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Johnny Depp hatte hunderte Millionen Dollar verdient, gab aber zwei Millionen pro Monat aus. Das war zu viel.

© dpa

Nach der Pleite von Johnny Depp: Wie kann ich mit meinem Geld auskommen und ein Vermögen aufbauen?

Reichtum schützt nicht vor Armut. Entscheidend ist die Frage: Wie komme ich mit meinem Geld aus? Auch Normalverdiener können ein Vermögen aufbauen. Was Experten sagen.

Von Andreas Oswald

Oscar Wilde wird folgender Spruch zugeschrieben: „Als ich klein war, glaubte ich, Geld sei das Wichtigste im Leben. Heute, da ich alt bin, weiß ich: Es stimmt.“ Viele Reiche, die Millionen auf dem Konto hatten, sind plötzlich pleite. Und viele, die ein relativ kleines Einkommen haben, stehen plötzlich so gut da, dass Freunde fragen: „Wie macht der das?“ Er macht es anders als Johnny Depp, der Berichten zufolge pleite ist, obwohl er Hunderte von Millionen Dollar verdient hat. Er machte es auch anders als die ehemalige Tagesschau-Sprecherin Eva Herman oder die frühere TV-Entertainerin Ingrid Steeger, die alle irgendwann finanziell am Ende waren. Die Frage lautet: Wie komme ich mit meinem Geld aus? So, dass sich nach und nach ein kleines Vermögen aufbaut?

Der englische Gelehrte Francis Bacon wusste schon im 16. Jahrhundert: „Wer gut wirtschaften will, sollte nur die Hälfte seiner Einnahmen ausgeben, wenn er reich werden will, sogar nur ein Drittel.“ Soweit muss man nicht gehen, aber es könnte sich lohnen, über das Grundprinzip nachzudenken.

Das Einkommen in vier Teile zerlegen

„Budgetplanung ist der Ausgangspunkt“, sagt Volker Schmidtke, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Berlin.

Es ist gar nicht so schwer. Es beginnt im Kopf. Und es beginnt mit einem Zettel und einem Bleistift. Und einer halben Stunde ungestörter Ruhe. Wie hoch ist das monatliche Nettoeinkommen? Wie viel geht weg durch Miete, Telefon, Versicherungen und andere feste Posten? Wie viel bleibt übrig? Eine grobe Unterteilung könnte ergeben: Ein fester wöchentlicher Betrag für den Lebensunterhalt, ein fester monatlicher Betrag für unvorhergesehene Rechnungen wie Tierarzt oder Heizkostennachzahlung, ein kleiner Betrag zum Ansparen für Urlaub und Luxus. Luxus? Einmal im Monat eine Massage? Eine Flasche Champagner?

Die Trennung der verschiedenen Teile

Und schließlich ein Betrag zum langfristigen Anlegen für das Alter. Wem der Begriff „Sparen“ so gar nicht gefällt, der könnte ihn durch „Anlegen“ ersetzen. Jeden Monat 50 Euro zum Beispiel?

Das Entscheidende ist die Trennung der verschiedenen Posten: Wöchentlicher Lebensunterhalt, Betrag für besondere Ausgaben, Betrag für Urlaub und Luxus, langfristige Anlage. Diese Unterteilung schlägt die Autorin Hedwig Kellner vor. Sie hat ein aufschlussreiches Buch geschrieben mit dem Titel: „Die Kunst, mit meinem Geld auszukommen“.

Wer es schafft, die Posten auseinanderzuhalten und den Rahmen nicht zu überschreiten, hat schon gewonnen. Jeden Monat steigt die Geldsäule auf dem Anlagekonto. Am besten richtet man sich ein extra Tagesgeldkonto dafür ein. Wer mit der Zeit zusätzliche Sparmöglichkeiten sieht, kann den Anlagebetrag erhöhen. Auf 100 Euro, 200 Euro. Wer eine Gehaltserhöhung bekommt, kann diese ebenfalls draufschlagen.

Die innere Einstellung etwas ändern

Wie aber soll das alles gehen? Hedwig Kellner verweist auf eine nachteilige innere Einstellung vieler Menschen, die hauptsächlich daran denken, wie sie an neues Geld kommen. Wichtiger sei, sich darauf zu besinnen, was man hat und dann mit dem vorgegebenen Betrag auszukommen. Es stärke auch das Selbstbewusstsein, schreibt sie, man fühle sich sicherer und stärker.

