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Manchmal kann eine Wolldecke einen purpurroten Mantel ersetzen

© Christian Hagemann

Wolldecke statt Schal: Deck mich zu

Wolldecken sind nicht nur schick fürs Sofa, jetzt werden sie auch draußen als Schalersatz getragen. Catharina Mende entwirft besonders schöne.

Küchenpsychologisch gesprochen kann es diese Weihnacht kein besseres Geschenk geben als eine Wolldecke. Sich vor der Unbill des Lebens unter einer Decke auf dem Sofa zu verstecken, ist die eine Sache. Die andere ist, sich diese Decke auch für den Gang in die Welt da draußen um die Schultern zu legen. Genau das haben Designer wie Phoebe Philo für Céline oder Raf Simons für Calvin Klein diesen Winter nahegelegt. Wolldecken tauchen bei ihren Schauen auch als Accessoire auf: Phoebe Philo legt ihren Models die Decken als zusätzliches Wärmeangebot über den Arm, und wenn sich diese Szene nicht auf einem Pariser Laufsteg abspielen würde, würde das an die Deckenausgabe für Bedürftige erinnern.

Generell haben Schals diesen Winter Dimensionen erreicht, die in ihrer ursprünglichen Funktion erweitert wurden, den Hals zu bedecken. Gerade junge Frauen verbergen nicht nur ihren halben Oberkörper unter dem Wollstoff, bis zur Nasenspitze verschwindet auch das Gesicht.

Die niederländische Trendforscherin Li Edelkoort hält die Wolldecke gar für eines der meistunterschätzten Accessoires und prophezeite kürzlich bei einem ihrer Trendseminare für das Jahr 2019: „Wir werden unser Leben mit Wolle, Tweed, Filz und Samt gemütlich machen.“ Wolldecken sollen sogar das Tischtuch ersetzen.

Große grafische Muster sehen auch auf dem Sofa hübsch aus
Große grafische Muster sehen auch auf dem Sofa hübsch aus

© Debora Mittelstaedt

Bei all dem müsste sich Catharina Mende eigentlich gar nicht mehr darüber wundern, warum sich ihre Waren so gut verkaufen. Vor drei Jahren beschloss die studierte Künstlerin, Decken zu entwerfen. Die wichtigste Aufgabe war, die richtigen Garne zu finden. Mende verarbeitet ausschließlich Naturmaterialien wie Merinowolle, Seide, Alpaka, Yak und Kid-Mohair. Produzieren lässt sie Decken und Kissen in Deutschland, Italien und Schottland.

Ihre Marke trägt ihren eigenen Namen einfach aus Selbstschutz: „Wenn ich ein blödes Produkt mache, kann ich mich nicht dahinter verstecken.“ Auch wenn eine Decke – anders als Kleidung – nur ein zweidimensionales Produkt ist, war der Lernprozess für die Designerin enorm. Die Decke darf nicht zu schwer oder leicht sein, sie muss sich gut anfühlen – aber es ist auch wichtig, wie sie fällt.

Catharina Mende wirft eine gestrickte Decke mit einem großflächigen geometrischen Muster über ein Sofa und betrachtet versonnen das Ergebnis: „Es ist doch erst interessant, wie die Muster aussehen, wenn die Decke benutzt wird.“ Deswegen schaut sie sich gerne Modenschauen an. Wie ein Stoff am Körper fällt, inspiriert sie zu ihren Entwürfen. Ihr neuester ist eine Reisedecke. Die ist so leicht und weich, dass man sie überallhin mitnehmen kann. Sie kommt damit den Ideen der internationalen Designer sehr nah.

Bei Catharina Mende gibt es fast keine Grau- und Beigetöne: „Ich liebe Farben!“ Dass sie Malerei studiert hat, sieht man sofort. Mende entwirft Decken so, wie sie auch ein Bild malen würde. Die fertigen Produkte hängen dann dekorativ nebeneinander an der Wand ihres Showrooms in Mitte. Dort kommt richtig zur Geltung, was Decken auch können: einfach schön aussehen.

Die Decken von Catharina Mende sind aus Mohair und Seide
Die Decken von Catharina Mende sind aus Mohair und Seide

© Debora Mittelstaedt

Decken für mehr als 300 Euro – nie hätte sie gedacht, dass es so einfach ist, sie zu verkaufen. Umso erstaunter ist sie, dass ihre Kunden kaum zögern: „Die greifen einfach zu.“ Nicht nur weil Wolldecken Schutz bieten, sind sie so begehrt. Es gibt noch einen anderen, fast widersprüchlichen Grund: Wohnen ist zu einer öffentlichen Angelegenheit geworden. Viele Magazine wie „Schöner Wohnen“ und Wohnblogs beschränken sich längst nicht mehr auf die repräsentativen Wohnräume.

Früher wurden die Türen zum Schlafzimmer geschlossen gehalten, heute werden diese Räume ebenso inszeniert wie der Rest. Ja, oft ersetzt ein Bett inzwischen das Sofa und den Schreibtisch, so ist das Schlafzimmer offen für alle. Wenn man neuesten Trends im Innendesign glauben darf, sollen auch die Wände des Badezimmers fallen – die Wanne steht dann direkt neben dem Bett, und die Dusche ist nur durch eine Glaswand vom Rest der Wohnung getrennt. Nur das Klo darf hinter die „Schamwand“.

Das zeigt, dass Wohnaccessoires heute viel mehr leisten müssen, sie sind die verbindenden Elemente zwischen Privatem und Öffentlichem. Und das funktioniert nur schwerlich mit der traditionell mausgrauen oder camelfarbenen Decke, die vor allem eins können soll: warm halten.

Decken gibt es online unter catharinamende.com oder zum Beispiel in ihrem Showroom in der Schröderstr. 21/1 in Mitte. Bitte Öffnungszeiten erfragen.

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