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Hinterbliebene. Die Gehegegenossen des toten Vince, Gracie (37) und Bruno (5) haben nichts mitbekommen.

© Christophe Ena/dpa

Schwarzhandel: Zoos fürchten die Nashorn-Mafia

Die Nashorn-Mafia tötet jetzt offenbar auch Zootiere. Die Tiergärten verschärfen ihre Sicherheitsvorkehrungen - und kürzen den Tieren selbst die Hörner.

Der Tod von Nashorn Vince versetzt derzeit Zoos in ganz Europa in Angst. Weil sie es auf sein kostbares Horn abgesehen hatten, brachen die Täter in den Tierpark Thoiry bei Paris ein, schossen dem Nashornbullen drei Kugeln in den Kopf und trennten sein Horn mit einer Kettensäge ab.

Ein Tierpark in Belgien hat sich jetzt entschlossen, die Hörner seiner drei erwachsenen Tiere zu kürzen, um sie vor solchen Angriffen zu schützen. Der Tierarzt werde die Hörner „als Zusatzmaßnahme zu den bereits vorhandenen Sicherheitsvorkehrungen“ kürzen, kündigte der Direktor des Tierparks Pairi Daiza bei Brüssel an. Das Horn der Nashörner wächst ständig und kann verhältnismäßig einfach gekürzt werden. Dann wächst es wieder nach, wie Fingernägel und Haare. In afrikanischen Nationalparks gilt das Kürzen als eine der wenigen wirksamen Maßnahmen sei, um Nashörner vor Wilderern zu schützen.

Im Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen leben elf Tiere der vom Aussterben bedrohten Art der Weißen Nashörner, zu der auch Vince gehörte. Parksprecherin Asta Knoth sagt, die Tore seien verstärkt worden, das Nashorn-Haus werde videoüberwacht „und die Wärter drehen nachts Runden“.

„Wir behandeln den Fall, als ob es um einen ermordeten Menschen ginge“

„Es ist zweifellos das erste Mal, dass ein Rhinozeros in einem Zoo getötet wird“, sagt Charlotte Nithart von der Umweltschutzorganisation Robin Wood. „Die Tierparks müssen sich dringend überlegen, wie sie ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärken können.“ Schon seit Jahren gibt es eine Nashorn-Mafia auch in Europa, die es zunächst nur auf Präparate abgesehen hatte: Aus Zoologischen Museen oder Ausstellungen etwa in Hamburg, Gifhorn, Offenburg und Bad Säckingen verschwanden Dutzende Hörner. Diese werden gemahlen und dann zu „astronomischen Preisen“ auf dem Schwarzmarkt verkauft:100.000 Euro für ein Kilo, meint Nithart. In China und Vietnam gilt das Horn als Wundermittel, das angeblich Krebs heile und die männliche Potenz stärke. „Die rund 160 Nashörner, die in europäischen Zoos leben, sind deshalb wertvoller als Gold“, sagt Nithart.

Der Tierpark in Thoiry war nicht besonders gesichert. Aber auf dem Gelände leben fünf Mitarbeiter. Keiner will die Schüsse aus dem Jagdgewehr gehört haben, mit denen Vince erschossen wurde. „Wir behandeln den Fall, als ob es um einen ermordeten Menschen ginge“, sagt die leitende Ermittlerin. Da es keine Studien zur Totenstarre von Nashörnern gibt, sei der Todeszeitpunkt schwer ermittelbar. Und Vince’ Horn dürfte schon unterwegs nach Asien sein, vielleicht in einer Weinkiste. (Paul Aubriat, AFP)

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