Zettel und Bleistift und einmal im Monat eine halbe Stunde Zeit können Wunder wirken. Wofür habe ich heute Geld ausgegeben? Wofür habe ich gestern Geld ausgegeben? Letzte Woche? Wer sich das schriftlich notiert und betrachtet, macht sich automatisch Gedanken. Drei Euro hier, fünf Euro da. Kaffee aus dem Automaten? Süßigkeiten aus dem Automaten? Coffee to go? Ein supergünstiges Angebot, das man nicht ausschlagen kann? Sich mit irgendeinem Kauf selber belohnen? Die Sparvorschläge kommen von ganz alleine. Und es arbeitet im Gehirn weiter, wenn man den Zettel längst in eine Schublade gelegt hat.

Innerlich befreit durch die Stadt laufen

Es kann ein großartiges Gefühl sein, wenn man das erste Mal durch die Stadt läuft und innerlich ganz befreit zu sich selbst sagt: „Ich kaufe nichts. Ich genieße die Stadt. Ich muss niemandem etwas beweisen.“ Es ist der erste Schritt zum Wohlstand. Nichts mehr kaufen zu müssen. Fortgeschrittene sagen, wenn sie von einem Verkäufer angesprochen werden: „Ich kann mir das nicht leisten. Das ist alles zu teuer für mich.“ Wer diese Stärke besitzt, ist innerlich frei. Dann gibt es noch die harten Einsparmöglichkeiten. Dirk Eilinghoff vom gemeinnützigen Verbraucherportal „Finanztip“ nennt folgende Ausgaben, an denen gespart werden kann: Kosten für Girokonto und Kreditkarte, Handyvertrag, Stromvertrag, Versicherungsverträge. Er empfiehlt, sich die Verträge einmal anzuschauen und zu vergleichen, ob es bessere gibt, die mehr leisten und weniger kosten. Vor allem: „Kredite abbezahlen lohnt sich immer.“ Wer als Verbraucher Zinsen zahlen muss, zahlt erheblich mehr, als er bekommt, wenn er spart.

Handyverträge und Versicherungen anschauen

Sein Kollege Volker Schmidtke von der Verbraucherzentrale Berlin empfiehlt, sich zu fragen, welche Versicherungen man braucht und welche nicht. „Ist für mich eine Hausratversicherung tatsächlich notwendig?“ Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung hat, brauche möglicherweise keine Unfallversicherung. Partner könnten sich fragen, ob sie bei Haftpflicht und anderen Versicherungen doppelt versichert sind. „Viele denken nicht daran“, sagt Schmidtke. „Und verzichten Sie auf Versicherungen gegen überschaubare Schäden wie Handyversicherung oder Brillenversicherung. Sparen Sie für solche Schäden lieber eine Rücklage an.“

Große Einsparmöglichkeiten gibt es auch bei den Kosten für die Alterssicherung. „Hier gibt es viele teure Produkte, die Kosten etwa vieler Rentenversicherungen und auch vieler Fonds sind hoch“, sagt Schmidtke. Er rät Verbrauchern, sich besser von unabhängigen Beratern gegen Gebühr beraten zu lassen, weil Banken und Vermittler Provisionen für die Produkte bekommen, die sie verkaufen. Auch Verbraucherzentralen bieten unabhängige Beratung. Wie schon der römische Staatsmann Cicero sagte: „Die Menschen verstehen nicht, welch große Einnahmequelle in der Sparsamkeit liegt.“

Wie aus 1 Euro am Tag 24.000 Euro werden - der Zinseszinseffekt

Wer 30 Jahre lang täglich einen Euro spart und das Geld durch Aktienanlage mit schätzungsweise 5 Prozent verzinsen lässt, hat am Ende 10.800 Euro eingezahlt und bekommt 24.565 Euro raus. Ursache ist der Zinseszinseffekt. Wer statt 30 Euro im Monat 100 Euro spart, zahlt 36.000 Euro und bekommt 81.885 Euro raus. Im Internet gibt es Zinsrechner, mit denen man Szenarien durchspielen kann. „Wer langfristig Vermögen aufbauen will, kommt wegen der niedrigen Zinsen um Aktien nicht herum“, schreibt das gemeinnützige Finanzportal „Finanztip“. Es gibt Ratschläge wie den, nicht auf einzelne Aktien zu setzen, sondern auf den großen Aktienmarkt. Er kann mit ETFs gekauft werden, die Indizes abbilden und viel kostengünstiger sind als aktiv gemanagte Fonds. Die Frage ist, ob Aktien derzeit nicht teuer sind und man lieber den nächsten Crash abwartet. Bis dahin kann man auf einem Tagesgeldkonto ansparen. Hilfe bieten Webseiten wie finanztip.de, handelsblatt.de oder Magazine wie „Finanztest“.

Einen Text darüber, wie man mit gestaffeltem Einstieg in den Aktienmarkt und einem sogenannten Rebalancing des Portfolios sich vor Crashs schützen kann, finden Sie hier.

Einen Text über Dividendenstrategien finden Sie hier.

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