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Ein gewaltiger Riss im sogenannten Larsen-C-Schelfeis in der Antarktis (Aufnahme vom 10. November 2016).

© imago/ZUMA Press

Update

Sieben Mal größer als Berlin: Riesiger Eisberg hat sich von der Antarktis gelöst

Es ist einer der größten Eisberge überhaupt: Nun hat sich der Koloss von der Antarktis gelöst.

Diesem Augenblick haben Forscher seit Monaten entgegengefiebert: In der Westantarktis ist vom Larsen-C-Schelfeis ein gigantischer Eisberg abgebrochen, der zuletzt nur noch an einer schmalen Verbindung hing. Er zählt nach Angaben des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung zu den fünf größten Eiskolossen, die Wissenschaftler in den letzten drei Jahrzehnten registriert haben. Mit 5800 Quadratkilometern ist er fast sieben Mal so groß wie Berlin.

Der Tafeleisberg löste sich irgendwann in der Zeit zwischen Montag und Mittwoch. Nach Angaben des britischen Antarktisprojekts „Midas“ wird er vermutlich den Namen A68 erhalten. Wohin er driftet, hängt von mehreren Faktoren ab. „Er schwimmt mit der Meeresströmung, aber auch der Wind spielt eine Rolle“, sagt AWI-Glaziologin Daniela Jansen, die am „Midas“-Projekt der britischen Universität Swansea beteiligt ist. Sie vermutet, dass der Eisberg - so wie andere zuvor - entlang der antarktischen Halbinsel zunächst gen Norden und dann nach Osten zieht. „Es kann aber dauern, bis er aus dem Meereis raus ist“, sagt Jansen. Erfahrungsgemäß driftet er zunächst zehn Kilometer pro Tag.

Diese llustration verdeutlicht die Lage des Eisbergs.
Diese llustration verdeutlicht die Lage des Eisbergs.

© AFP

Sollte die Eismasse nicht vorher in mehrere Teile zerfallen, wird es Jansens Angaben zufolge wohl zwei, drei Jahre dauern, bis sie geschmolzen ist. „Der Eisberg befindet sich schon weit im Norden und kommt deshalb bald in wärmeres Gewässer.“ Sie geht davon aus, dass er sich vor der Inselgruppe Südgeorgien, etwa 1400 Kilometer östlich der argentinischen Küste, vollständig auflösen wird.

Eine Gefahr für Menschen geht von dem Giganten nicht aus. „Er schwimmt in einem sehr abgelegenen Teil der Erde“, erläutert die Wissenschaftlerin. „Und einen Eisberg dieser Größe kann man per Satellit super verfolgen.“ Schiffe wüssten somit, wo er sich gerade aufhalte.

Diese Satellitenaufnahme vom 12. Juli zeigt die Geburt des Eisberges.
Diese Satellitenaufnahme vom 12. Juli zeigt die Geburt des Eisberges.

© dpa

Jetzt, wo der Eisberg abgebrochen ist, ist er für die Wissenschaftler eigentlich nicht mehr ganz so spannend. „Uns interessiert, wie es an der Kalbungsfront des Larsen-C-Schelfeises weitergeht“, betont Jansen. Schelfeise sind auf dem Meer schwimmende Eisplatten, die von Gletschern gespeist werden und mit ihnen noch verbunden sind. Das Larsen-C-Schelfeis ist das viertgrößte Schelfeis der Antarktis. Es hat eine Fläche von fast 50.000 Quadratkilometern und ist damit etwa so groß wie Niedersachsen.

Wissenschaftler befürchten, dass sich mit dem Abbruch des Eisbergs die neu entstandene Eiskante durch permanentes Krümeln weiter zurückzieht und das Schelfeis schließlich in absehbarer Zeit komplett zerfällt.

Noch ist das komplexe Eissystem nicht entschlüsselt

Diesen Prozess haben Forscher schon mehrfach beobachtet: In den vergangenen 20 Jahren sind sieben Schelfeise an der Antarktischen Halbinsel zerfallen oder stark zurückgegangen. In der Folge können die Eisströme der Gletscher ungebremst ins Wasser fließen, was letztlich zur Erhöhung des Meeresspiegels führt.

Ob sich auch das Larsen-C-Schelfeis zurückziehen wird, wissen die Forscher nicht. „Das ist ein komplexes System, und wir arbeiten daran, es zu entschlüsseln“, sagt Daniela Jansen. Zwar weiß niemand, ob der Klimawandel die Entstehung von A68 gefördert hat. Aber zum weiteren Zerfallen des Larsen-C-Schelfeises in der Antarktis könnte er durchaus beitragen. (dpa)

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