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Demonstranten forderten in Ford Lauderdale strengere Waffengesetze.

© Reuters

Nach tödlichen Schüssen an US-Schule: Empörte Schüler demonstrieren für striktere Waffengesetze

In Florida demonstrierten hunderte Schüler für schärfere Waffengesetze, darunter auch Überlebende des Blutbades an einer Schule in Parkland. Unterdessen mehren sich die Anzeichen für ein Polizeiversagen.

Nach den tödlichen Schüssen an einer High School im US-Staat Florida sind am Samstag hunderte Schüler auf die Straße gegangen, um für schärfere Waffengesetze zu demonstrieren. An der Kundgebung in Fort Lauderdale nahmen auch zahlreiche Überlebende des Blutbades teil. Lehrer und Vertreter mehrerer Gemeinden schlossen sich an. In leidenschaftlichen Reden brachten junge Leute neben ihrer Trauer um Schulkameraden tiefen Zorn darüber zum Ausdruck, dass sich trotz einer nicht abreißenden Serie von Bluttaten an Schulen und anderen Einrichtungen nichts an den laschen Waffengesetzen in den USA geändert habe.

Am Mittwoch hatte ein 19-Jähriger in der Marjorie Stoneman Douglas High School in Parkland - etwa 50 Kilometer von Fort Lauderdale entfernt - mit einer halbautomatischen Waffe das Feuer eröffnet. 17 Menschen starben. Seitdem haben Schüler der Einrichtung in den sozialen Medien, in Fernsehauftritten und auf der Straße lautstark Konsequenzen gefordert - und Politiker angeprangert, die von der mächtigen Waffenlobby-Organisation NRA Wahlkampfgelder angenommen haben. „Schande über euch!“, rief eine Schülerin bei der Kundgebung am Samstag, während sie sich die Tränen aus den Augen wischte. „Genug ist genug!“

Zudem mehren sich die Anzeichen für ein Versagen der Polizeibehörden. Neben dem FBI soll der spätere Todesschütze auch der lokalen Polizei wegen seiner "Gewaltausbrüche" bekannt gewesen sein, wie der Sender CNN berichtete. US-Präsident Donald Trump besuchte am Freitag Überlebende in einem Krankenhaus in Pompano Beach und dankte den Helfern für ihre "unglaubliche" Arbeit. Der Polizei im Verwaltungsbezirk Broward County, in dem der Angriff verübt wurde, war der 19-jährige Todesschütze Nikolas Cruz nach Berichten des Nachrichtensenders CNN seit Jahren bekannt. Seine Mutter habe wiederholt die Polizei gerufen und gebeten, ihr im Umgang mit den "Gewaltausbrüchen, Drohungen und dem selbstzerstörerischen Verhalten" ihres Sohnes zu helfen.

Das FBI war Warnhinweisen auf den späteren Täter nicht nachgegangen

Die US-Bundespolizei FBI hatte am Freitag ihrerseits Versäumnisse eingeräumt. Demnach sei einem Warnhinweis auf den späteren Täter Cruz nicht nachgegangen worden. Ein Anrufer aus dessen engerem Umfeld warnte das FBI am 5. Januar, dass der 19-Jährige möglicherweise einen Angriff an einer Schule plane. Er informierte das FBI zudem über den Waffenbesitz, die Tötungsabsichten und die verstörenden Einträge in sozialen Netzwerken durch Cruz.
Zuvor hatte das FBI bestätigt, im September auf einen auf der Internetplattform Youtube veröffentlichten Beitrag hingewiesen worden zu sein, in dem ein Nutzer namens Nikolas Cruz ankündigte: "Ich werde ein professioneller Schulschütze." Das FBI erklärte, es habe den Eintrag geprüft, die fragliche Person aber nicht identifizieren können. FBI-Chef Christopher Wray sicherte am Freitag eine gründliche Untersuchung der Panne zu. Er sehe sich verpflichtet, der Sache "auf den Grund" zu gehen.
Floridas Gouverneur Rick Scott forderte Wray zum Rücktritt auf. "Siebzehn unschuldige Menschen sind tot", sagte er. "Einen Fehler zuzugeben wird nicht reichen." Justizminister Jeff Sessions ordnete seinerseits eine Untersuchung an, um eine "effektive Reaktion zu Hinweisen auf potenzielle Gewalt" zu gewährleisten.

Präsident Donald Trump und seine Ehefrau Melania besuchten unter Führung von Doktor Igor Nichiporenko einige der Verletzten des Schulmassakers.
Präsident Donald Trump und seine Ehefrau Melania besuchten unter Führung von Doktor Igor Nichiporenko einige der Verletzten des Schulmassakers.

© dpa

Floridas Senator Marco Rubio sagte bei einem Treffen mit Trump im Büro des Bezirks-Sheriffs, die Menschen verlangten Schutzmaßnahmen, damit "dies nicht noch einmal passiert". "Darauf können Sie zählen", antwortete der US-Präsident.
Zuvor hatten Trump und seine Frau Melania Überlebende in der Klinik Broward Health North in Pompano Beach besucht, wo einige Opfer des Schulmassakers behandelt werden. Der Präsident dankte den Ärzten, Notrettern und Pflegern für ihre "unglaubliche" Arbeit. In den sozialen Medien verbreitete Trump Fotos mit Überlebenden und Krankenhausangestellten. Er wolle dazu beitragen, Schulen sicher zu machen und "das schwierige Thema mentale Gesundheit" angehen, schrieb der Präsident auf Instagram.
In Parkland wächst derweil die Wut bei Eltern und Schülern der Marjory Stoneman Douglas High School über den Widerwillen, das Waffenrecht zu verschärfen. "Es ist unlogisch, dass ein Minderjähriger nicht trinken darf, aber ein Gewehr kaufen kann", sagte Mavy Rubiano, deren Kind das Massaker überlebte. (AFP/dpa)

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