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Das Geständnis. Gerüchte über eine mögliche HIV-Infektion von US-Schauspieler Charlie Sheen gab es schon länger. Nun räumte der 50-Jährige mit den Spekulationen auf.

© Fred Prouser/Reuters

US-Schauspieler Charlie Sheen: "Ja, ich bin HIV-positiv"

Charlie Sheen, Star der Sitcom "Two and a Half Men", hat seine HIV-Infektion öffentlich gemacht. Dafür bekommt er nicht nur Anerkennung.

Drogenexzesse, Alkoholabstürze, unzählige Affären, Ehen, Scheidungen, Beleidigungen, Gewalt gegen Frauen – die Liste der Skandale um Charlie Sheen ist lang. Nun ist ein weiteres Detail hinzugekommen. „Ich bin hier, um zuzugeben, dass ich in der Tat HIV-positiv bin. Ich muss diese Lawine an Gerüchten stoppen“, sagte er am Dienstag in einem Fernsehinterview. Die Diagnose habe er vor etwa vier Jahren bekommen. „Diese drei Buchstaben sind schwer zu schlucken“, sagte er. Es sei ein Wendepunkt in seinem Leben gewesen.

Spekulationen um Sheen hatte es zuletzt vermehrt gegeben, seit das Internet-Portal „Radar Online“ Anfang des Monats darüber berichtet hatte, dass ein bekannter Hollywoodstar HIV-positiv sei. Von Erpressungen, Schweigegeld und jeder Menge böser Worte war in diesem Zusammenhang die Rede. Spekulationen, die der 50 Jahre alte US-amerikanische Schauspieler offenbar nicht mehr aushielt. Der Boulevardsender TMZ twitterte am Montag, dass sich Sheen nun endlich äußern wolle. Für Dienstag kündigte er ein exklusives Interview in der „Today“- Show des Senders NBC an, um eine „persönliche Erklärung“ abzugeben. Schließlich bestätigte Sheen das, was bereits in Dutzenden Medienberichten und in sozialen Netzwerken vermutet wurde.

"Zahlungen in Millionenhöhe"

Sheen wirkte im Gespräch mit Moderator Matt Lauer ungewohnt nervös – der Schauspieler hatte sich nicht aus freien Stücken zu der „Enthüllung“ entschlossen. Wie TMZ berichtete, drohten einige Ex-Partnerinnen Sheens bereits mit Klagen, weil er sie nicht über seine Krankheit informiert haben soll. Zudem wollten sie Geld für ihre Verschwiegenheit. Eine Prostituierte habe sogar ein Foto von den Medikamenten gemacht, um hinterher Geld zu fordern. Und Sheen gab nach. „Wir sprechen von Zahlungen in Millionenhöhe.“ Gefragt, ob er noch immer zahle, sagte er: „Von heute an nicht mehr.“ Sheens Auftritt in der Show glich einer Beichte und einer Erlösung zugleich, er wolle der Flut aus Anfeindungen und Unwahrheiten ein Ende setzen. „Ich denke, ich befreie mich heute selbst aus diesem Gefängnis.“

Für Aids-Aktivisten ist das ein wichtiges Zeichen. „Wenn ein berühmter Schauspieler offen über seine Infektion spricht, kann das für andere Menschen mit HIV eine Vorbildfunktion haben“, sagt Holger Wicht, der Sprecher der Deutschen Aids- Hilfe. Allerdings sei es inakzeptabel, dass der Schauspieler offenbar dazu gezwungen wurde. „Das sollte immer eine persönliche Entscheidung sein.“ Wicht hofft, dass Sheen nun weiter offen mit seiner Erkrankung umgehe. Eine Stigmatisierung dürfe er sich nicht gefallen lassen. „Moralische Urteile verbieten sich in so einer Situation.“

Hämische Reaktionen auf Twitter

Im Vorfeld war Sheen besonders deswegen kritisiert worden, weil es hieß, dass er mehrere Partner wissentlich der Gefahr einer Ansteckung ausgesetzt habe. „Es ist unmöglich, dass ich es weitergegeben habe“, entgegnete Sheen auf eine entsprechende Frage von Moderator Lauer. Er habe immer auf Ehrlichkeit und Kondome geachtet. Wie er sich selbst infiziert habe, könne er nicht genau sagen. Alles fing mit Kopfschmerzen, Migräneanfällen und Schweißausbrüchen in der Nacht an. „Ich dachte, es sei ein Hirntumor.“ Nun nehme er täglich vier Pillen, sagte Sheen. „Ich habe die Aufgabe, mich zu bessern und vielen anderen Menschen zu helfen.“

Vor dem Interview und besonders danach gab es unzählige Reaktionen im Netz, etwa auf Twitter. User äußerten Mitgefühl, machten aber auch Witze und hämische Kommentare. Die Infektion sei eine Folge von Sheens wildem, exzessiven Verhalten und daher keine Überraschung, heißt es in vielen Beiträgen. Zahlreiche Nutzer wiesen auch darauf hin, dass der Wirbel um eine solche Privatsache unangemessen sei. Empört zeigten sich wiederum andere: HIV-Erkrankte würden stigmatisiert, Infektionen hole man sich nicht nur durch einen ausschweifendem Lebenswandel.

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Seiner Highschool-Freundin schoss er in den Arm

Sheen hatte aus seinem Lebenswandel nie einen Hehl gemacht. Bekannt ist neben den von Drogenexzessen gefolgten Entziehungskuren etwa, dass er mehrere Beziehungen zu Pornodarstellerinnen unterhielt und auch nach der Scheidung von Schauspielerin Denise Richards im Jahr 2006 zahlreiche Affären hatte. Dem Partyleben war er, zurückhaltend formuliert, nicht abgeneigt. Seine Beziehungen endeten den Frauen zufolge oft, weil Sheen ihnen Gewalt angedroht oder tatsächlich handgreiflich geworden war. So soll er seiner Highschool-Freundin einst in den Arm geschossen haben. Nachdem er eine andere Frau bewusstlos geprügelt hatte, bekam Sheen eine Bewährungsstrafe.

Mit alldem kokettierte er immer wieder. Genau diese derbe Arroganz war es, die Sheen zu einem streitbaren Schauspieler machte. 1986 mit dem Antikriegsfilm „Platoon“ bekannt geworden, feierte er seinen weltweit größten Erfolg mit der Sitcom „Two and a Half Men“, in der er den genusssüchtigen Kotzbrocken und Schwerenöter Charlie Harper spielte. Damit wurde er zum bestbezahlten Serienschauspieler der Welt, doch seine Exzesse holten ihn ein. Die letzte Staffel wurde 2011 abgebrochen, weil Sheen wiederholt durch Drogenmissbrauch auffällig geworden war und den Produzenten Chuck Lorre öffentlich beleidigt hatte. In einem Interview sagte er damals: „Dass ich noch lebe, liegt an meinem Tigerblut.“ Und: „Sterben ist nur etwas für Amateure und Idioten.“ (mit dpa)

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