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Kann sich sehen lassen. Die restaurierte „Dolin“ wurde 1946 gebaut.

© Dagmar Gehm

Mit einem Schoner durch die Adria: Die Schönste in der Badebucht

Die „Dolin“ kreuzt in kroatischen Gewässern – und verzückt ihre Passagiere beim Anlegen in magischen Badebuchten. Oder mit Slowfood von Bordkoch Simon.

Sein Alter sieht man ihm gar nicht an, vielleicht weil es 1946 in Handarbeit und aus bestem Material gefertigt wurde: Das Schiff „Dolin“ hat seither schwere Gewässer durchkreuzt, Sturm und Krieg überlebt, war politische Geheimnisträgerin und ist ein paarmal auf Grund gelaufen – symbolisch gesehen. Gerade öffnen sich ganz neue Perspektiven, denn der Lack ist noch lange nicht ab.

Gulet, so werden auf Kroatisch die traditionellen Holzboote genannt, die heute als Motorsegler durch die Adria schippern. Das Wort leitet sich aus dem französischen Golette ab und bedeutet Schoner. Der Heimathafen des Gulets ist die alte Festungsstadt Zadar in Norddalmatien.

Verglichen mit seiner bewegten Vergangenheit ist der aktuelle Job recht entspannt. Damit die Dolin dem Lifestyle-Gefühl der Touristen entspricht, hat ihm John Benic, Skipper und Eigner in Personalunion, eine verjüngende Optik verliehen – fünf komfortable Gästekabinen inklusive Klimaanlage, Doppelbetten und natürlich eigener Dusche und WC.

Hitchcock schwärmte für den Sonnenuntergang der Adria

Neulich ist die „Dolin“ bei einer verträumten Bucht der Kornaten vor Anker gegangen. John kennt auf den Inseln verschwiegene Plätze, wo nur ein paar Fischerhütten am Strand stehen. Während an Bord Koch Simon stundenlang in den Töpfen rührt, um sein berühmtes „slow food“ zu bereiten, genießen einige Passagiere den Blicks aufs Ufer von ihren weißen Matratzen auf dem Sonnendeck. Andere haben sich mit dem Dinghi übersetzen lassen, der Rest schnorchelt in der jadegrünen See. Eigentlich könnten sie auch ohne Maske bis auf den Meeresgrund schauen, so klar und sauber ist das Wasser.

Bei gutem Wind werden die Segel gesetzt, um die Gäste zurück in die Zeit zu beamen, als die Gulets noch ohne Motor die Gewässer durchquerten. Zwar können die Passagiere ihre eigene Kreuzfahrt gestalten, aber John schlägt bei der morgendlichen Lagebesprechung seine Lieblingshäfen vor, „magische“ Badebuchten, wie er sie nennt, urige Tavernen, besondere Ankerplätze für den Abend. Alfred Hitchcock erklärte einst, der Sonnenuntergang in dieser Gegend sei der schönste, den er je gesehen habe, spektakulärer noch als der in Key West.

Den Einsatz als Kriegstransporter hätte sich der Bootsbauer wohl nicht träumen lassen

Das einzige, was niemand leiden kann, sind seekranke Passagiere. „Deshalb steuere ich bei schwerer See nur Inseln vor der Küste an“, versichert der Käpitän. Kein Problem bei einer Auswahl von insgesamt 365 Inseln in Norddalmatien!

Was für ein herrliches Leben die „Dolin“ jetzt führe im Vergleich zu dem furchtbaren Krieg, der von 1991 bis 1995 wegen der Unabhängigkeitsbestrebungen mehrerer jugoslawischer Staaten – darunter auch Kroatien – wütete! Damals diente die „Dolin“ als Versorgungsschiff, um Sand zum Bau neuer Häuser in Zadar zu befördern, aber auch zu den unzerstörten Inseln für die Ausgebombten vom Festland. Von den Inseln brachte das Schiff Obst und Gemüse zurück, weil es schwierig war, die Felder an der Küste zu entminen.

Den Einsatz als Kriegstransporter hätte sich der Bootsbauer wohl nicht träumen lassen, als die „Dolin“ ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs vom Stapel lief, für eine solide Zukunft als schwimmender Weinkeller bestimmt. Bis zu 90 Tonnen Fracht in Fässern hatte es mit jeder Fuhre von den Keltereien der Inseln zur Stadt befördert.

1992 mutierte die "Dolin" zur Geheimnisträgerin

Skipper Ivica Benic kennt die besten Ankerplätze und die urigsten Tavernen.
Skipper Ivica Benic kennt die besten Ankerplätze und die urigsten Tavernen.

© Dagmar Gehm

Bis 1948 die nationale Reederei Jadrolinija die „Dolin“ als Passagier- und Transportschiff auf den Strecken von Rijeka zu den Inseln Cres und Lošinj einsetzte. Als 1961 bei Rijeka dann die ersten Hotels entstanden, brachte das Schiff Baumaterialien in die Kvarner Bucht.

