zum Hauptinhalt
Vor dieser Gaststätte zündete der Mann am Sonntagabend in Ansbach den Sprengsatz.

© Daniel Karmann/dpa

Update

Nach Anschlag in Ansbach: De Maiziere ordnet erhöhte Polizeipräsenz im öffentlichen Raum an

Bei der Explosion im fränkischen Ansbach wurden 15 Menschen verletzt. Der Täter war wegen Suizidversuchen in Behandlung. Thomas de Maizière warnt vor Generalverdacht gegen Flüchtlinge.

Im fränkischen Ansbach ist am Sonntagabend in der Nähe des Eingangs zu einem Musikfestival mit rund 2500 Besuchern ein Sprengsatz explodiert. 15 Menschen wurden verletzt, vier davon schwer. Gezündet wurde der Sprengsatz dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann zufolge von einem 27-jährigen Flüchtling aus Syrien. Der Mann starb dabei. Zunächst waren die Ermittler von zwölf Verletzten ausgegangen.

Er sei vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen und habe einen Asylantrag gestellt, berichtete Herrmann auf einer Pressekonferenz in der Nacht. Sein Begehren sei vor einem Jahr abgelehnt worden, der Syrer seitdem geduldet gewesen. Er habe in einem Flüchtlingsheim gelebt. Die Gründe für die Ablehnung waren zunächst nicht bekannt.

Die Detonation sei absichtlich herbeigeführt worden, der Mann habe das Festival "unterbinden" wollen, erklärte der Minister. Der Syrer hatte den Angaben zufolge versucht, gegen 22 Uhr auf das Gelände des Festivals mit 2500 Besuchern zu gelangen. Ihm war jedoch der Einlass verwehrt worden, weil er keine Karte hatte. Darauf habe er den Sprengsatz vor einem Gasthaus unweit eines Festivaleingangs gezündet. Die Bombe soll sich in einem Rucksack befunden und scharfkantige Metallteile enthalten haben. Einige Zeugen sprachen auch von zwei Detonationen, was jedoch nicht bestätigt wurde.

Mann hatte zweimal versucht, sich das Leben zu nehmen

Der Syrer war in Behandlung, nachdem er zwei Mal versuchte hatte, sich das Leben zu nehmen. Der Nürnberger Polizeivizepräsident Roman Fertinger betonte, dass man sich jetzt vor allem im Umfeld des Mannes umsehen müsse und zu klären sei, woher er den Sprengstoff hatte. „Wenn er mit dem Rucksack in die Veranstaltung gelangt wäre, hätte es bestimmt mehr Opfer gegeben“, erklärte Fertinger. Man müsse zudem herauszufinden, mit wem der Täter kommuniziert habe, erläuterte Staatsanwalt Michael Schrotberger.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Zum Motiv des Täters gibt es noch widersprüchliche Äußerungen. Während Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Montagnachmittag weder einen islamistischen Hintergrund noch eine psychische Labilität - "vielleicht auch eine Kombination" - ausschließen wollte, äußerte sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann deutlich in Richtung terroristischer Anschlag. Auf dem Handy des Attentäters wurde laut Herrmann ein Video mit einer Anschlagsdrohung gefunden, in dem sich der Mann auf den IS und seinen Anführer Abu Bakr al-Baghdadi beruft. In dem Video soll er einen "Racheakt" angekündigt haben.

Am Morgen hatte Herrmann gesagt: „Nachdem er einen Rucksack mit Sprengstoff hatte, in dem gleichzeitig auch viele scharfkantige Metallteile gepackt waren, die ja geeignet sind im Zusammenhang mit einer solchen Bombe dann möglichst viele Menschen im Umkreis zu verletzen, müssen wir davon ausgehen dass es keine reine Selbstmordtat war, sondern dass er möglichst viele Menschen mit ins Verderben stürzen wollte.“ Konkrete Hinweise auf den IS hatte es da noch nicht gegeben. „Die offensichtliche Absicht, mehr Menschen zu töten, weist zumindest auf einen islamistischen Hintergrund hin“, sagte Herrmann jedoch. Er sei entsetzt, dass der Asylschutz menschenverachtend missbraucht werde, sagte der CSU-Politiker. „Das ist ungeheuerlich.“ Es müsse alles unternommen werden, dass derartiges Verhalten nicht weiter um sich greife. „Meine persönliche Einschätzung ist, dass ich es leider für sehr naheliegend halte, dass hier ein echter islamistischer Selbstmordanschlag stattgefunden hat“, sagte Herrmann nach der Presskonferenz am frühen Montagmorgen der Deutschen Presse-Agentur.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) warnte davor, Asylbewerber generell unter Terrorverdacht zu stellen. „Wir sprechen aktuell von 59 Ermittlungsverfahren wegen eines Verdachts der Verwicklung in terroristische Strukturen, und das bei vielen Hunderttausend neu angekommenen Menschen“, sagte er den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“. Die meisten Hinweise in diese Richtung hätten sich bisher als unwahr herausgestellt.

Die Bundesanwaltschaft hat ihrerseits noch nicht entschieden, ob sie die Ermittlungen an sich zieht. „Wir sind natürlich in den Informationsfluss eingebunden“, sagte eine Sprecherin der Karlsruher Behörde am Montag auf Anfrage. „Jetzt gilt es aber erst einmal, sich eine zuverlässige Tatsachengrundlage zu verschaffen. Dann müssen wir sehen, ob das in unsere Zuständigkeit fällt oder nicht.“ Der Generalbundesanwalt verfolgt Straftaten gegen die innere Sicherheit der Bundesrepublik wie Terrorismus.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Polizei mit 200 Beamten in Ansbach

Die Explosion löste einen Großeinsatz aus. 200 Polizisten rückten an. Die komplette Altstadt war abgeriegelt, Anwohner konnten zunächst nicht zurück in ihre Häuser. Auf der Promenade vor dem Ansbacher Schloss in der Innenstadt sammelten sich Rettungskräfte. Ein Hubschrauber mit Suchlicht kreiste über der Stadt. 350 Rettungskräfte und Feuerwehrleute waren im Einsatz.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Das Open-Air-Konzert wurde abgebrochen, die Besucher verließen den Veranstaltungsort. Ansbach liegt in Mittelfranken. Die Stadt hat rund 40.000 Einwohner. Der Bereich um den Explosionsort ist abgesperrt.

Es war die dritte Bluttat in Bayern innerhalb einer Woche. Am Montagabend hatte ein Flüchtling in einer Regionalbahn in Würzburg Menschen mit einer Axt angegriffen, am Freitagabend war ein junger Mann in München Amok gelaufen. Mehrere Menschen starben, viele wurden verletzt. Herrmann sagte, es sei leider ein weiterer schlimmer Anschlag, der gerade die Besorgnis der Menschen weiter verstärken dürfte. Daher sei eine restlose Aufklärung der Tat wichtig, um das Vertrauen in den Rechtsstaat wieder herstellen zu können. Innenminister de Maizière hat nach den Attentaten von Würzburg, München, Reutlingen und Ansbach nach eigenen Worten verstärkte Streifen der Bundespolizei an Flughäfen und Bahnhöfen angeordnet. "Was mir im Moment besonders wichtig erscheint, ist eine erhöhte Präsenz von Polizeikräften im öffentlichen Raum", sagte der Bundesminister am Montag in Berlin. (dpa/AFP/Reuters)

Die aktuellen Entwicklungen zum Anschlag und den Folgen bilden wir in einem Newsblog ab.

Zur Startseite