 0,1 Prozent. Wer 1000 Euro im Jahr parkt, bekommt da gerade mal einen Euro. 25 Prozent Abgeltungssteuer abgezogen, bleiben 75 Cent. Immerhin, denn Sparkassen und Volksbanken sind bei Tagesgeld-Offerten schon längst bei Zinssätzen von 0,03 Prozent angelangt. Selbst solide zehnjährige Bundesanleihen lohnen bei einer Rendite von 0,1 Prozent nicht mehr. Als Alternative bleiben solide Aktien. Die ersten beiden Monate des Jahres haben aber gezeigt: Wer auf Aktien setzt, braucht gute Nerven – und muss zwischenzeitlich sinkende Kurse verkraften können. Auf lange Sicht, sagen Experten, rechnen sich Aktien gleichwohl, zumal in vielen Fällen jedes Jahr eine Dividende herausspringt.

Der Dax hat seit Anfang 2016 rund neun Prozent verloren

Ein Blick allein auf den Deutschen Aktienindex Dax, in dem die 30 wichtigsten deutschen Aktien zusammengefasst sind, sorgt für Ernüchterung. Seit Anfang des Jahres hat er rund neun Prozent verloren, zwischenzeitlich waren es sogar mehr als 18 Prozent. Aktiensparen erscheint derzeit auch problematisch, weil das Umfeld schwierig ist. Die Konjunkturaussichten sind unklar, der niedrige Ölpreis ist gut für Verbraucher, weil Heizöl und Sprit billig sind, andererseits gilt er als Indiz für Konjunkturprobleme, weil er auf eine schwache Nachfrage deutet. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält die Zinsen niedrig, was ebenfalls als Krisenzeichen gilt. Damit soll neben der Inflation auch die schwache Konjunktur in Südeuropa angekurbelt werden. Nicht zuletzt belasten die Konflikte im Nahen Osten, die Flüchtlingskrise und der mögliche Austritt Großbritanniens aus der EU („Brexit“) auch die Börsen.

Trotzdem trommeln Experten gerade in diesen Tagen im Blick auf den Vermögensaufbau, eine nachhaltige Geldanlage und die Altersvorsorge für Aktien – wenn das Geld langfristig und damit für mindestens fünf, eher zehn bis 15 Jahre angelegt und in dieser Zeit nicht benötigt wird. „Mit einem breitgestreuten Investment in Aktien oder Aktienfonds erzielen Anleger langfristig sehr gute Renditen“, sagt Christine Bortenlänger, Chefin des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Im Schnitt der letzten 40 Jahre seien das pro Jahr – Dividenden eingerechnet – zwischen sieben und neun Prozent gewesen. Wer derzeit auf Anlagen mit festen Zinsen setze, brauche dafür drei bis vier Mal solange, sagt Bortenlänger. Wenn überhaupt etwas rausspringt.

„Auf lange Sicht helfen Börsen den Sparern"

So gesehen ist nach ihrer Ansicht wie auch nach Auffassung des gemeinnützigen Verbraucherportals „Finanztip“ der Einstieg in die Aktienanlage immer möglich. „Auf lange Sicht helfen Börsen den Sparern beim Vermögensaufbau“, sagt Dirk Eilinghoff von „Finanztip“. Kurzfristiger, also innerhalb von Monaten oder ein paar Jahren sind Schwankungen aber stark und es kann auch zu deutlichen Verlusten kommen. Langfristig orientierte Anleger können das tägliche Auf und Ab an den Aktienmärkten aber gelassen verfolgen, heißt es bei „Finanztip“. Generell gilt folgender Grundsatz: Wer am Aktienmarkt einsteigt, sollte sich das Unternehmen jeweils genau anschauen und dessen Geschäft verstehen. Und das Risiko streuen indem er auf Aktien mehrerer Unternehmen setzt. Aktuell sprechen auch die Dividenden für Aktien. „Mit über 38 Milliarden Euro werden die deutschen Unternehmen 2016 so viel Dividende ausschütten wie nie zuvor“, heißt es in einer Analyse der DZ Bank.

ETFs sind erheblich kostengünstiger

Wer nicht selbst auswählen kann oder will, kann auf Aktienfonds setzen. Oder auf börsengehandelte Index-Fonds (ETFs). In einem Aktienfonds werden eine Vielzahl von Aktien gebündelt, ein Fondsmanager entscheidet, welche Papiere wann ge- und verkauft werden. Diese Arbeit lässt er sich vom Anleger natürlich gut bezahlen. ETFs dagegen kaufen keine einzelnen Aktien, sondern bilden über Finanzinstrumente einfach einen Index nach, etwa den Dax oder den Welt-Aktienindex MSCI-World. Das ist erheblich kostengünstiger als der Kauf einzelner Aktien oder eines Aktienfonds. Und die Aktienanlage wird breit gestreut: Der MSCI etwa deckt weltweit 1600 Standardaktien aus 23 Ländern ab.

Eine Investition in einen Index ist auch über einen Sparplan möglich. „Das geht bei manchen Banken schon ab 25 Euro monatlich“, weiß Eilinghoff. Das für die Aktienanlage notwendige Wertpapierdepot kann mittlerweile bei Online-Banken kostenfrei eingerichtet werden. Klar ist nach Ansicht von „Finanztip“ aber auch: Das richtige Aktienportfolio für alle gibt es nicht. Vor jeder Investition müssten Sparer entscheiden, wie lange sie auf ihr Geld verzichten und welche Verluste sie zwischenzeitlich ertragen könnten.

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