Ende 1991 brach der Jugoslawienkrieg aus, 1992 mutierte die „Dolin“ zur Geheimnisträgerin. Die Hafenbehörde von Zadar gab der gesamten Guletflotte ein Kuvert mit, dessen Siegel erst auf Anordnung zu brechen sei. Der mysteriöse Umschlag wurde aber nie geöffnet. Wahrscheinlich barg er die Order, die gesamte Stadt im Falle eines Angriffs über die Seeseite zu evakuieren.

Nach Kriegsende wurden alle bewohnten Inseln mit Fähren verbunden. Niemand brauchte mehr Transportboote. Es gab keine Verwendung mehr für das Schiff. Bis John auf die Idee kam, es touristentauglich zu machen. Die Tagesfahrten liefen so gut an, dass man im Jahr 2008 mit Wochentörns startete. Statt Wein oder Sand transportiere die „Dolin“ jetzt also Urlauber.

In Zadar spielen die Wellen auf der Meeresorgel

Manchmal kramt der Skipper die alte Seekarte hervor und erklärt sie seinen Gästen. John spricht fließend Englisch, weil sein Vater als Bootsbauer in Australien Arbeit fand, wo John bis zu seinem 13. Lebensjahr aufwuchs. Johns kroatischer Name aber lautet Ivica.

Wenn die „Dolin“ in Zadar einläuft, fährt sie längsseits der neuen Meeresorgel, damit sie möglichst hohe Wellen wirft. Sie lösen unterschiedliche Töne auf den Röhrenpfeifen unterhalb der Kaimauer aus und formen sie zu einer Melodie. Gleich daneben leuchtet im Dunkeln das Werk des gleichen Architekten, Nikola Bašics „Gruß an die Sonne“. In einem Kreis mit einem Durchmesser von 22 Meter hat er alle Planeten des Sonnensystems mit ihren Umlaufbahnen in mehrschichtigen Glasplatten dargestellt.

Sieht man die „Dolin“ in Zadars Marina dümpeln, denkt man daran, wie die Römer, deren Forum in der Altstadt noch zu sehen ist, wohl ihre Flotte ausgestattet hatten. Doch am liebsten blickt man wie die „Dolin“ voraus, zu neuen Horizonten.

Kroatien finden Sie auf der ITB in der Halle 1.2.

Anschlusswoche im Fünf-Sterne-Hotel

KREUZFAHRTSAISON
Die Gulets starten wieder ab Mitte Mai und fahren bis in den Oktober hinein.

DAS SCHIFF
Baujahr: 1946, modernisiert 2008, 25 Meter lang, 5,5 Meter breit, fünf Passagierkabinen mit Klimaanlage. Dusche/WC. Besonderheiten an Bord: großes Sonnendeck, frische, dalmatinisch-mediterrane Küche (eigener Koch).

PREISE
Der Charterpreis für eine siebentägige Privatkreuzfahrt auf der „Dolin“ (8 bis 10 Personen) kostet ab 5900 Euro. Wer über Tui eine Anschlusswoche ab 761 Euro (zum Beispiel vom 13. bis 20. Oktober 2016) mit Übernachtung und Frühstück im Fünf-Sterne-Falkensteiner Hotel & Spa Iadera in Petrcane bei Zadar bucht, hat den Flug ab Berlin-Tegel inklusive. Das Gleiche gilt für das Vier-Sterne-Falkensteiner Aparthotel Petrcane. Eine Woche kostet dort ab 488 Euro pro Person mit Flug ab/bis Berlin-Tegel.

ROUTENBEISPIELE
Ab/bis Zadar: Insel Solta, einsame Bucht auf der Insel Drvenik, Primosten auf dem Festland, von dort Ausflug zu den Krka-Wasserfällen, zwei Tage und Nächte Kornati-Inseln, Dugi Otok (Lange Insel), Zadar.

Ab/bis Trogir/Split: Insel Vis, Insel Solta, Insel Hvar, Insel Brac mit Ausflug zum Kloster Blaca, verschiedene ruhige Strände und Buchten, Split. Bei allen Routen ist der Skipper flexibel und bespricht die Pläne je nach Wetter und Wünschen mit den Passagieren.

SEHENSWÜRDIGKEITEN IN ZADAR
Domkirche der Heiligen Anastasia aus dem 13. Jahrhundert, römisches Forum, Platz der fünf Brunnen. Zwei Kunstobjekte von Architekt Nikola Basic: die Meeresorgel an der Kaimauer und der „Gruß an die Sonne“. In einem Kreis mit 22 Meter Durchmesser hat Basic alle Planeten des Sonnensystems mit ihren Umlaufbahnen in mehrschichtigen Glasplatten dargestellt.

AUSKUNFT
im Internet unter goolets.com.

Dagmar Gehm

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