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Noch mal Entdecker sein: Eine Replika der "Santa Maria" bei den Bahamas 1991.

© AFP

Wrack von Kolumbus' Schiff: Die Jagd nach der "Santa Maria"

Viele Schiffe liegen auf dem Grund der Karibik - US-Forscher wollen nun eines der berühmtesten entdeckt haben. Kolumbus' Flaggschiff "Santa Maria". Allerdings waren vorher schon Plünderer da.

In der Nacht zum 26. Dezember 1492 gefiel es "Unserem Herrn [...], daß um Mitternacht als ich zu Bett gegangen war, völlige Windstille herrschte und das Meer glatt wie Öl dalag", notierte Christoph Kolumbus in seinem Logbuch. Mit den Schiffen "Pinta", "Nina" und "Santa Maria" war er Monate zuvor in Spanien aufgebrochen, um einen Seeweg nach Indien zu finden - tatsächlich entdeckte er so Amerika.

Nun lagerte sein Flaggschiff "Santa Maria" vor der so getauften Insel Hispaniola, wo heute Haiti und die Dominikanische Republik liegen. Das Steuer überließ Kolumbus erstmals einem der Schiffsjungen, damit auch der Steuermann ein wenig Schlaf finden konnte. "Dies hatte ich während der ganzen Fahrt aufs strengste untersagt", bemerkt der Entdecker noch im Logbuch, "mit dem Bemerken, daß man das Steuerruder, ob nun Windstille herrschte oder nicht, niemals Schiffsjungen überlassen dürfe."

Eine verheerende Entscheidung: Der Bursche setzt die "Santa Maria" auf ein Riff und weckt die Mannschaft mit viel Geschrei. Am Ende bleibt Kolumbus nur die Evakuierung, alle Mann setzen auf die Insel über, das Flaggschiff der Expedition läuft auf Grund.

Forscher Clifford findet den "Mount Everest unter den Schiffswracks"

Nun könnte das wohl berühmteste Wrack der Geschichte entdeckt worden sein. Bei einem vor der Küste von Haiti entdeckten Schiffswrack soll es sich um die "Santa Maria" handeln. Alle geografischen, archäologischen und topografischen Analysen deuteten stark darauf hin, dass es sich um das Flaggschiff von Kolumbus handele, erklärte der US-Forscher Barry Clifford im "Independent". Am Mittwoch will er die Einzelheiten zu seiner womöglich spektakulären Entdeckung in New York der Öffentlichkeit präsentieren.

Clifford ist unter den Forschern bisher als "Piratenjäger" aufgefallen: Er fand vor der US-Ostküste die "Whydah" des Seeräubers Samuel "Black" Bellamy sowie das Kampfschiff von William Kidd, "Adventure Galley", vor der Küste Madagaskars.

Das Wrack war schon vor elf Jahren in einer Gegend gefunden worden, wo die "Santa Maria" nach Kolumbus' eigenen Angaben auf Grund gelaufen war. Die damalige Untersuchung von Fundstücken - unter anderem einer Kanone - habe zunächst falsche Ergebnisse gebracht, sagte Clifford dem Sender CNN. Erst vor zwei Jahren, nachdem er das Wrack selbst erforscht habe, habe er sichere Beweise sammeln können. Er sei dann mit einem Expertenteam erneut zum Wrack gefahren und habe weitergeforscht und sei sich inzwischen sicher: "Dies ist das Schiff, das den Gang der Menschheitsgeschichte veränderte. Für mich ist es der Mount Everest unter den Schiffswracks."

Zum 500. Todestags von Kolumbus baute Spanien 2006 die "Santa Maria" erneut nach.
Zum 500. Todestags von Kolumbus baute Spanien 2006 die "Santa Maria" erneut nach.

© AFP

So geht Cliffords von der Echtheit des Wracks vor allem wegen seiner Lage aus. Vor wenigen Jahren entdeckten Archäologen an Land die von Columbus gebaute Festungsanlage La Navidad. Laut den Logbucheinträgen Kolumbus' hatte er die Feste von seinen Männern aus den Planken der gesunkenen "Santa Maria" erbauen lassen. Sie war die erste europäische Kolonie in der Neuen Welt. In seinem Logbuch vermerkte Kolumbus, wie Wrack und Festung zueinander lagen. Die Forscher konnten also nun von der einen Entdeckung auf die andere schließen.

Plünderer haben Teile des Wracks entwendet - das erschwert die Erforschung

Auch der Meeresarchäologe Charles Beeker hält Cliffords Angaben für glaubwürdig. Zwar stehe noch eine detaillierte wissenschaftliche Analyse aus, doch gebe es schon anhand der Fotos von 2003 und jüngster Aufklärungstauchgänge "überzeugende Hinweise, dass es sich tatsächlich um die 'Santa Maria' handelt", sagte er dem "Independent". Nun will ein Team um Clifford mit Hilfe der haitianischen Regierung das Wrack genau untersuchen. Bei jüngeren Tauchgängen habe er leider feststellen müssen, dass das Wrack geplündert wurde - die Kanone und Geschirr, die zur Bestimmung helfen können, fehlen nun. Clifford hofft, die haitianische Regierung sichere nun den Fundort.

Kolumbus war mit dem Dreimaster "Santa Maria" im August 1492 auf der Suche "Ostasien" in See gestochen, doch führte ihn seine erste Expedition statt nach Indien 37 Tage später auf die Bahamas. Am 25. Dezember lief die "Santa Maria" auf eine Sandbank vor der Insel Hispaniola auf. Sie war in Nordspanien gefertigt worden und wurde von Kolumbus eigens für seine Entdeckungsreise angemietet. Auch wenn die Not zunächst groß war, die Einheimischen ahnten zunächst noch nichts vom kommenden Übel der Europäer. Am Morgen des 26. Dezember notierte Kolumbus: "Bei Sonnenaufgang erschien heute der König des Landes an Bord der "Niña", wo ich mich befand. Beinahe unter Tränen bat er mich, mir keine Sorgen zu machen, er würde mir all seine Habe geben und habe uns bereits zwei große Hütten zur Verfügung gestellt; wenn nötig, könnten wir auch noch weitere beziehen."

(mit AFP)

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