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Anfang Juni war bekannt geworden, dass Air Berlin Voranfragen bei den Landesregierungen an den beiden Standorten Berlin und Düsseldorf sowie beim Bund gestellt hatte.

© Tobias Schwarz/AFP

Air Berlin: Staatsbürgschaften sind nicht mehr nötig

Die seit Jahren hochverschuldete Fluggesellschaft Air Berlin will vorerst keine Anträge auf staatliche Bürgschaften stellen, sagt Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann.

„Eine Absicherung von Krediten durch die öffentliche Hand ist nicht mehr nötig“, sagte Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann dem Tagesspiegel am Dienstag. Man habe zuletzt große Fortschritte bei der Neuaufstellung des Unternehmens gemacht, begründete er die Entscheidung. Dazu zählten neu ausgehandelte Leasing-Konditionen für 14 Flugzeuge ebenso wie erfolgreiche Nachverhandlungen mit Vertriebspartnern. Diese würden das Unternehmen um rund 50 Millionen Euro entlasten. Zudem gab es eine kurzfristige Reduzierung der Bürofläche der Zentrale am Saatwinkler Damm in Charlottenburg um ein Drittel.

Anfang Juni war bekannt geworden, dass Air Berlin Voranfragen bei den Landesregierungen an den beiden Standorten Berlin und Düsseldorf sowie beim Bund gestellt hatte – „als eine von mehreren möglichen Maßnahmen mit dem Ziel, unsere Kreditkosten zu senken“, wie Winkelmann nun betonte. Bisher habe das Unternehmen im Jahr rund 140 Millionen Euro allein für Zinsen ausgeben müssen – inklusive der Kosten für laufende Anleihen am Kapitalmarkt.

Der Airline dürfte in Verhandlungen mit Geldgebern helfen, dass Großaktionär Etihad Airways, der seinen knapp 30-prozentigen Anteil allerdings verkaufen will, eine Ausfallbürgschaft bis zum Herbst 2018 ausgesprochen hat. Etihad ist die Staatsfluglinie der Vereinigten Arabischen Emirate mit Sitz in Abu Dhabi.

Keine Drehkreuz-Experimente mehr in Tegel

Winkelmann erklärte auch, dass er in Berlin kein Flugdrehkreuz betreiben wolle, solange der BER nicht geöffnet sei. „Der Flughafen Tegel ist, anders als unser ebenfalls großer Standort Düsseldorf, nicht für den Umsteigebetrieb ausgelegt.“ Berlin sei wichtiges und attraktives Direktreiseziel, davon wolle man profitieren.

Air Berlins Unternehmenschef Thomas Winkelmann am 14. Juni 2017 in London bei der Hauptversammlung der Fluggesellschaft.
Air Berlins Unternehmenschef Thomas Winkelmann am 14. Juni 2017 in London bei der Hauptversammlung der Fluggesellschaft.

© Alban Grosdidier/dpa

Die Gesellschaft würde deutlich besser verdienen, wenn sie in Berlin auf Europa-Strecken zwei Einzeltickets verkaufe als ein Ticket für Umsteigeflüge über Berlin-Tegel. Jedes Prozent weniger Umsteigepassagiere in Berlin würde die Airline im Jahr um rund zwei Millionen Euro im Jahr entlasten. Diese Rechnung gelte freilich nicht für Langstreckenflüge. Hier könne man sehr wohl Geld mit Umsteigern verdienen.

Winkelmanns Vorgänger, darunter der ehemalige Deutsche-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn, hatten unter großem Aufwand versucht, ein eigentlich für den BER ab Sommer 2012 geplantes Air-Berlin-Flugdrehkreuz auch in Tegel zu realisieren.

Winkelmann entschuldigte sich mit Blick auf die Kunden erneut für die stark gehäuften Verspätungen und Ausfälle im April und Mai. „Wir haben die Lage jetzt wieder im Griff. Aber ich weiß, das Vertrauen der Kunden neu zu gewinnen, braucht Zeit“.

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