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Die US-amerikanische Sklavereigegnerin Harriet Tubman, die vorher selbst Sklavin war (aufgenommen zwischen 1860 und 1875).

© H.B.Lindsley/library of congress/dpa

Von einer Sklavin zur Freiheitskämpferin: Harriet Tubman wird die erste schwarze Frau auf dem 20-Dollar-Schein

Mit Harriet Tubman soll erstmals das Antlitz einer schwarzen Frau die amerikanische 20-Dollar-Note zieren. Als Spionin für den Norden verhalf sie nach ihrer Flucht aus der Sklaverei vielen anderen zur Freiheit.

Jacob J. Lew hat sich entschieden. Und lenkt den Blick seiner Landsleute damit auf einen Teil der eigenen Geschichte. Wie der amerikanische Finanzminister am Mittwoch in Washington bekannt gab, wird mit der von einer Sklavin zur Freiheitskämpferin aufgestiegenen Harriet Tubman erstmals eine Afroamerikanerin auf einer 20-Dollar-Note ("Greenback") verewigt. Und damit ziert erstmals seit mehr als 100 Jahren wieder das Konterfei einer Frau einen amerikanischen Geldschein.

Lews Votum beruht unter anderem auf dem Ergebnis der Online-Kampagne "Women on 20s", die dafür warb, die 20-Dollar-Note künftig ausschließlich Frauen zu widmen. Das hat nicht ganz geklappt, aber immerhin verdrängt Tubman den Gründer der Demokratischen Partei, Andrew Jackson, auf die Rückseite des Scheins. Für die Kampagneninitiatoren eine gute Entscheidung, sei Jackson doch als siebter Präsident der USA (1829 – 1837) auch für die zwangsweise Umsiedlung und den Tod Zehntausender amerikanischer Ureinwohner verantwortlich. Und er hielt selbst Sklaven.

Tubman hat sich gegen 14 andere prominente Frauen durchgesetzt, unter ihnen die frühere First Lady Eleanor Roosevelt, die indianische Schriftstellerin und Feministin Wilma Mankiller, die Pionierin der Frauenbewegung, Susan B. Anthony, sowie die afroamerikanische Bürgerrechtlerin Rosa Parks. Auch Tubmans Lebensgeschichte ist beeindruckend, Finanzminister Lew nennt sie einen unverzichtbaren Teil der amerikanischen Demokratie. "Es ist eine Geschichte, die amerikanische Werte spiegelt, amerikanische Demokratie, aber auch die Macht eines Einzelnen, etwas in unserer Demokratie zu verändern", erklärte Lew.

Sie soll mindestens 70 Familien aus der Sklaverei befreit haben

Harriet Tubman wurde um1822 auf einer Plantage im Südstaat Maryland geboren. Nach ihrer Flucht aus der Sklaverei baute sie, gerademal Mitte 20, die Untergrundorganisation "Underground Railway" mit auf, die schwarze Sklaven bei der Flucht in den Norden unterstützte. Sie selbst kehrte mehrfach heimlich in den Süden zurück und soll mindestens 70 Familien befreit haben. Während des Bürgerkriegs spionierte Tubman für den Norden und rekrutierte Sklaven für die Armee. Nach dem Krieg wurde sie zu einer Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht, geriet nach ihrem Tod 1913 aber für lange Zeit in Vergessenheit. Der Quäker Thomas Garrett, eine der Führungspersönlichkeiten der "Underground Railroad", sagte über sie: "Wäre sie eine Weiße gewesen, würde sie als die großartigste Frau ihre Zeit verehrt werden." Tubmans Lebensgeschichte ist in Catherine Clintons Biografie "Harriet Tubman: The Road to Freedom" nachzulesen.

Für die Kampagne hatte "Women on 20s" Historiker und Feministinnen befragt, wessen Gesicht sich am besten für die symbolträchtige 20-Dollar-Note eigne. Der 20er musste es ihrer Ansicht nach sein, da der 19. Verfassungs-Zusatz, der Frauen das Wahlrecht garantiert, im Jahr 2020 seinen 100. Geburtstag feiert. Bis dahin, so fordert "Women on 20s", soll der neue Schein druckreif sein. Ob das klappt, ist noch unklar. Eigentlich ist die Einführung erst für 2030 geplant. Die einzigen beiden Frauen, die bisher auf amerikanischen Banknoten verewigt wurden, waren vor mehr als 100 Jahren Martha Washington, die Ehefrau des ersten US-Präsidenten, sowie die Indianerin Pocahontas.

Dass Tubmans Antlitz auf dem 20er, und nicht, wie ursprünglich vom Finanzministerium geplant, auf der Zehn-Dollar-Note zu sehen sein wird, liegt am heftigen Einspruch der Fans von Alexander Hamilton. Der Gründungsvater der Vereinigten Staaten und deren erster Finanzminister darf auf dem Zehner bleiben. Dafür werde das Finanzministerium auf der Rückseite durch ein Bild der Suffragetten-Bewegung ersetzt, sagte Lew. Der Vorstoß des Finanzministers hat übrigens neben dem Vorhaben, auf US-Geldscheinen die Geschichte der Sklaverei und des Kampfs um die Frauenrechte zu würdigen, noch einen ganz profanen Hintergrund: Die Dollarnoten sollen fälschungssicherer werden – und dabei gleich ein neues Design erhalten.

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